Verdächtiger im Mordfall Lübcke: Ernst war bei AfD-Veranstaltungen
Während des Wahlkampfs in Hessen 2018 klebte der Hauptverdächtige im Mordfall Lübcke Plakate für die AfD. Außerdem besuchte er Parteiveranstaltungen.

Lübcke war im Juni 2019 auf der Terrasse seines Hauses mit einem Kopfschuss getötet worden Foto: dpa/Zucchi
WIESBADEN dpa | Der Hauptverdächtige im Mordfall Lübcke, Stephan Ernst, hat während des hessischen Landtagswahlkampfs 2018 in Kassel öffentliche Veranstaltungen der AfD besucht. Dem Kreisverband sei er zu dem Zeitpunkt vollkommen unbekannt gewesen, erklärte ein Parteisprecher am Dienstag in Wiesbaden auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur.
Als ein Bild des Verdächtigen dann nach der Ermordung des Kassler Regierungspräsidenten Walter Lübcke im Juni vergangenen Jahres in den Medien kursierte, habe der Kreissprecher Ernst anhand seines Basecaps erkannt und umgehend die Polizei informiert. Der NDR hatte zuerst über den Fall berichtet.
Etwas später sei der AfD bekannt geworden, dass Ernst der Partei einmal beim Plakatieren während des Wahlkampfs 2018 geholfen habe, teilte der Sprecher weiter mit. Auch diese Information sei der Polizei unverzüglich gemeldet worden. Danach sei geprüft worden, ob Ernst Parteimitglied bei der AfD werden wollte. Das sei nicht geschehen, Ernst habe auch keinen solchen Versuch unternommen.
Lübcke war im Juni 2019 auf der Terrasse seines Hauses mit einem Kopfschuss getötet worden. Der früher als Neonazi bekannte Stephan Ernst soll nach bisherigen Ermittlungen der Schütze sein. Bisher gibt es keine Belege für die Anwesenheit eines weiteren Mannes am Tatort. Ernst legte ein umfassendes Geständnis ab, das er später aber widerrief. Zuletzt erklärte sein Anwalt, Ernst sei gemeinsam mit Markus H. bei Lübcke gewesen. Gegen H. wird bisher wegen des Verdachts der Beihilfe zum Mord ermittelt.