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Werbekampagne von Media MarktGut gedacht, aber leider sexistisch

Die neue Werbung von Media Markt will sagen: Auch Männer haben schlechte Tage. Leider reproduziert sie nur sexistische Klischees.

Unter anderem mit Jürgen Vogel wirbt Media Markt für die neue Männlichkeit Foto: dpa

Endlich gibt es bei Media Markt die Kampagne, auf die die Welt seit Jahren gewartet hat. Endlich wirds mal ausgesprochen: Auch Männer sind reizbar, bockig, antriebslos. Um das ganz wissenschaftlich zu belegen, hat Media Markt eigens eine Emnid-Studie in Auftrag gegeben, die zeigt: 64 % der Männer erleben regelmäßige oder gelegentliche Stimmungsschwankungen. Auch Frauen bestätigten das in der Studie. Es sind also gar nicht nur Frauen, die sich für ein paar Tage im Monat seltsam verhalten! Dank Media Markt wissen wir jetzt, dass auch Männer ihre Tage haben, #Männertage halt.

Am 12. November startet Media Markt eine „einzigartige Mission für Männertage-Geplagte“, wie es auf ihrer Homepage heißt. Plakate, Videos, ein Hashtag und dazu Promigesichter. Seit Tagen bläst der Elektronikfachmacht diese schon durch die sozialen Netzwerke und in die Werbekästen auf den Straßen. Media Markt bedient so ziemlich alle sexistischen Klischees, die man hat auftreiben können: Die miesgelaunten Männer kommen natürlich nicht allein klar, sondern es ist wieder die Aufgabe von Frauen, den Gatten einzupacken, ins Männerparadies zu fahren und irgendetwas zu kaufen, was den Mann glücklich macht.

Im #Männertage-Videoclip dürfen sie dann mit einem Dampfreiniger einen Riesen-Penis auf die Straße malen, zwischen zwei Geschäftstreffen presslufthämmern oder beim Grillen den halben Garten mit Benzin abfackeln. Damit ist aber auch gleichzeitig der Frau geholfen, denn sie hat dann wieder ihre Ruhe und ihre ganze Existenz hängt ja sowieso von der Zufriedenheit des Mannes ab. Alternativ geht auch Sex haben, sofort, auf Knopfdruck.

„Knöpfedrücken“ ist das Motto der Plakate zu den #Männertagen. Mit „Knöpfen“ sind dabei weibliche Nippel gemeint, zum Beispiel die von Sophia Thomalla auf dem Plakat. Thomalla erklärte der Bild am Mittwoch ausführlich, wie sie Männern helfe, wenn die ihre Tage haben. Knöpfedrücken muss dann halt sein.

Viele Bilder der Kampagne haben wir schon 1.000 Mal vorher gesehen: Sexismus in der Werbung. Neu ist, dass der Elektronikfachmarkt eigentlich versucht, mit einem neuen Männerbild zu werben, dass Männer nämlich auch manchmal Probleme haben. Blöd, dass dabei nur wieder die gängigen Stereotype reproduziert werden: Frau hat Brüste und kümmert sich um Mann. Mann kriegt gar nichts alleine hin, außer mit überschüssigem Testosteron um sich zu werfen oder unpassende Sprüche von sich zu geben. Schauspieler Jürgen Vogel macht das auf seinem Plakat zum Beispiel so: „Männer haben auch Gefühle. Ich hab' das Gefühl, ich brauch 'ne Playstation.

PMS ist mehr als nur schlechte Tage

Danke dafür, Jürgen! Wenn es Menschen schlecht geht, sollte man ihnen einfach ein neues Spielzeug kaufen und die Sache ist gegessen. Damit zieht Media Markt ins Lächerliche, was „die Tage“ für Menstruierende bedeuten und das sind immerhin 50% aller Menschen. So langsam ist zwar durchgesickert, dass Menstruation keine Krankheit und auch gar nicht eklig ist. Aber immer noch gibt es viel zu wenig zugängliches Wissen und Infos darüber, wie viele Menschen beispielsweise von PMS betroffen sind und was man dagegen tun kann. Das steht nicht für Playstation, Metallbohrer und Schraubendreher, sondern für Prämenstruelles Syndrom.

