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Weltskiverband und der Berg WankWerbeverbot als Empörungsprophylaxe

Garmisch-Partenkirchen darf beim Ski-Weltcup nicht für seinen Hausberg werben. Denn „I love Wank“ könnte bei englischsprachigen Fans falsch ankommen.

„I love Wank“ auf der Zugpitzbahn Foto: dpa

F ranco Foda ist kein Skifahrer. Da hat er Glück. Der frühere Fußballprofi und aktuelle Trainer der kosovarischen Fußballnationalmannschaft dürfte nämlich bestimmt nicht starten, wenn am nächsten Wochenende in Garmisch-Partenkirchen wieder die Kandahar-Abfahrt stattfindet.

Das liegt daran, dass der Hausberg von Garmisch-Partenkirchen der Wank ist. 1.780 Meter hoch, ist er alpinistisch nix Dolles, aber er heißt halt Wank. Die lokale Zugspitzbahn wirbt mit dem Slogan „I love Wank“ und wollte diesen Spruch auf die Kandahar-Piste fräsen. Das ist ein Problem. Diese Tourismuswerbung hat der Internationale Skiverband (FIS) untersagt.

Gegen Love hat nicht einmal die FIS etwas, aber Wank ist halt nicht überall der Hausberg, sondern im Englischen ist to wank ein Verb: wichsen. Die FIS fürchtet nun, dass interna­tio­nale Gäste von der bayerischen Botschaft „I love Wank“ irritiert sein könnten.

Im Englischen ist to wank ein Verb. Und zwar eines, von dem die FIS fürchtet, der Slogan „I love Wank“ könnte Gäste irritieren.

Dieses Problem dürfte Franco Foda bekannt vorkommen. Als er 1987 in Brasilien in einem Länderspiel eingewechselt wurde, lachten sich die Heimfans schief. Foda-se! ist das brasilianische Äquivalent zu fuck you!, ist ähnlich häufig zu hören wie Letzteres in Amerika, und franco bedeutet frei oder gratis.

Wank, Foda, Forget und Gay

Wank, der Berg, und Franco Foda, der Kicker, sind also Dinge, die es zwar ganz real in der Welt des Sports gibt, die es aber nicht geben darf. Im Zusammenhang mit Wank wird oft an den kleinen Ort Fucking in Oberösterreich erinnert. Seit 2020 heißt dieser Fugging, weil man dort Scherze, wo das nächste fucking restaurant ist, nicht mehr ausgehalten hat.

Die Partenkirchner gehen mit ihrem Wank selbstbewusster um, aber vielleicht ist Sport ja resilienter, außer wenn die doofe FIS agiert. Erinnert sei an den französischen Tennisprofi Guy Forget, der in den 1980er/90er Jahren in der Weltspitze spielte. Dass dessen französischer Name bei Turnieren in den USA schön breit amerikanisch ausgesprochen wurde, nämlich als Kerl, den man vergessen kann, hat Forget wacker ertragen. Oder man möge sich an den US-Sprinter Tyson Gay erinnern, der von fundamentalistisch ausgerichteten Onlinediensten, die vermeintlich unanständige Wörter von einer Software ersetzen lassen, als „Tyson Homosexual“ vorgestellt wurde.

Weder Guy Forget noch Tyson Gay, noch Franco Foda kamen jemals auf die Idee, ihre Namen so zu verändern, dass niemand darüber lacht oder daran Anstoß nimmt. Schließlich ist ja auch an nichts etwas auszusetzen: nicht am vergesslichen Kerl, nicht am schwulen Tyson und nicht am unbezahlten Geschlechtsverkehr.

Womit wir wieder beim Wank wären, dem Hausberg, der doch für viele Menschen den Höhepunkt eines Urlaubs in Garmisch-Partenkirchen bedeutet.

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Martin Krauss
Jahrgang 1964, freier Mitarbeiter des taz-Sports seit 1989
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11 Kommentare

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  • Man gut, dass die Stadt Geestland mit Ortschaften wie Fickmühlen, Hymendorf und Drangstedt keine herausragenden Bedeutung für den Wintersport besitzt.

    • @Ijon Tichy:

      Im Landkreis Emmendingen hätte ich noch Sexau zu bieten.

  • Kandahar? - liegt doch in Afghanistan.

  • Schön, dass sie taz die Übersetzung von to wak nicht so prüde umschrieben hat, wie andere Medien 👍

  • Das "Wunder von Bern" war übrigens auch ein Wunder von (Bern-)Wankdorf.

  • Durchaus richtig. Nur weil es Assoziationen gibt, muss man dem nicht ausweichen. Selbst schuld, wer die Ähnlichkeiten negativ auffasst.



    AFAIK bedeutete "gay" früher auch "fröhlich".

    • @Ciro:

      Aus einem Online-Wlrterbuch kopiert:



      Gay meaning ‘homosexual’ became established in the 1960s as the term preferred by homosexual men to describe themselves. It is now the standard accepted term throughout the English-speaking world. As a result, the centuries-old other senses of gay meaning either ‘carefree’ or ‘bright and showy’ have more or less dropped out of natural use. The word gay cannot be readily used today in these older senses without arousing a sense of double entendre, despite concerted attempts by some to keep them alive.

  • Ich werf mich weg...hat das keiner vorher gemerkt?

    Wie wär's noch mit



    "I cunt an ganzan Tag nua Skifahren" oder so?

    "I wanta piss, no war"?

  • Was ein Schmarrn



    I love Wank 👍



    Guter Slogan - es muss zur Region passen, und das tuts

  • Das kommt vom "Denglishen" ;-).



    "Ich liebe den Wank" wäre eine Lösung und unmißverständlich.

    • @Trabantus:

      Wer sagt denn, dass das Denglisch ist? Ich lese da im lokalen Dialekt: "I mog Wank".