piwik no script img

Verdächtige im Mordfall LübckeZwei Rechtsextreme unter vielen

Die beiden Männer, die Kassels Regierungspräsidenten ermordet haben sollen, waren 2018 bei einer AfD-Demo in Chemnitz. Das zeigt ein Video des MDR.

Gedenken an das Opfer: Der Trauergottesdienst für Walter Lübcke im Juni 2019 Foto: Swen Pförtner/dpa

Leipzig/Berlin afp/taz | Der Hauptverdächtige im Mordfall Walter Lübcke ist einem Bericht des MDR zufolge auf Filmaufnahmen einer AfD-Demonstration in Chemnitz im Jahr 2018 zu sehen. Die Aufnahmen zeigen Stephan Ernst und dessen mutmaßlichen Komplizen Markus H., wie der MDR am Samstag berichtete. Demnach liegen die Videobilder dem MRD-Magazin „exakt“ vor. Sie seien auf Echtheit geprüft worden.

Zu der Demonstration hatte unter anderem die AfD aufgerufen, nachdem in Chemnitz ein Mann erstochen worden war. Den Demonstrationszug hatten AfD-Spitzenfunktionäre angeführt, darunter Björn Höcke. Auch Pegida-Vertreter waren dabei. Für die Tat wurde im August 2019 ein Flüchtling wegen Totschlags verurteilt.

Bereits im September 2019 waren Fotos aufgetaucht, die Stephan E. als Teilnehmer der Kundgebung zeigen. Schon damals war auch vermutet worden, dass auf den Bildern neben Ernst auch Markus H. zu sehen ist. Die Filmaufnahmen erhärteten nun diesen Verdacht.

Der Kasseler Regierungspräsident Lübcke war in der Nacht zum 2. Juni 2019 tot auf der Terrasse seines Wohnhauses gefunden worden. Laut Obduktion wurde der 65-Jährige mit einer Kurzwaffe aus nächster Nähe erschossen.

E. war bereits wenig später festgenommen worden. Anfangs gingen die Ermittler von einem Einzeltäter aus. Auch hieß es, Ernst sei zwar als Rechtsextremist bekannt, seit fast zehn Jahren aber nicht mehr in der Szene aufgefallen. Verfassungsschutz und Polizei beteuern, seit 2009 sei E. nicht mehr auffällig gewesen.

Nach seiner Festnahme im vergangenen Sommer hatte Ernst zunächst ein Geständnis ab, widerrief dieses aber nach wenigen Tagen. Am Mittwoch machte Ernsts Verteidiger eine neue Einlassung seines Mandanten bei den Ermittlern öffentlich. Demnach sei Ernst mit H. zu Lübcke gefahren, um dem CDU-Politiker eine „Abreibung“ zu verpassen. H. habe dann Lübcke im Streit aus Versehen erschossen. Gegen H. wird bislang wegen Beihilfe zum Mord ermittelt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Die Rechnung der AfD scheint aufzugehen: Maximaler Terror gegen alles, was nicht ist wie sie! Wann kommt die braune Meute vor internationale Gerichte?