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Verkauf von TwitterMusk gewinnt

Elon Musk will Twitter kaufen. Der Verwaltungsrat der Plattform ist nun nach wenigen Tagen eingeknickt. Abgeschlossen ist der Kauf aber noch nicht.

Bekommt der wirklich immer, was er will? Elon Musk (hier im Mai 2021 in Grünheide) Foto: Michele Tantussi/rts

San Francisco dpa | Twitter dürfte bald einer einzigen Person gehören: Tech-Milliardär Elon Musk, dem reichsten Menschen der Welt. Der Verwaltungsrat der Plattform gab seinen Widerstand gegen Musks Übernahmeattacke nach nur wenigen Tagen auf und stimmte einem Deal zu. Der Tesla-Chef musste dafür nicht einmal das Gebot erhöhen – es reichte schon, dass er Finanzierungszusagen über 46,5 Milliarden Dollar auf den Tisch legte. Jetzt müssen noch genug Twitter-Aktionäre Musk ihre Anteile verkaufen, damit er die Kontrolle übernehmen kann.

Musk hält bereits gut 9 Prozent und es reicht ihm, über die Marke von 50 Prozent zu kommen. Denn anders als bei Google oder dem Facebook-Konzern Meta halten Gründer und Top-Manager bei Twitter keine Aktien mit mehr Stimmrechten, die ihre Kontrolle über die Firma absichern könnten. Twitter und Musk gaben sich Zeit bis Ende des Jahres, um den Verkauf abzuschließen.

Was will der Chef eines Elektroauto-Herstellers, einer Weltraumfirma und eines Entwicklers von Gehirn-Implantaten mit Twitter? Wie wird sich der Dienst, der zu einer Art Nervensystem der Nachrichtenbranche wurde, als sein Privatbesitz verändern? Wer kann sicherstellen, dass Musk Twitter nicht für seine geschäftlichen Interessen einspannt? Wird man ohne die Transparenz von Börsenberichten überhaupt erfahren, wie Twitter sein Geld verdient und ob das Geschäft läuft? Das sind alles Fragen, auf die es bisher keine zuverlässigen Antworten gibt.

Musk schlug bei seinen Erklärungen für den Übernahmedrang große Töne an. Es gehe hier nicht um Geld, sondern darum, die Redefreiheit auf der Plattform zu stärken, sagte er. Das sei nur möglich, wenn der Kurznachrichtendienst die Börse verlasse. Seine Vorstellung von Redefreiheit umriss Musk so: „Wenn jemand, den man nicht mag, etwas sagen darf, was man nicht mag.“ Im Rahmen der Gesetze sollten alle Meinungen erlaubt sein. Twitter mit Redefreiheit sei wichtig für die Demokratie und minimiere die Risiken für die Zivilisation, sagte er.

Applaus von Rechts – Warnungen von Ex­per­t*in­nen

Nun ist es allerdings so, dass über angebliche „Zensur“ bei Twitter besonders lautstark vor allem zwei Gruppen klagten: Leute, gegen deren Beiträge wegen falscher oder irreführender Informationen zum Coronavirus vorgegangen wurde, sowie Anhänger von Ex-Präsident Donald Trump, die nicht ohne weiteres behaupten können, ihm sei die Wahl 2020 gestohlen worden. Aus den Lagern kam Applaus für Musks Visionen.

Andere schlugen dagegen Alarm. So schrieb die demokratische US-Senatorin Elizabeth Warren bei Twitter: „Dieser Deal ist gefährlich für unsere Demokratie. Milliardäre wie Elon Musk spielen nach anderen Regeln als alle anderen.“ Besorgt zeigte sich auch die Bürgerrechtsorganisation ACLU (American Civil Liberties Union): Obwohl Musk ihr Mitglied und einer der wichtigsten Unterstützer sei, sei es „sehr gefährlich, so viel Macht einer Person in die Hand zu legen“. Musk nutzte Kritik zur Demonstration seiner Ansätze: „Ich hoffe, dass selbst meine schlimmsten Kritiker bei Twitter bleiben – weil genau das Redefreiheit bedeutet.“

Der ehemalige Facebook-Sicherheitschef Alex Stamos, der weiß, wie stark Beiträge bei Onlineplattformen gefiltert werden müssen, warnte bereits vor Tagen vor einer Alles-Erlaubt-Einstellung. Man erhöhe den Wert einer Plattform nicht, indem man sie zu 99,9 Prozent mit Pornografie sowie Anzeigen für gefälschte Markensonnenbrillen und Potenzmittel befüllen lasse, schrieb er bei Twitter.

Die Menschenrechtsorganisation NAACP (National Association for the Advancement of Colored People) versuchte, Musk ihre Sicht von Grenzen für Meinungsäußerung zu vermitteln: „Redefreiheit ist wunderbar, Hassrede ist inakzeptabel.“ Auch für Falschinformationen sei kein Platz bei Twitter. NAACP-Präsident Derrick Johnson appellierte an Musk speziell, Trump nicht zurück auf die Plattform zu lassen. „Leben sind in Gefahr – und auch unsere amerikanische Demokratie.“ Im Weißen Haus von Präsident Joe Biden sei man ebenfalls besorgt, Trump könne vor den Kongresswahlen in diesem Herbst und der Präsidentenwahl 2024 bei Musks Twitter wieder auftauchen, berichtete der TV-Sender CNBC.

