Wahlen in El Salvador: Sicherheit vor Demokratie
Der deutliche Wahlsieg Bukeles gibt seinem harten Kurs gegen die Kriminalität recht. Für die Demokratie in der Region ist das keine gute Nachricht.
![El Salvadors Präsident Bukele nach gewonnener Wahl El Salvadors Präsident Bukele nach gewonnener Wahl](https://taz.de/picture/6806967/14/34591942-1.jpeg)
A lle Vorhersagen sollten recht behalten: El Salvadors Präsident Nayib Bukele wurde mit einer immensen Mehrheit der Stimmen wiedergewählt. Nicht trotz der fürchterlichen Bilder von gedemütigten jungen Männern in den Knästen, sondern weil die Kriminellen unter gnadenlosen Bedingungen hinter Gittern sitzen, gaben die Wähler*innen ihm seine Stimmen. Und nicht trotz des bald zweijährigen Ausnahmezustands, sondern wegen seines entschlossenen Vorgehens gegen die Mara-Banden konnte der Staatschef so deutlich gewinnen. Rechtsstaat hin oder her.
Das ist erschreckend und verständlich zugleich. Wer würde Menschen vorwerfen, dass sie glücklich darüber sind, ohne ständige Überfälle und Schutzgeldzahlungen leben zu können und nicht mehr ständig fürchten zu müssen, dass sich ihre Söhne den Maras anschließen oder von diesen ermordet werden. Diesen Leuten vorzuhalten, das repressive Vorgehen löse das Problem perspektivisch nicht, ist so richtig wie wohlfeil und wird die meisten nicht überzeugen.
Ob Bukele selbst mit Kriminellen kooperiert, massiv Menschenrechte verletzt und die Verfassung bricht, interessiert sie nicht. Genau darin liegt aber auch das Erschreckende: Die Dominanz kriminellen Terrors hat in einigen Regionen Lateinamerikas Verhältnisse geschaffen, in denen den Menschen Sicherheit wesentlich wichtiger ist als Demokratie. Schon jetzt macht das Vorgehen des salvadorianischen Präsidenten Schule.
Die linke Regierung des ebenfalls von Mara-Gewalt geprägten Honduras übernimmt seine Maßnahmen, in Ecuador lässt Staatschef Noboa angesichts des zugespitzten Mafiakriegs ein Hochsicherheitsgefängnis nach dem „Modell Bukele“ bauen. Auch in Mexiko ist es angesichts der Unfähigkeit der Regierung nur eine Frage der Zeit, bis die Leidtragenden einfache Lösungen gegen die organisierte Kriminalität suchen. Wer sie bietet, gewinnt, ganz egal wie nachhaltig sie sind. Bukele, so ist zu befürchten, hat nur den Anfang gemacht.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
Treffen in Riad
Russland und USA beschnuppern sich vorsichtig