Wahlkampf mit und ohne Dodik: Das große kleine Puppentheater
Der kleine Führer der serbischen Minderheit in Bosnien-Herzegowina ist das Role Model für alle autoritären Herrscher unserer Tage. Auch für Trump.
D er groß gewachsene Spitzenkandidat der Regierungspartei SNSD, Sinisa Karan, steht auf dem Wahlplakat zwar deutlich im Vordergrund. Doch hinter ihm steht der ebenfalls groß gebaute Ex-Präsident der serbischen Entität in Bosnien und Herzegowina, Milorad Dodik. Das Wahlplakat sollte wohl zunächst den Nachfolger-Kandidaten Sinisa Karan im Wahlkampf gegen den Spitzenkandidaten der Opposition, Branko Blanusa, stützen.
Das Plakat zeigt offen die Machtverhältnisse in diesem Teil Bosniens und Herzegowinas, der Republika Srpska, an. Wie eine Art Drohung an Freund und Feind: Ihr seid mich noch nicht los, denkt nicht daran, mich zu verraten, denkt nicht einmal daran, dass meine Politik gescheitert ist, ganz gleich, ob ich nicht selbst gewählt werden kann. „Ich habe immer noch die Zügel in der Hand“, Sinisa Karan ist für ihn nichts mehr als eine Puppe, ein nützlicher Idiot.
Dodik wütet wie eh und je und weiß sich mit seinen großen Freunden Donald Trump und Wladimir Putin, den er oft besuchen durfte, verbunden. Er war es ja, der noch vor Trump den Ton für Autokraten aller Arten gesetzt hat, indem er Gegner beschimpfte und bedrohte, die Lüge und die Leugnung von Kriegsverbrechen zur Wahrheit erhob, ganz so wie Trump dies später tat. Seine kürzlichen Tiraden gegen das „nach Cevapcici stinkende“ schmutzige Sarajevo oder den für die internationale Gemeinschaft agierenden Hohen Repräsentanten Christian Schmidt, den er als Nazi beschimpfte, ihn mit einem SS-Helm aus dem 2. Weltkrieg in Verbindung setzte, zeigt aber auch, dass er blind um sich schlägt.
Der „Führer“ von gerade einmal 200.000 Anhängern in der Republika Srpska wurde zwar mit Hilfe Europas abgesetzt, doch durfte er auf Geheiß der USA und Trumps alle von ihm und seiner Familie zusammengerafften Besitztümer behalten. Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus. Doch ausgerechnet in Serbien und dem serbischen Teilstaat wächst der Unmut gegen ihn. Nächstes Jahr kommen aber die richtigen Wahlen.
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