Für viele läuft die Menstruation nämlich nicht unbedingt so wie in der Tampon-Werbung, dass eine strahlende Person aus dem Bett springt, sich ein schmales Wattedings in die Vagina steckt und durch den Tag tanzt. PMS bedeutet teilweise schon zwei Wochen vor der Blutung Übelkeit und Kreislaufbeschwerden, Schlafstörungen, Schmerzen in allen möglichen Körperbereichen, Depressionen.

Darum geht es „an den Tagen“ also bei den einen, die dennoch weiterhin den Laden schmeißen, lohnarbeiten, carearbeiten, das volle Progamm, während die anderen einfach nur eine Playstation wollten. Und jetzt festhalten, Männer: Media Markt hat euch verarscht! Ihr habt nämlich gar nicht „eure Tage“. Ihr seid einfach nur schlecht drauf! Und jetzt muss auch keine Frau antanzen und euch helfen. Statt einer Playstation könntet ihr auch Putzlappen kaufen und einen Teil der Care-Arbeit verrichten, die laut Studien noch immer zum Großteil von Frauen verrichtet wird. Die Putzlappen gibt es im Zweifel auch bei Media Markt, zwar nur die fürs Auto, aber die funktionieren auch im Haus.

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8 Kommentare

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  • Für mich klingt das fast ein bisschen wie .... es gibt aber nur bei Frauen eine Monatsregel, die lassen wir uns nicht wegnehmen...mimimi.



    und dann die ganzen Whatabouism mit der die Autorin auffährt.

    Also ich hab gerade einen schlechten Tag, glaube ich. Ansonsten würde ich das nur witzig finden oder zumindest unter witzig gemeint FAIL verorten.

    Da Sexismus drauszustricken, meine Güte muss man schon Sensibel sein.

  • Danke für den Artikel! Ich habe das Plakat mit Frau Thomalla heute gesehen und war völlig verdutzt, wie so eine sexistische Werbekampagne es schafft veröffentlicht zu werden. Dabei wusste ich bei der Sichtung des Plakats noch gar nicht, dass dieser Werbekampagne eine so aufwändige und unsensible Rechtfertigung zu Grunde liegt. Danke, dass Sie das in diesem Artikel so gut aufgearbeitet haben.

  • Die dümmste Reaktion auf eine locker ironische Werbekampagne ist vermutlich verkniffener Ernst.

  • " „Männer haben auch Gefühle. Ich hab' das Gefühl, ich brauch 'ne Playstation.

    Danke dafür, Jürgen! Wenn es Menschen schlecht geht, sollte man ihnen einfach ein neues Spielzeug kaufen und die Sache ist gegessen. "

    Die Aussage ist auch: "nu habt euch mal nicht so mit euren lächerlichen Gefühlen und Stimmungsschwankungen, hab ich auch, ist doch gar kein Thema, stellt euch nicht so an"

    Die Werbung ist so flach wie man es von Mediamarkt gewohnt ist - und letztlich eine Beleidigung für Männer, die tatsächlich "Gefühle" haben, also empathisch sind und an mehr als Stimmungsschwankungen leiden, z.B. depressive Schübe.

  • Nach dem, was meine beiden :-) Frauen so erzählen, kann das aber im schlimmsten Fall schon ganz schön eklig werden.

    Insbesondere, wenn man aus welchen Gründen auch immer stundenlang nicht auf Klo kann oder die Klos einfach mal ein paar Tage außer Betrieb sind.

    Dafür braucht es nicht immer einen Polizeikessel. Der verantwortliche Schuldirektor kann sogar eine Frau sein. (sic!)

    So dieses Frühjahr geschehen am Scholl-Gymnasium in Ulm.

  • Hier männeransprechende Werbung eines Elektrohändlers mit Umsatzproblemen - dort das Leid der Frauen mit ihrer Menstruation.



    Irgendwie versteh ich den Zusammenhang nicht?



    Oder ist "heute lieben wir uns anders" auch eine Werbekampagne auf Kosten von Mensturierend*innen und Impotent*innen?

  • Meine Güte. Man kann eine nicht ernst gemeinte Werbung auch einfach eine nicht ernst gemeinte Werbung sein lassen.

  • Stimmt alles. Aber selbst "Männerrechtler" sollten diese Kampagne schärfstens verurteilen, da sie auch männliche Emotionen und Depressionen auf billige Kalauer reduziert. Und die männlichen Werbehuren sollten sich was schämen, bei so einem Müll mitzumachen