Verdi-Umfrage zur Selbstständigkeit: Zufrieden, aber kaum abgesichert

Die Gewerkschaft Verdi hat nachgefragt, wie es Soloselbstständigen mit ihrer Arbeit geht. Ein Fünftel verdient monatlich nur 1.000 Euro brutto.

Auf einem Schreibtisch liegen Büroklammern, ein Helf mit Stiften, sowie ein Laptop und ein Telefon

Die meisten Studienteilnehmer_innen sind im Journalismus tätig Foto: MichaelJBerlin/photocase

Berlin taz | Viele sogenannte Soloselbstständige müssen mit niedrigen Verdiensten zurechtkommen. Gut 20 Prozent dieser Beschäftigten erzielen weniger als 1.000 Euro brutto pro Monat, obwohl sie Vollzeit arbeiten. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der Gewerkschaft Verdi und des Arbeitssoziologen Hans Pongratz (Universität München), die der taz vorliegt.

Soloselbstständige bieten ihre Dienste allein an – sie haben keine Angestellten oder Mitarbeiter. Während die Zahl beispielsweise der Handwerker, Architekten oder Anwälte, die Arbeitnehmer beschäftigen, bei etwa 1,8 Millionen relativ kon­stant bleibt, hat sich die Menge der Alleinunternehmer während der vergangenen 25 Jahre fast verdoppelt. Sie liegt bei rund 2,2 Millionen. Wegen der guten Wirtschaftsentwicklung ist sie in den letzten Jahren leicht gesunken. Ein neues Phänomen ist jedoch, die steigende Zahl der sogenannten Crowdworker. Das sind Soloselbstständige, die ihre Tätigkeiten über Vermittlungsplattformen verkaufen.

Von rund 30.000 selbstständigen Verdi-Mitgliedern haben an der Onlineumfrage 834 teilgenommen. 37,5 Prozent von ihnen waren im Journalismus tätig, 16 Prozent gingen einer künstlerischen Arbeit nach. Jeweils etwa 10 Prozent stammen aus den Branchen Grafik und Design, Gesundheit und Pflege, Bildung und Beratung, Handel und Transport oder Übersetzung.

Neben den 20 Prozent mit 1.000 gaben 32 Prozent an, zwischen 1.000 und 2.000 Euro brutto monatlich zu erwirtschaften. 22 Prozent lagen mit ihrem Einkommen bei 2.000 bis 3.000 Euro, 19 Prozent darüber.

In der Verdi-Umfrage sagte ein Drittel der Teilnehmer, dass sie ihre selbstständige Beschäftigung mit einer Angestelltentätigkeit kombinierten. Ein Grund dafür könnte der geringe Verdienst beim freiberuflichen Arbeiten sein. Andererseits stützen sich manche Beschäftigte auf einen festen Job, damit sie sich Kreativität, Freiheit und Sinnstiftung beim selbstständigen Arbeiten leisten können. Dazu passt, dass die „bekundete Arbeitszufriedenheit erstaunlich hoch“ sei, wie Pongratz schreibt.

Verdi wollte mit der Umfrage erfahren, was Freiberuflern auf den Nägeln brennt. Fast 60 Prozent gaben an, dass ihr größtes Problem darin liege, „regelmäßige und ausreichende Einnahmen zu erzielen“. 45 Prozent fanden es schwierig, sich gegen „Krankheit, Alter und Auftragslosigkeit abzusichern“. Verdi fordert deshalb, dass auch Selbstständige in die gesetzlichen Rentenversicherung zu Bedingungen einbezogen werden, die ihren Einkommensverhältnissen angemessen sind.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.