Verkürzte Bibliotheks-Öffnungszeiten: Auch für Schüler*innen ärgerlich
Aus Mangel an Mitarbeiter*innen schränken Bibliotheken in einigen Berliner Bezirken Angebote ein. Das wirkt sich auch auf Bildungschancen aus.
W egen Personalmangel heute schon früher geschlossen“ – an solche Hinweisschilder an der Bibliothekstür werden wir uns wohl zunehmend gewöhnen müssen. Denn in den Bezirksbibliotheken ist die Besetzung oft eh schon knapp. Wenn dann noch ein oder zwei Kolleg*innen krank sind und niemand einspringen kann, ist der normale Bibliotheksbetrieb nicht mehr zu stemmen. So kommt es, dass Zweigstellen ungeplant an manchen Tagen schon zwei, drei Stunden früher schließen oder erst später aufmachen. Der Fachkräftemangel trifft auch die Bibliotheken.
In Spandau haben sie sich nun dazu durchgerungen, die regulären Öffnungszeiten einzuschränken: Künftig ist die Bibliothek in der Altstadt nur noch bis 19 Uhr geöffnet statt bis 20 Uhr, in der ersten Stunde am Vormittag sind einige Services eingeschränkt. Auch Bibliotheken in Neukölln sind schon diesen Schritt gegangen und haben seit Mitte Oktober ihre Öffnungszeiten verkürzt. Das soll Nutzer*innen davor bewahren, vor verschlossener Tür zu stehen, weil es kurzfristige, unplanbare Ausfälle gab.
Es trifft die Schwächsten
Kürzere Öffnungszeiten sind nicht nur ärgerlich, wenn Nutzer*innen nach der Arbeit noch fix ein paar Bücher zurückbringen wollen. Besonders für Schüler*innen sind Bibliotheken wichtige Lernorte. In Spandau weisen sie darauf hin, dass der Schritt auch notwendig war, um die „Angebote zur Lese- und Sprachförderung für Kitas und Schulklassen am Vormittag abzusichern“. Aber auch ältere Kinder und Jugendliche nutzen die Bibliotheken. Denn besonders Kinder und Jugendliche, die in beengten Wohnverhältnissen leben, finden dort einen Schreibtisch – und Gruppenarbeitsplätze, an denen sie sich gegenseitig bei den Aufgaben helfen können.
Spandau ist einer der Berliner Bezirke, die überdurchschnittlich vom Lehrer*innenmangel betroffen sind. Das bedeutet, dass hier besonders viele Schulen sind, die die Stellen nicht komplett besetzen können. Wenn nun Bibliotheken ihr Angebot einschränken müssen, wirkt sich das auch auf die Bildungschancen im Bezirk aus. Da schmerzt jede Stunde weniger.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert