Berliner Bibliotheken: Das wird ein Lesewinter

In Anbetracht der gefallenen Temperaturen und der gestiegenen Heizkosten verlängert die Zentral- und Landesbibliothek ihre Öffnungszeiten. Hurra!

Bibliotheken zu Wärmestuben: Die Amerika-Gedenkbibliothek Foto: dpa

BERLIN taz | Für verfrorene Menschen, die noch dazu von früh bis spät weitgehend bewegungslos auf Bildschirme starren müssen, kann der aktuelle Kälteeinbruch nach dem warmen Oktober eine Herausforderung darstellen. Schließlich soll man ja angesichts der Energiekrise nicht gleich reflexartig zum Wärmeregler der Heizung greifen, sondern über die Strickjacke eine weitere Strickjacke ziehen und die Füße in die guten Kamelhaardecken der lange verstorbenen Großmutter wickeln. Insofern kommt es gelegen, dass auf den Aufruf des Direktors der Neuen Nationalgalerie, Klaus Biesenbach, er werde jeden mit offenen Armen empfangen, der wegen des harten Winters Lust habe, im Museum zu überwintern, nun die Berliner Bibliotheken folgen.

Schon ab Samstag, so vermeldete die Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB) in dieser Woche, werden an beiden Standorten, also sowohl am Blücherplatz als auch in der Breiten Straße, die Öffnungszeiten am Wochenende verlängert, zunächst bis zum Jahresende. Sowohl die Amerika-Gedenkbibliothek als auch die Berliner Stadtbibliothek sind dann am Samstag bis 21 Uhr geöffnet.

Der wöchentliche Veranstaltungssonntag in der Amerika-Gedenkbibliothek wird ebenfalls erweitert und findet von 10 bis 18 Uhr statt. Volker Heller, Generaldirektor der ZLB, findet dafür warme Worte: „So reagiert unsere Bibliothek auf die aktuelle Energiekrise, die es vermutlich manchen Ber­li­ne­r*in­nen schwer macht, durch den Winter zu kommen.“

Aber auch darüber hinaus beweist seine Bibliothek Humor und Pragmatismus. Zeitnah, so heißt es, sollen Energiemessgeräte zur Ausleihe angeboten und Beratungsangebote zum Thema Energiesparen ausgeweitet werden.

Das ist cool

Das ist nicht nur einfach lustig, sondern auch richtig – hüstel, hüstel – cool. Denn die Bibliotheken verwandeln sich nicht nur in Berlin in den letzten Jahren zunehmend zum Obdach für Kinder, die in Armut leben, die nachmittags nicht wissen wohin; für Migrant*innen, die hier ihre Tage verbringen, weil sie nicht arbeiten dürfen; und für Obdachlose, denen der Berliner Winter einfach zu kalt ist.

Als Hamburgs Zentralbibliothek vor zehn Jahren direkt hinter dem Hauptbahnhof ihr neues Domizil bezog, wurde ein Sicherheitsdienst beauftragt, damit niemand dort schläft oder große Gepäckstücke mitbringt. In der Stuttgarter Stadtbibliothek sorgt ein Jugendsozialarbeiter dafür, dass es zu keinen Konflikten zwischen den Bi­blio­theks­nut­ze­r*in­nen kommt.

Auch in der Berliner Bibliothek gibt es zwar schon immer einen Wachschutz. Aber steckt da deshalb ein Problem dahinter, das man künstlich aufbauschen muss? Ganz im Gegenteil, findet die Sprecherin der ZLB, Anna Jacobi. „Wir sind auch für Leute da, die keine Wohnung haben. Und die machen genauso viele und wenige Probleme wie die anderen auch“, fügt sie an.

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