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Das Schicksal Armeniens darf uns nicht unberührt lassen:
"Das deutsche Kaiserreich, Verbündeter des Osmanisch-Türkischen Imperiums im Ersten Weltkrieg, duldete die Verbrechen. 12.000 deutsche Soldaten und ca. rund 700 Offiziere mit Führungsaufgaben standen im Dienst der Türkei. Einige unter ihnen nahmen aktiv an Planung und Durchführung der Maßnahmen gegen die Armenier teil. Warnungen von Offizieren und Diplomaten die versuchten, der Reichsregierung in Berlin die Augen zu öffnen, wurden ignoriert."
www.ndr.de/kultur/...oelkermord110.html
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"Kritiker wie Botschafter Graf Wolff-Metternich wurden von Reichskanzler Bethmann-Hollweg (r. neben dem Kaiser) nach Deutschland zurück beordert. Bethmann-Hollwegs Hauptziel war es, die Türkei als Bündnispartner im Krieg nicht zu verärgern."
@Martin Rees und wer ignoriert die Vertreibung und die Verbrechen heute? Ich habe von der Aussenministerin oder der Bundesregierung noch praktisch nichts dayu geh;rt, geschweigen denn irgendwelche Aktion gesehen.
Vom NATO-Staat Türkei mit Waffen versorgt, betreibt der aserbaidschanische Staat ethnische Säuberung in Berg-Karabach.
An Waffen ermangelt es der Türkei nicht. Seine eigenen Säuberungsaktionen in Rojava kann der türkische Staat schließlich mit deutschen Waffen durch führen.
Ob das alles auch "auch für unsere Freiheit" geschieht?
Erdogan und Putin haben sich abgesprochen. Menschenleben werden den geopolitischen und religiösen Interessen geopfert. Aber Bergkarabach ist zu unwichtig-klein, als dass man sich da als Weltstaatengemeinschaft ( UNO ) einmischt.
Wieder einmal werden Christen verfolgt und ermordet nur weil es Christen sind, eine Schande dass der Westen hier nicht einschreitet.
@684652 (Profil gelöscht) Ich sehe keinen Hinweis auf "weil es Christen sind".
@684652 (Profil gelöscht) Sorry, aber Aserbaidschan wurde von der Türkei, dem Gate-Keeper der NATO, hochgerüstet und militärisch unterstützt. Armenien wurde bisher von Russland unterstützt, das jetzt allerdings seine Kräfte in der Ukraine konzentriert.
Als Erdogan mit seinen eigenen ethnischen Säuberungen im Nordsyrien begann, nannte Heiko Maas (SPD-Außenminister) das ein "legitimes Interesse".
Ethnische Säuberung wird nun mal inkauf genommen, wenn das den eigenen Interessen, äh ...Werten dient. Da kann Annalena Baerbock noch so viel Trara beim nächsten Staatsbesuch machen, spürbare Konsequenzen gibt es ansonsten überhaupt nicht.
Warum allerdings Christen einen größeren Anspruch auf Schutz vor Verfolgung haben sollen als andere Minderheiten unter den Menschen, ist mir schleierhaft. Schließlich sind Staat und Kirche bei uns weitgehend getrennt und niemand darf vom Staat wegen der Religion bevorzugt oder banachteiligt werden. Stellen Sie sich das anders vor, @PETER MAYER?
@684652 (Profil gelöscht) "Der Westen" kann nicht überall einschreiten. Es ist immer ein Unglück, wenn Menschen vertrieben werden. Trotzdem: Wer hat hier Recht und wer hat Unrecht? Die historischen Hintergründe sind kompliziert. Und dann keine internationale Anerkennung...
@DaBa "Wer hat hier Recht und wer hat Unrecht?"
Ganz einfach: Es gibt kein Recht auf ethnische Säuberung.
Außerdem entscheidet im Völker"recht" die Politik, weil es um Anerkennung und Mehrheiten in der UNO geht.
Wenn das Völker"recht" eine Rechtsfrage wäre, würden Gerichte entscheiden.
Diese Struktur ist nunmal dysfunktional, auch weil sie die Frage der Anerkennung von autonomen Gebieten innerhalb existierender Staaten den Staaten selbst überlässt und keinen rechtlichen Rahmen dafür schafft. Mit einem solchen Rahmen als allgemeine Orientierung hätten sich die politischen Auseinandersetzungen nicht nur in Berg-Karabach, sondern auch in der Ukraine, Syrien, Ex-Jugoslawien oder auch in Spanien vielleicht anders entwickelt.
