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Wahlverhalten bei der BundestagswahlFrauen wählen anders

SPD und Grüne bekommen mehr weibliche Stimmen, AfD und FDP mehr von Männern. Erstmals ziehen zwei offen trans lebende Frauen in den Bundestag ein.

Sie ist nicht mehr dabei: Die Handtasche von Angela Merkel im Plenum des Bundestags Foto: Michael Kappeler/dpa/picture alliance

Berlin taz | Erdrutschartig anders würde die Zusammensetzung des neuen Bundestags nicht aussehen, wären nur Frauen wahlberechtigt. Sieger und Verlierer wären dieselben Parteien – allerdings würden sie andere prozentuale Ergebnisse holen. Während SPD und Grüne bei Frauen stärker abschneiden als bei Männern, holen AfD und FDP bei den Männern mehr Stimmen. Bei Union und Linkspartei gibt es hingegen kaum geschlechtliche Differenzen.

Für die Geschlechterverteilung im Bundestag gibt es bisher noch keine Auszählung, sondern nur übereinstimmende Prognosen. Der bisherige Bundestag hatte mit knapp 31 Prozent einen so niedrigen Frauenanteil wie seit 20 Jahren nicht mehr. Laut der Wahlforschungsinstitute wird der Anteil nun auf 35 bis 36 Prozent steigen. Damit verfehlen die Männer allerdings noch immer nur knapp die Zweidrittelmehrheit.

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Das liegt auch daran, dass sich etwa die CSU zwar rühmte, ihre Liste paritätisch besetzt zu haben. Doch über diese Liste zieht nun keine einzige Person in den Bundestag ein. Die bayerischen CSUlerInnen holten ausschließlich Direktmandate. Und von diesen 45 PolitikerInnen werden gerade einmal neun Frauen in den neuen Bundestag kommen – das sind äußerst magere 20 Prozent.

Eine historische Premiere hinsichtlich der Geschlechterverteilung gibt es dennoch: Zum ersten Mal ziehen zwei offen trans lebende Frauen in den Bundestag ein. Tessa Ganserer hat ihren Platz über die Landesliste der bayerischen Grünen sicher, Nyke Slawik zieht über die grüne Landesliste in NRW ein.

Mehr trans Frauen wollten ins Parlament

„Mich haben mittlerweile Glückwünsche aus Polen, UK und den USA erreicht. Unser Wahlerfolg geht um die Welt“, twitterte die 27-jährige Slawyk, die derzeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Landtag arbeitet. „Ich hoffe, dass wir heute ein neues Kapitel der Selbstbestimmung in der Politik aufschlagen und die jahrelange Bevormundung queerer Menschen beenden können.“

Ganserer, 44, ist derzeit queerpolitische Sprecherin der grünen Landtagsfraktion. Auf den Stimmzetteln wurde sie mit ihrem sogenannten Deadname gelistet, also dem Vornamen, den sie abgelegt hat. Ihr Vorname Tessa stand nur in Klammern. Auf Twitter hatte Ganserer geschrieben, dass dieser Vorgang „das Maß an Demütigung“ überschreite. Sie fordert, das „entwürdige Transsexuellengesetz“ durch ein Selbstbestimmungsgesetz zu ersetzen.

Mit Christian Schenk von der Linkspartei hat es bislang zwar bereits einen trans Abgeordneten im Bundestag gegeben. Schenk outete sich aber erst nach seinem Ausscheiden 2002. Zwei weitere trans Frauen, die dieses Jahr für Grüne und SPD auf den Wahllisten standen, schafften den Einzug ins Parlament nicht.

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3 Kommentare

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  • "Frauen wählen anders" --- als?



    Wie wär´s mit der Überschrift "Männer wählen anders"? Geht nicht? Das zeigt, dass hinter dem "anders" ein "als normal" gedacht wird.



    Die Überschrift "Frauen wählen anders" transportiert die sexistische Wertung, Männer repräsentierten die Norm, demgegenüber wären Frauen anders. Wäre schön, wenn so etwas endlich der Vergangenheit angehören würde.

    • @ClaraN:

      Aber wenn man es gerade spiegelbildlich dreht, drehen sich dann nicht auch ihre Argumente spiegelbildlich und wir haben im Grunde doch die gleiche Situation nur eben mit geändertem Vorzeichen?

      Es wäre wohl erst dann in Ordnung, wenn die Frage wen Frauen oder Männer wählen so relevant wird, wie die Frage wen Rechts- oder Linkshändler wählen.

      • @Paul Rabe:

        wenn es umgedreht wäre, wäre es umgedreht, ja, isses aber nicht