piwik no script img

Waffenrecht in den USAVerdecktes Waffentragen verboten

Ohne „wichtigen“ Grund dürfen US-Bürger nun keine verborgenen Waffen mehr mit sich tragen. Die Waffenlobby im Land reagiert erzürnt.

Schusswaffen zum Schutz der eigenen Sicherheit? Foto: dpa

Los Angeles afp | Ein kalifornisches Bundesberufungsgericht hat den US-Bürgern das Tragen versteckter Waffen in der Öffentlichkeit verboten – und damit die mächtige Waffenlobby auf den Plan gerufen. Das Gericht in San Francisco urteilte am Donnerstag, wer eine Erlaubnis beantrage, verborgene Waffen bei sich zu tragen, müsse dafür einen „wichtigen Grund“ angeben. Mit der Entscheidung werden kalifornische Gesetze ergänzt, wonach das Waffentragen begründet werden muss. Es betrifft neun westliche US-Staaten.

„Der Zweite Verfassungszusatz gibt der generellen Öffentlichkeit nicht das Recht, versteckte Waffen in der Öffentlichkeit zu tragen“, urteilten die elf Richter mit sieben zu vier Stimmen. Sie kassierten damit ein gegenteiliges Urteil des selben Gerichts. Der Rechtsstreit, der auf zwei Klagen von Bürgern Kaliforniens zurückgeht, denen 2009 das Tragen verdeckter Waffen nicht gestattet worden war, ist damit nicht zu Ende: Er könnte bis zum Supreme Court ausgetragen werden.

Kaliforniens Justizministerin Kamala Harris begrüßte gleichwohl die Entscheidung vom Donnerstag als wichtigen Schritt zur Bekämpfung der grassierenden Schusswaffengewalt in den USA, der jedes Jahr 30.000 Menschen zum Opfer fallen. „Die Gerichtsentscheidung ist ein Sieg für die öffentliche Sicherheit“, erklärte Harris.

Die National Rifle Association (NRA) beklagte dagegen, das Urteil lasse „gute Menschen schutzlos“, weil sie nun keine Möglichkeit mehr hätten, „Schusswaffen außerhalb ihrer Häuser zum persönlichen Schutz zu tragen“.

Die NRA verknüpfte ihre Kritik mit einem Aufruf zur Wahl des Republikaners Donald Trump bei der Präsidentschaftswahl im November: Das Urteil zeige die Notwendigkeit, „einen Präsidenten zu wählen, der Richter für den Supreme Court ernennt, die das Recht rechtschaffener Bürger auf Selbstverteidigung respektieren“, erklärte der NRA-Sprecher Chris Cox.

Im Gegensatz zu Trump will die demokratische Präsidentschaftsanwärterin Hillary Clinton das Waffenrecht in den USA verschärfen. US-Präsident Barack Obama scheiterte damit mehrfach am Widerstand des Kongresses.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Der zweite Verfassungszusatz gibt Amerikanern "The right to bear arms."

    Davon, Waffen versteckt und öffentlich zu tragen ist nirgendwo die Rede. Dafür dass die NRA diesen einen Satz gebetsmühlenartig herunter rasselt, hat sie ihn scheinbar nicht wirklich verstanden.