Rückkehr des Trump?

Trump wurde bei Twitter verbannt, nachdem er Sympathie für seine Anhänger bekundet hatte, die am 6. Januar 2021 das Kapitol in Washington erstürmt hatten. Das Management betonte bisher, dass es für ihn keinen Weg zurück auf die Plattform gebe. Musk könnte das anders sehen: Er finde vorläufige „Timeouts“ besser als permanente Ausschlüsse, sagte der Tesla-Chef allgemein. Musk hatte in der Anfangszeit der Pandemie die Gefahren durch das Coronavirus heruntergespielt und Einschränkungen in Kalifornien als „faschistisch“ bezeichnet.

Trump selbst sagte jedenfalls dem Sender Fox News, er wolle nicht zu Twitter zurückkehren, selbst wenn er es dürfte. Der Ex-Präsident baut stattdessen seine eigene Twitter-Alternative mit dem Namen Truth Social auf, die jedoch bisher ein Schattendasein führt.

Während Musk als Twitter-Besitzer niemandem Rechenschaft schuldig sein wird, so muss er jedoch die Schulden bedienen, die er für den Twitter-Deal braucht. Der 50-Jährige präsentierte Zusagen für Kredite über 25,5 Milliarden Dollar und will darüber hinaus Aktien im Wert von rund 21 Milliarden Dollar einbringen. Musk ist die mit Abstand reichste Person der Welt mit einem geschätzten Vermögen von rund 257 Milliarden Dollar. Sein Reichtum besteht aber fast ausschließlich aus Aktien von Tesla und seiner Weltraumfirma SpaceX, so dass er für einen Twitter-Kauf zu Krediten greifen muss.

Er wird dafür eine Plattform besitzen, die ihr Gewicht für Politik und Medien nie in ein so lukratives Geschäft wie etwa bei Facebook ummünzen konnte. So machte Twitter im gesamten vergangenen Jahr gut fünf Milliarden Dollar Umsatz – und schrieb unterm Strich einen Verlust von 221,4 Millionen Dollar. Zu Musks Ideen für Twitter gehört, dass ein Abo-Modell die Unabhängigkeit von großen Konzernen besser absichere als das heutige Werbegeschäft. Aber ob genug Nutzer bereit sind, für Twitter-Nutzung Geld zu bezahlen, ist zweifelhaft.

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6 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • "Der Verwaltungungsrat ist eingeknickt" ist hier eine schlecht gewählte Formulierung. Ein US-VR repräsentiert nur die Anteilseigner und ist verpflichtet, für diese das Beste (=meiste Geld) aus dem Unternehmen zu machen. Angesichts des bisher eher erfolglosen Geschäftsverlaufs von Twitter ist das Angebot von Musk wohl für die Anteilseigner das unter den Umständen beste vorstellbare Ergebnis. Wenn der VR da nicht mitmacht, verhindert das einerseits ein feindliches Angebot nicht und lädt andererseits die Anteilseigner (andere hier haben ja schon darauf hingewiesen, was darunter für Institutionen sind) zu Klagen gegen den VR ein. Hier ist kein "Einknicken", sondern auftragsgemäßes Handeln.



    Was Musks Pläne angeht: natürlich wäre ein ungeflitertes Twitter schlimm - die Frage ist aber, für wie viele Menschen? Die verbreitete Wahrnehmung der Plattform als, naja, Rongelpiez für Medien, Politik und Werber ist möglicherweise etwas unfair, aber nicht völlig realitätsfern.



    Und wenn Musk damit etliche seiner absurd vielen Milliarden verbrennen sollte... tja.

  • Also jetzt mal im Ernst:

    Die Taliban und Putin sind noch auf Twitter, aber Trump wurde gebannt?



    Das erscheint mir nicht verhältnismäßig.

    Mal ganz davon abgesehen sind so illustre Leute wie die königliche saudische Familie, welche z.B. im Jahr zig Dissidenten hinrichten lässt bisher Eigner. Da ist Musk wohl kaum eine Verschlechterung.

  • Wenn man sich mal ansieht, wem Twitter aktuell gehört dann ist es ehrlich gesagt schwer vorstellbar, dass sich die Situation durch die Übernahme verschlechtert. Hauptanteilseigner sind aktuell Blackrock, Morgan Stanley, Vanguard und das saudische Königshaus.

  • Ich dachte, Bezos sei der reichste Kerl der Welt?

    • @trippel:

      Der ist nur auf Platz zwei und besitzt auch "nur" die Washington Post als Sprachrohr,...

  • Wieso haben wir eigentlich kein Twitter, kein Facebook, kein YouTube.



    Wieso kein Microsoft, Apple, Google, Amazon?



    Der Computer wurde in Berllin erfunden!



    Wieso lassen wir es zu, dass China mit ihrem Billigramsch die Welt überflutet?



    Unsere Magnetschwebebahn fährt heute in China!



    Wer kann sich noch an die großen Werbeplakate erinnern "DEUTSCHLAND LAND DER IDEEN". Das stimmt, aber die anderen bedienen sich und wir schauen in die Röhre.