Verstrahlter Müll im Meer: 1.000 Atomfässer im Atlantik gefunden
Jahrzehntelang warfen zahlreiche Staaten ihren nuklearen Müll auf hoher See einfach über Bord. Jetzt nimmt die Wissenschaft sich der Altlasten an.

Allerdings ist bisher nicht bekannt, wo genau sich die Fässer heute befinden und wie ihr Zustand ist. Daher untersucht das interdisziplinäre Forschungsprojekt NODSSUM (Nuclear Ocean Dump Site Survey Monitoring) nun, welche Auswirkungen der Strahlenmüll auf die marinen Ökosysteme hat. Die Projektleitung liegt bei der französischen Forschungsorganisation Centre national de la recherche scientifique (CNRS).
Das Forschungsschiff wird auf seiner vierwöchigen Mission mit einem autonomen Tauchboot 70 Meter über dem Meeresboden navigieren, um Fässer zu identifizieren und zu fotografieren. Die ersten 1.000 Fässer habe CNRS bereits lokalisiert, teilte eine Sprecherin mit. Die Forscher nehmen auch Sediment- und Wasserproben und messen Meeresströmungen sowie Radioaktivität.
Während einer zweiten Fahrt sollen dann entweder mit einem bemannten Tauchboot oder mit einem ferngesteuerten Roboter die Fässer auch aus der Nähe erkundet und weitere Proben genommen werden. Damit hat die Aufarbeitung eines Themas begonnen, das viele Jahre die Öffentlichkeit beschäftigte.
1972 hatten sieben Atlantik- und Nordseeanrainerstaaten mit der Londoner Konvention das Ziel formuliert, den Abwurf von Müll in die Meere zu stoppen. 1975 trat die Konvention in Kraft. Einige Länder beendeten die schönfärberisch als „Verklappung“ bezeichnete Praxis, weitere Länder folgten. Im Februar 1983 schließlich einigten sich die Vertragsstaaten der London-Konvention auf ein zehnjähriges Moratorium für die Versenkung von Atommüll. Dieses wurde mit Ablauf im Jahr 1993 in ein endgültiges weltweites Verbot umgewandelt. Inzwischen sind der Konvention 87 Staaten beigetreten.
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