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Urteil im VergewaltigungsprozessHauptangeklagter muss 20 Jahre in Haft

Ein französisches Gericht hat Gisèle Pelicots Ex-Mann zur Höchststrafe verurteilt. Auch die 50 Mitangeklagten wurden schuldig gesprochen. Das Strafverfahren hat Frankreich aufgewühlt.

Gisèle Pelicot und ihr Anwalt Antoine Camus kurz vor der Urteilsverkündung am 19. Dezember in Avignon Foto: Guillaume Horcajuelo/epa

Avignon ap | Ein französisches Gericht hat den Hauptangeklagten im Prozess um die Vergewaltigungen von Gisèle Pelicot zur Höchststrafe von 20 Jahren im Gefängnis verurteilt. Ihr 72 Jahre alter Ex-Mann Dominique Pelicot wurde in allen Anklagepunkten schuldig gesprochen. Das vom vorsitzenden Richter Roger Arata am Donnerstag verlesene Urteil könnte bedeuten, dass dieser den Rest seines Lebens hinter Gittern verbringt.

Gisèle Pelicot saß auf einer Seite des Gerichtssaals, den 51 Angeklagten zugewandt, während Arata einen Schuldspruch nach dem anderen verkündete. „Sie werden daher der schweren Vergewaltigung von Frau Gisèle Pelicot für schuldig erklärt“, sagte der Richter.

Haftstrafen für alle Angeklagten

Dominique Pelicot und 49 weitere Männer waren im südfranzösischen Avignon wegen schwerer Vergewaltigung und versuchter Vergewaltigung angeklagt. Die Staatsanwaltschaft hatte für Pelicot die Höchststrafe und für die anderen Männer Haftstrafen zwischen zehn und 18 Jahren gefordert. Für einen weiteren Mann, der wegen schwerer sexueller Nötigung angeklagt war, beantragte sie eine vierjährige Haftstrafe.

Dominique Pelicot hatte zugegeben, seine damalige Frau jahrelang mit Drogen betäubt zu haben, damit er und Fremde, die er online angeworben hatte, sie missbrauchen konnten. Währenddessen filmte er die Übergriffe. Die Polizei kam ihm im September 2020 auf die Spur, als ein Sicherheitsbeamter eines Supermarkts ihn dabei erwischte, wie er heimlich unter den Röcken von Frauen filmte.

Ermittler entdeckten daraufhin seine Bibliothek mit selbst gemachten Bildern, die den jahrelangen Missbrauch seiner Frau dokumentieren. Insgesamt mehr als 20.000 Fotos und Videos waren auf Computerlaufwerken gespeichert und katalogisiert. Die Fülle der Beweise führte die Polizei zu den anderen Angeklagten. In den Videos zählten die Ermittler sogar 72 Missbrauchstäter, konnten sie aber nicht alle identifizieren.

Der Mut, auf Anonymität zu verzichten

Der Prozess, der sich über mehr als drei Monate erstreckte, hat Aktivisten gegen sexuelle Gewalt aufgerüttelt. Die heute 72-jährige Gisèle Pelicot verzichtete auf ihr Recht auf Anonymität als Vergewaltigungsopfer und bestand darauf, dass die Aussagen und schockierenden Beweise – einschließlich der Videos – öffentlich verhandelt wurden.

Das ermöglichte eine öffentliche Debatte in Frankreich, sowohl auf nationaler Ebene als auch in Familien, Paaren und Freundeskreisen. Gespräche darüber wurden angestoßen, wie Frauen besser geschützt werden können und welche Rolle Männer bei der Verfolgung dieses Ziels spielen können. Pelicots Mut machte sie zu einer feministischen Heldin Frankreichs. Gegenüber dem Gericht hing ein Plakat mit der Aufschrift „Merci Giséle“.

„Männer fangen an, mit Frauen – ihren Partnerinnen, Müttern und Freundinnen – auf eine Art und Weise zu sprechen, die sie vorher nicht kannten“, sagte die 48 Jahre alte Fanny Foures, die sich anderen Frauen der feministischen Gruppe Les Amazones anschloss. „Männer fangen an, sich mit ihrem eigenen Verhalten oder ihrer Mitschuld auseinanderzusetzen – mit Dingen, die sie ignoriert haben oder gegen die sie nicht vorgegangen sind. Das ist schwer, aber es führt zu Veränderungen.“

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