piwik no script img

Verkauf der Bahn-Tochter ArrivaKooperation statt Konkurrenz

Anja Krüger
Kommentar von Anja Krüger

Der Verkauf der Tochter Arriva soll die Deutsche Bahn finanziell stärken. Wichtiger aber ist die Abkehr von einer grundsätzlich falschen Politik.

Arriva-Bus in England Foto: David Element/Photoshot/imago

D ie Deutsche Bahn trennt sich endlich von ihre Tochtergesellschaft Arriva, die in rund einem Dutzend europäischer Länder Nahverkehr betreibt. Das ist nicht nur gut, weil der Verkauf Geld in die Kassen des überschuldeten Staatskonzerns spült. Wichtiger ist die strategische Änderung: Die Deutsche Bahn verabschiedet sich davon, ein Weltkonzern sein zu wollen, wie ihn der frühere Chef Hartmut Mehdorn mit Blick auf den zum Glück abgesagten Börsengang schmieden wollte. Viele der heutigen Probleme gehen auf diese falsche Politik zurück, die zu massivem Strecken- und Personalabbau geführt hat. Die Abkehr davon ist überfällig.

Die Deutsche Bahn muss sich auf bessere Angebote hierzulande konzentrieren, denn ohne einen attraktiven Schienenverkehr gibt es keine Verkehrswende. Diese Aufgabe sollte die gesamte Aufmerksamkeit des Managements in Anspruch nehmen. Auch deshalb führt kein Weg daran vorbei, weitere Töchter zu verkaufen, etwa DB Schenker. Schenker transportiert Güter vor allem per Lkw und macht dem Schienentransport Konkurrenz.

Allerdings: Dass sich die Deutsche Bahn aus dem Nahverkehrsgeschäft im europäischen Ausland zurückzieht, darf nicht mit einer Abkehr von Europa verbunden sein. Stärker europäisch zu denken würde den Bahnverantwortlichen guttun – und denen in der Nachbarschaft ebenfalls.

Auch die Eisenbahngesellschaften aus Frankreich, Italien und anderen Staaten sind im Nahverkehr der Nachbarn unterwegs. Sie leisten sich einen bizarren Unterbietungswettbewerb, um Aufträge zu bekommen. Weil sie sich als Konkurrenz betrachten, teilen sie wichtige Daten zu Verbindungen und Preisen nicht miteinander. Deshalb ist es für Kun­d:in­nen so beschwerlich, grenzüberschreitend Tickets zu kaufen. Das muss sich ändern, wenn Zugfahren eine einfache Alternative zum Fliegen werden soll. Wünschenswert wäre eine europäische Eisenbahngesellschaft – und für den Anfang mehr Kooperation statt Konkurrenzdenken.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Anja Krüger
Wirtschaftsredakteurin
Buchveröffentlichungen: „Die verlogene Politik. Macht um jeden Preis“ (Knaur Taschenbuch Verlag, 2010), „Die Angstmacher. Wie uns die Versicherungswirtschaft abzockt“ (Lübbe Ehrenwirth, 2012).
Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • Viele der heutigen Probleme gehen auf die Strategie des "Weltkonzerns" und des Börsengangs zurück? Ich würde eher sagen, dass viele der heutigen Probleme auf die chronische Unterfinanzierung der DB durch den Bund zurück gehen und die Bevorzugung der Straße vor der Schiene. Und natürlich der Einführung des Wettbewerbs im Bereich des Öffentlichen Personennahverkehrs, Letzteres haben klamme Kommunen genutzt, um Geld zu sparen und Konkurrenzunternehmen zur DB hereinzuholen, die oftmals nur deshalb günstiger sind, weil sie bei den Löhnen sparen und sich rasch zurückziehen und mit den hiesigen Tochtergesellschaften Insolvenz anmelden oder weiteres Geld fordern, wenn sich verkalkuliert wurde.... raten Sie, wer beim Rückzug dann einspringen darf? Richtig, die DB.

  • Die privaten Unternehmen mit Sitz im Ausland sind für viele Pendler*innen inzwischen beliebte Anbieter und erfolgreich, trotz schwieriger Anlaufphase mit gestörter Kommunikation. Der Mix ist dennoch nicht unkoordiniert unterwegs, aber die Hardware, das Schienennetz, ist oft das Problem. Ob uns Kund*innen ein Verkauf u.a. Schenker-Gruppe nützt, ist bei der Struktur eines Konzernes von außen kaum beurteilbar, es geht hier eher um zusätzliche Einnahmen durch neue Investoren.



    /



    "Der Schienenpersonennahverkehr (SPNV) in NRW ist ein komplexes System mit vielen Beteiligten. (...)



    Landesprogramm Fokus Bahn NRW. Zusätzlich zu den elf Eisenbahnverkehrsunternehmen stehen die drei Aufgabenträger NWL, goRheinland und VRR und das Land Nordrhein-Westfalen hinter der Initiative: Anfang 2020 wurde mit Einrichtung der eigenen Stabsstelle Fokus Bahn NRW die Zusammenarbeit der Bahnbranche durch das Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen gestärkt."



    /



    taz.de/Deutsche-Ba...r-Strasse/!505224/



    /



    taz.de/Teilprivati...erfirmen/!5298860/

  • SBB in ganz Europa!