Wegen psychischer Erkrankungen: Fehltage im Job steigen massiv an
Arbeitnehmer fallen im Job immer häufiger und auch länger wegen psychischer Erkrankungen aus. Das ergeben Auswertungen verschiedener Krankenkassen.
In NRW fehlte laut TK-Erhebung jede Erwerbsperson im vergangenen Jahr durchschnittlich 15,5 Tage im Job – davon fast drei Tage wegen psychischer Erkrankungen. Auch Auszubildende seien schon betroffen. Sie litten unter Depressionen, Anpassungs- und Belastungsstörungen. „Diese Entwicklung zeigt klar auf, dass sich Krankenkassen und Betriebe mehr um die Gesundheit ihrer Arbeitnehmer – besonders um die der Jüngsten kümmern müssen“, erklärte der Leiter der TK-Landesvertretung NRW, Günter van Aalst.
Bei der DAK sank die Zahl der Fehltage wegen psychischer Erkrankungen im vergangenen Jahr erstmals seit zehn Jahren zwar leicht auf 270 je 100 Versicherte. Das waren aber immer noch doppelt so viele Fehltage wie 2006.
Damit bestätigen beide Krankenkassen den Trend, den auch der AOK-Bundesverband in seinem Fehlzeiten-Report 2017 des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) feststellt. Laut AOK ist der Arbeitsausfall durch psychische Erkrankungen in den vergangenen zehn Jahren mit 79,3 Prozent überproportional stark gestiegen. Psychische Krankheiten führen dem Bericht zufolge zu langen Ausfallzeiten: Mit 25,7 Tagen je Fall dauern sie mehr als doppelt so lange wie der Durchschnitt mit 11,7 Tagen je Fall.
Ausgewertet wurden die Krankschreibungen der knapp 12,5 Millionen erwerbstätigen Mitglieder der Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK). Aufgrund von Rückgängen in anderen Bereichen ist der Krankenstand im Jahr 2016 mit 5,3 Prozent insgesamt gleich geblieben. Damit hat jeder Beschäftigte im Schnitt 19,4 Tage auf Grundlage einer ärztlichen Krankschreibung im Betrieb gefehlt. Mehr als ein Fünftel der Fehlzeiten gingen auf Muskel- und Skeletterkrankungen (22,9 Prozent) zurück, danach folgten Atemwegserkrankungen, Verletzungen und psychische Störungen.
Eine Befragung von 2.000 Beschäftigten ergab darüber hinaus, dass etwa die Hälfte der Erwerbstätigen in den vergangenen fünf Jahren von einem kritischen Lebensereignis betroffen war. Die Folgen seien für die Beschäftigten und Arbeitgeber gravierend, sagte WiDo-Experte Helmut Schröder. Viele Unternehmen reagierten darauf und böten ihren Mitarbeitern Unterstützung an. Vor allem bei kleinen Firmen bestehe aber Nachholbedarf, erläutere AOK-Verbandschef Martin Litsch.
Am häufigsten kommen der Umfrage zufolge eine schwere Erkrankung von Angehörigen, Konflikte im privaten Umfeld und finanzielle Probleme vor. Mit zunehmendem Alter steige der Anteil der Betroffenen an: Etwas mehr als ein Drittel der Beschäftigten unter 30 (37,6 Prozent) berichteten über kritische Lebensereignisse, bei den 50- bis 65-Jährigen sind es fast zwei Drittel (64,7 Prozent). Jüngere Erwerbstätige berichten neben privaten Konflikten vor allem über finanzielle oder soziale Probleme, während bei Älteren eine eigene Krankheit, Altern oder der Tod des Partners eine größere Rolle spielten.
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