Urteil von Bundesgericht zu Đoković: Raus aus Australien
Das Bundesgericht von Australien hat im Fall des ungeimpften Tennis-Stars entschieden: Novak Đoković muss das Land verlassen.
MELBOURNE dpa | Novak Đoković darf nicht an den Australian Open teilnehmen und muss ausreisen. Wie das Bundesgericht in Australien am Sonntag entschied, wurde der Einspruch des serbischen Tennisprofis gegen seine verweigerte Einreise und die Annullierung des Visums abgelehnt. Die Entscheidung sei einstimmig gefallen, hieß es in der Bekanntgabe der drei Richter James Allsop, Anthony Besanko und David O'Callaghan. Die Begründung solle frühestens am Montag erfolgen. Gegen das Urteil können beide Seiten vor dem Bundesgericht keine Rechtsmittel einlegen. Einem Bericht der Nachrichtenagentur AAP zufolge ist eine Berufung vor dem High Court, dem höchsten Gericht Australiens, möglich. Die Erfolgschancen seien aber gering.
Đoković zieht nach dem Urteil des Bundesgerichts von Australien offenbar keine weiteren juristischen Schritte in Erwägung. Er respektiere die Entscheidung des Gerichts und werde mit den entsprechenden Autoritäten kooperieren, was seine Abreise aus Australien betreffe, teilte der Weltranglisten-Erste in einer Stellungnahme mit, aus der am Sonntag mehrere Medien zitierten.
„Ich bin extrem enttäuscht über die Entscheidung“, teilte Đoković mit. Der 20-fache Grand-Slam-Turniersieger hat die Australian Open bereits neunmal gewonnen und kann nun sein Ziel nicht erreichen, mit dem 21. Titel bei einem Grand-Slam-Turnier alleiniger Rekordhalter vor Roger Federer und Rafael Nadal zu werden. „Ich fühle mich unwohl, dass ich der Fokus der vergangenen Wochen gewesen bin, und ich hoffe, dass wir uns nun alle auf das Spiel und das Turnier, das ich liebe, konzentrieren können“, so Đoković. Er werde sich nun ein bisschen Zeit nehmen, sich zu erholen, bevor er darüber hinaus weitere Kommentare abgebe.
Đoković weilt im Abschiebehotel
Die Sitzung hatte gegen 9.30 Uhr (Ortszeit) begonnen. Um kurz vor 18.00 Uhr Ortszeit wurde die Entscheidung bekannt. Wie die australische Nachrichtenagentur AAP berichtete, hatte Đoković die Sitzung aus dem Büro seiner Anwälte in Melbourne verfolgt. Die Nacht vor der Verhandlung beim Bundesgericht hatte der Rekordsieger der Australian Open in einem Abschiebehotel verbracht.
Der abschließenden Verhandlung war eine tagelange Hängepartie vorausgegangen. Am Freitag war sein Visum in einer persönlichen Entscheidung von Einwanderungsminister Alex Hawke ein zweites Mal für ungültig erklärt worden. Der Weltranglisten-Erste ist nicht gegen das Coronavirus geimpft und deswegen eine umstrittene Person in dem Land, das seit Beginn der Pandemie harte Regeln aufgestellt hat.
Als ihm die Behörden in der vorigen Woche die Einreise verweigert hatten, war er vorübergehend in ein Abschiebehotel gebracht worden. Eine erste Gerichtsentscheidung am Montag war zu seinen Gunsten ausgefallen, Đoković hatte daraufhin die Vorbereitung auf die Australian Open fortgesetzt.
Leser*innenkommentare
Phineas
Was für ein Getöse um eine Einzelperson, von der ich noch nie gehört habe. Taz, drei Artikel? Geht’s noch?
06792 (Profil gelöscht)
Gast
Etwas technisch, aber nach der Analyse seiner PCR Tests war für mich die Sache relativ klar:
zerforschung.org/p...djokovic-pcr-test/
Es ist ja in Ordnung wenn er sich nicht impfen lassen möchte. Aber dann kann er halt nicht nach Australien einreisen.
Fezi
@06792 (Profil gelöscht) Doch, er hätte wohl auch so einreisen dürfen, sich aber dazu rechtzeitig zwei Wochen in Quarantäne begeben müssen.
Scheinbar wollte er sich aber halt gar keinen Regeln unterwerfen.
Mist, dass die trotzdem auch für Weltranglistenerste gelten.
Wenn das mal nicht der finale Knieschuss für seine Karriere war.
fvaderno
Ende gut - alles gut! Zumindest in diesem Fall.
Rudi Hamm
Er hat es sich selbst eingebrockt!
Es wurde Recht gesprochen und Đoković muss das Urteil nun hinnehmen. Es wird ihn Millionen an Siegerprämien und Werbeeinnahmen kosten und sein Ruf ist auch dahin.
Und das alles nur weil er ein Impfverweigerer ist. Seine Entscheidung, er muss mit de Konsequenzen leben und außer ihm selbst ist niemand schuld an der Misere.
83191 (Profil gelöscht)
Gast
@Rudi Hamm Die Ursache ist weniger die verweigerte Impfung, als vielmehr die vorenthaltenen Informationen bzgl Reisen und Auftritte nach seinem Positiv Ergebnis. Und in diesem Zusammenhang muss die Australische wie genau so die Neuseeländische Regierung den Blick auf die Indigenen Völker im eigenen Land haben, die durch Seuchen dieser Art massiv gefährdet sind.
Wenn die bloße Verweigerung einer Impfung derartige Konsequenzen nach sich zieht, sollte die Debatte meines Erachtens entschärft und nicht noch weiter verschärft werden. Ein 2-Lager-Denken oder die Gut/Böse Einteilung hat noch jeden sinnvollen Diskurs zerschossen. Grautöne sind die Realität.