Verdienst von Frauen und Männern: Weg mit den Minijobs
Die Lohnlücke zwischen Frauen und Männer ist nach wie vor groß. Was hilft? Mehr Kitaplätze, Reformen auf dem Arbeitsmarkt und beim Steuerrecht.
W as ist so geduldig wie Papier? Der Gender Pay Gap. Überall auf der Welt. In Deutschland beträgt die Geschlechterlücke beim Einkommen dem Deutschen Institut der Wirtschaft zufolge 16 Prozent – zu Ungunsten der Frauen. Und das, obwohl seit Jahrzehnten darauf verwiesen wird, dass diese Ungerechtigkeit nicht nur eine Unverschämtheit ist, sondern auch ein Armutszeugnis für Unternehmen und Politik.
Seit Jahrzehnten verweisen Expert:innen darauf, was geschehen muss, um Frauen bei diesem sozial empfindlichen Thema den Männern gleichzustellen: weniger Teilzeit und mehr gehobene Positionen für Frauen, Transparenz bei Löhnen und Gehältern, mehr Anreize für Vätermonate, eine bessere Bezahlung von „Frauenberufen“. Weg mit den Minijobs und her mit der sogenannten „großen Teilzeit“, einem Stundenmodell, bei dem beide Elternteile gleichermaßen reduzieren – wenn es denn schon Teilzeit sein muss.
Aber sooft das wiederholt wird, so wenig scheint es anzukommen bei den Entscheidungsträger:innen. Diese wiederum verweisen gern auf die freie Entscheidung der Frauen, nach der Elternzeit länger bei den Kindern zu bleiben. Für viele Frauen trifft das tatsächlich zu, aber eine Rückkehr auf die frühere Vollzeitstelle wird ihnen durch republikweit fehlende Kita- und Hortplätze nicht gerade erleichtert. Teilzeit ist nach wie vor der Hauptgrund für den Gender Pay Gap – und nicht etwa, wie gern behauptet wird, eine schlechtere Qualifikation der Frauen.
Und dann ist da noch das leidige Ehegattensplitting. Dieses Steuermodell, das die komplett aus der Zeit gefallene Hausfrauenehe besonders begünstigt, verleitet Paare heute immer noch dazu, den Mann zum Hauptverdiener zu erklären. Natürlich haben jene Paare, die das in Anspruch nehmen, ein gutes Argument dafür: Er verdient einfach mehr als sie. Dummerweise freut sich darüber der Gender Pay Gap, der dadurch weiter gedeihen darf. Das Ehegattensplitting muss dringend reformiert werden – und die Existenz von Kindern eher steuerlich belohnen.
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