Wer bombardiert wen in Syrien?: Überprüfung unmöglich

Berichte aus Syrien stammen oft von den Konfliktparteien. Was wahr ist, erfahren wir – wenn überhaupt – erst viel später.

Französische Kampfflugzeuge

Wo geht‘s hin? Wo geht‘s lang? Französische Kampfflugzeuge am Boden. Foto: dpa

BERLIN taz | Auf Berichte über Kämpfe in Syrien folgt häufig der Satz: „Diese Angaben konnten zunächst nicht von unabhängiger Seite überprüft werden.“

Dies ist durchaus korrekt, denn die Informationen stammen in der Regel von den Konfliktparteien – etwa den Regierungen in Damaskus, Washington, Moskau oder Paris. Hinzu kommen die syrischen Kontrahenten sowie oppositionelle Aktivisten oder die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte.

Ausländische Reporter reisen angesichts der Entführungsgefahr kaum noch in das Kriegsgebiet, und wenn, dann entweder mit einem offiziellen Journalistenvisum nach Damaskus oder mit einer Rebellengruppe in den Norden des Landes. In beiden Fällen ist es kaum möglich, auch über die jeweils andere Seite der Front zu berichten.

So gab also das Pariser Verteidigungsministerium am Dienstag bekannt, die französische Luftwaffe habe am frühen Morgen erneut IS-Ziele in Syrien bombardiert. Ein Kommando- oder Gefechtsposten sowie ein Ausbildungszentrum in Rakka, der Dschihadisten Hochburg im Nordosten des Landes, seien zerstört worden. Über mögliche Opfer lagen zunächst keine Informationen vor.

Illustration: taz / Infotext

Bereits am Vortag hatte Frankreichs Luftwaffe unter anderem Waffen- und Ausbildungslager in Rakka angegriffen. Die Gruppe oppositioneller Medienaktivisten „Rakka wird leise massakriert“ berichtete gegenüber CNN, auch ein Stadion und ein Museum seien getroffen worden. Beide Gebäude seien vom IS als Gefängnisse genutzt worden; das Stadion habe den Dschihadisten auch als Hauptquartier gedient. Stimmt das? Wir wissen es nicht.

Ein Sprecher des US-Militärs gab unterdessen bekannt, die USA hätten über 100 Tanklastwagen nördlich und nordöstlich der Stadt Deir al-Sur angegriffen, um das Ölexportgeschäft der Dschihadisten zu treffen. Die Fahrer seien zuvor mit Flugblättern aufgefordert worden, ihre Fahrzeuge zu verlassen und sich in Sicherheit zu bringen. Auch diese Angaben konnten zunächst nicht von unabhängiger Seite bestätigt werden.

Bei Luftangriffen französischer Jets und Flugzeugen anderer Nationen auf die nordsyrische IS-Hochburg Rakka sollen in den vergangenen drei Tagen mindestens 33 Extremisten getötet worden sein. Kommandozentralen, Waffenlager und ein Ausbildungszentrum der Dschihadisten seien getroffen worden.

Die IS-Führung zieht sich nach Angaben von Beobachtern derzeit aus Rakka zurück. Die Kämpfer und ihre Familien hätten damit begonnen, sich in die irakische Metropole Mossul abzusetzen, teilte die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London am Mittwoch unter Berufung auf Informanten vor Ort mit. (dpa/rtr)

Jenseits der Luftangriffe gegen den IS bombardiert Russland weiter Stellungen bewaffneter syrischer Gruppen, vor allem nördlich und südlich von Aleppo im Norden Syriens. Damit unterstützt die Luftwaffe die Truppen des Regimes, die versuchen, weiter auf die Stadt vorzudringen. Dies berichtete das in Washington ansässige Institute for the Study of War.

Unterdessen meldeten das staatliche syrische Fernsehen und die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Regierungstruppen hätten IS-kontrollierte Gebiete im Westen des Landes zurückerobert.

Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtete, konnte Assads Armee das Dorf Al-Hadat nahe der zentralen Nord-Süd-Fernstraße einnehmen. Zudem rückte sie auf mehrere Ortschaften vor, die im August vom IS erobert worden waren. Auch diese Angaben konnten bisher nicht von unabhängiger Seite überprüft werden.

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