piwik no script img

Vorwurf der VerbraucherzentraleBioland täuscht Konsumenten

Bioland-Erdbeerjoghurts ohne Früchte des Ökoverbands: Die Verbraucherzentrale Hamburg hält das für Verbrauchertäuschung.

Sind das Bioland- oder stinknormale EU-Bio-Erdbeeren? Foto: Westend61/imago

Berlin taz | Die Verbraucherzentrale Hamburg wirft Bioland vor, Konsumenten zu täuschen, weil die meisten Erdbeerjoghurts des Ökobauernverbands keine Bioland-Früchte enthalten. „Logischerweise erwarten Kunden in einem gelabelten Bioland-Joghurt auch Bioland-Erdbeeren. Sie wollen mit diesem Einkaufsverhalten regionale Anbieter unterstützen und sind bereit, dafür einen höheren Preis zu zahlen“, sagt Silke Schwartau, Abteilungsleiterin Lebensmittel und Ernährung des Verbands. „Aus unserer Sicht ist es besonders dann eine Verbrauchertäuschung, wenn es sich um billigere EU-Bioware aus Polen handelt, um Kosten zu sparen.“

Die taz hatte Ende September berichtet, dass auch Bioland-Bauern genießbare Erdbeeren entsorgen, die für Tafelobst nicht „schön“ genug sind und deren Verkauf als Verarbeitungsware sich wegen der geringen Preise nicht lohnt. Denn die Erntekosten in Deutschland sind viel höher als etwa in Polen, der Ukraine oder Spanien. Deshalb verarbeiten die Betriebe häufig Früchte aus Billiglohnländern, obwohl Bioland vorschreibt, grundsätzlich Beeren aus Deutschland und Südtirol zu verwenden.

Die Bioland-Molkerei Söbbeke, einer der größten deutschen Öko-Joghurthersteller, benutzt nach eigenen Angaben aber Erdbeeren aus Polen. Oft werden für Produkte mit dem Bioland-Siegel Früchte mit dem weniger strengen EU-Biosiegel verwendet. Bioland erlaubt zum Beispiel weniger potenziell umweltschädlichen Dünger. „Da es nicht einmal Quoten für den Anteil an Bioland-Erdbeeren im Joghurt gibt, fordern wir eine Herkunftsangabe für Bio-Erdbeeren auf dem Etikett“, teilte Verbraucherschützerin Schwartau nun mit. „Nur dadurch wird Transparenz geschaffen, und der Joghurt schmeckt wieder ‚ehrlicher‘.“

Die Verbraucherzentrale hat­te Bioland um eine Stellungnahme zu dem taz-Artikel gebeten. In seiner Antwort dementierte der Ökoverband den Bericht nicht, sondern verwies auf seine Richtlinien, die Ausnahmegenehmigungen für „Fremdzutaten“ mit dem Siegel der EU oder anderer Bioverbände erlauben, wenn Bioland-Ware nicht „in ausreichender Menge und/oder Qualität verfügbar“ ist.

„Unser Verband arbeitet fortlaufend daran, die Ausnahmegenehmigungen für Zutaten aus EU-Bio zu reduzieren, so auch im Bereich der Fruchtzubereitungen“, schrieb Bioland den Verbraucherschützern. „Dazu gehören ebenfalls Überlegungen zu Quotenregelungen.“ Für Fruchtzubereitungen gebe es allerdings „hohe Anforderungen hinsichtlich spezieller Sorten sowie besonderer Verarbeitungsschritte“. Kleinere Molkereien und Fruchtzubereiter würden dennoch Erdbeerjoghurts mit 100 Prozent Bioland-Erdbeeren anbieten.

Bioland-Marmeladen würden ausschließlich aus Bioland-Früchten hergestellt werden, da die Hauptzutat (neben dem Zucker) die jeweilige Frucht darstellt. „In dieser Größenordnung einer Zutat sind Ausnahmegenehmigungen von Bioland ausgeschlossen.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
  • Da wird wieder einmal klar, dass mensch zumeist nur Annahmen bezüglich der Wirklichkeit macht...

    N I C H T S C H Ö N,

    A B E R:

    Für die vielen unangenehmen Konsument*innen denen Bio sowieso "zu teuer" ist, weil sie für irgenwelchen (Status-) Plunder (PKW, Möbel, [Fern-] Reise, etc.) eifrig (vom Mund ab-) sparen, ist das eine gute Nachricht!



    Sie können nun lästern: " Siehste, Bio ist alles nur Lug und Trug!"

    ---



    Ich denke dazu:



    Wenn ich Bio-Produkte kaufe, habe ich sehr gute Chancen gute und nachhaltige Lebensmittel zu erhalten.



    Kaufe ich hingegen konventionelle Produkte, weiß ich genau, dass ich das Grundwasser mit vergifte, Tiermisshandlung unterstütze, meist total verpfrimelte verfettete verzuckerte minderwertige Nahrungsmittel bekomme.

    Da kaufe ich lieber Bio, weil's einfach viel besser ist!

  • „Unser Verband arbeitet fortlaufend daran, die Ausnahmegenehmigungen für Zutaten aus EU-Bio zu reduzieren, so auch im Bereich der Fruchtzubereitungen“, schrieb Bioland. Das ist eine unverschämte Lüge, ich war jahrelang selbst Bioland Mitglied und bin u.A. wegen solchen Praktiken ausgetreten. Ich weiss, seit 17 Jahren war bei Söbbeke noch nie auch nur eine einzige Bioland Erdbeere in deren Joghurt.

  • RS
    Ria Sauter

    Korrektur:



    Es muss natürlich Söbbeke heissen.



    Schliesslich möchte ich nicht auch noch schummeln :-)

  • RS
    Ria Sauter

    Überall Betrug. Ade Söbecke, das wars!