Auslöschen, ja darum geht es. Und wegschauen, schönreden, Augen verschließen, darum geht es bei uns.
@Frankenjunge Leider haben Sie vollkommen Recht.
Mit 400 Millionen Euro stützt der Staat die Meyer Werft in Papenburg. Damit setzen der Bund und das Land Niedersachsen gleich mehrere falsche Signale.
Zerstörung armenischer Kultur: Unbequeme Spuren
Klöster, Obsthaine, Friedhöfe: Es gehört zu Aserbaidschans Strategie, armenische Kulturgüter auszulöschen. Auch in Bergkarabach wird das geschehen.
Armenisches Kloster in Nagorno Karabach, es ist zu befürchten, dass es zerstört wird Foto: Golovanov Kivrin/imago
Am 19. September griff Aserbaidschan Bergkarabach an, einen Tag später kapitulierten die Streitkräfte des Gebiets im Südkaukasus. Die international nicht anerkannte Republik Arzach – so nennen Armenier das Gebiet, das sich 1991 unabhängig erklärte von Aserbaidschan – soll bis 2024 offiziell aufgelöst werden.
Bis dahin haben wohl die meisten Armenier Bergkarabachs ihre Heimat hinter sich gelassen, Zehntausende sind bereits nach Armenien geflohen. In Bussen und Autos stehen sie stundenlang auf der einzigen Verbindungsstraße im Stau, dabei haben sie nur das Nötigste. Was sie zurücklassen mussten: Möbel, Häuser, Felder, Obsthaine voller Granatapfelbäume. Friedhöfe mit den Gräbern geliebter Menschen. Kunstwerke, Kathedralen und Kirchen.
Menschen brauchen Monumente: Als Erinnerung, als Ort der Andacht. Viel mehr brauchen diese aber die Menschen, denen sie gewidmet sind. Wem ein Monument etwas bedeutet, der schützt es. Und wem es ein unbequemes Mahnmal ist, an etwas, das angeblich niemals war – der zerstört es.
In den Sozialen Medien werden Videos geteilt: Ein Soldat schießt in Richtung eines Gebäudes. Es ist ein Kloster aus dem 13. Jahrhundert im Ort Charektar. In einem anderen Video schießt ein aserbaidschanischer Soldat mit seinem Gewehr Salven auf einen Kreuzstein. Die Zerstörung armenischer Kultstätten durch Aserbaidschan ist nichts Neues. Das Portal Caucasus Heritage Watch der US-Universitäten Cornell und Purdue beobachtet die Zerstörung von Kulturerbe in der Region.
Wer nie da war, dem konnte auch nichts genommen werden
Ihr Fazit: Auch Armenier haben aserbaidschanische Kultstätten, etwa die Moscheen von Shusha und Agdam, geplündert und teilweise zerstört. Es sei aber nicht das Ziel gewesen, die Existenz aserbaidschanischer Kultur zu verschleiern oder ihre Spuren zu tilgen. In Aserbaidschan hingegen ist es Teil des Narrativs, die armenische Geschichte der heute zu der Öldiktatur gehörenden Landstrichen zu leugnen. Und dafür muss man sie auslöschen.
Das zeigt sich in den 2020 zurückeroberten Gebieten rund um Bergkarabach und in der aserbaidschanischen Exklave Nakhitschewan. Dort gab es einmal ein Kloster aus dem 5. Jahrhundert. Mesrop Mashtots, der Erfinder der armenischen Schrift, soll dort gelebt haben. Das Kloster und seinen Friedhof gibt es heute nicht mehr, der aserbaidschanische Staat, so Caucasus Heritage Watch, hat es zerstört. Wer heute an dem Ort vorbei fährt, ahnt nichts von seiner Geschichte. So will es Aserbaidschan.
Wer nie da war, dem konnte auch nichts genommen werden: Keine Häuser, Obsthaine, Kirchen – und auch keine Heimat. Die hat es ja angeblich nie gegeben. Und wo wären denn die historischen Stätten, die etwas anderes belegten?
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Schwerpunkt Bergkarabach
Kommentar von
Lisa Schneider
Redakteurin für Nahost
Redakteurin für Westasien & Nordafrika. Zuvor Korrespondentin in Jerusalem ad interim.
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