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Urantransporte nach Lingen genehmigtRussisches Uran bleibt willkommen

Atomkraftgegnern zufolge wurden 40 neue Uranlieferungen an die Brennelementefabrik Lingen genehmigt. Sie kommen vom russischen Konzern Rosatom.

Trotz Ukraine-Krieg: Die Geschäfte mit Rosatom gehen weiter Foto: Stringer/rtr

Lingen/Hamburg epd | Deutsche Behörden haben nach Angaben von Atomkraftgegnern 40 weitere Urantransporte aus Russland zur Brennelemente-Fabrik im emsländischen Lingen genehmigt. Die erste dieser Lieferungen sei bereits in der vergangenen Woche angekommen, teilten die Anti-Atom-Organisation „ausgestrahlt“ und das Bündnis „Atomkraftgegner im Emsland“ am Mittwoch mit. Die Transporte seien durch das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (Base) mit Zustimmung des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) genehmigt worden. Das Base informiert im Internet über erteilte Transportgenehmigungen für nukleares Material.

Seit Beginn des Kriegs gegen die Ukraine habe die Brennelemente-Fabrik im Emsland bereits achtmal Uran aus Russland importiert, erklärten Julian Bothe von „ausgestrahlt“ und Bündnis-Sprecher Alexander Vent: „Jede Uran-Lieferung beschert dem Kriegstreiber Putin weitere Deviseneinnahmen.“ Alle Atomkraftwerke, die weiterhin Brennelemente aus Lingen bezögen, und alle Stromkunden, die den daraus erzeugten Atomstrom kauften, unterstützten damit aktiv den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine: „Die skrupellose Geschäftemacherei der Atomfabrik Lingen mit dem Kreml muss endlich ein Ende haben.“

Dies gelte umso mehr, weil die fortgesetzten Uranimporte aus Russland nach Lingen nur der Auftakt zur geplanten großen Atom-Kooperation mit dem direkt dem Kreml unterstellten russischen Staatskonzern Rosatom seien. In einem Joint Venture mit Rosatom wolle die französische Betreibergesellschaft der Atomfabrik die Brennelementeproduktion in Lingen sogar noch ausweiten – ungeachtet der aktiven Beteiligung ihres Geschäftspartners am Krieg gegen die Ukraine.

Die Bundesregierung dürfe diesen Plänen nicht weiter tatenlos zusehen, verlangten Bothe und Vent. Sie müsse die Atomgeschäfte mit Rosatom unterbinden, den Ausbau der Brennelementefabrik Lingen verhindern und diese endlich schließen. Die Brennelementefabrik in Lingen ist ebenso wie die Urananreicherungsanlage im westfälischen Gronau vom deutschen Atomausstieg ausgenommen und verfügen über unbefristete Betriebsgenehmigungen.

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6 Kommentare

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  • Ach, wir brauchen doch Strom für E-Autos und Wärmepumpen. Da ist es doch gut, wenn AKW am Laufen gehalten werden können. Die müssen ja nicht unbedingt in Deutschland stehen, dank europäischem Verbundnetz :-)

  • Die Atomlobby war schon immer gut vernetzt.

  • “ Deutsche Behörden haben ….weitere Urantransporte aus Russland zur Brennelemente-Fabrik im emsländischen Lingen genehmigt.”

    Aber russisches Öl und Gas will die deutsche Regierung nicht mehr…?



    Warum denn eigentlich nicht, muss man sich demnach doch wirklich fragen.

    Die deutsche Sanktionspolitik, die Putin ohnehin eher zum Lachen bringen dürfte als sie ihm überhaupt gefährlich werden könnte, ist also eine reine Geschmacksfrage.



    Na “toll”.



    Es war ehedem schon ein lächerlicher Auftritt von Habeck in Katar, um von dort Energie zu beziehen.



    www.amnesty.de/all...tsrechtsverstoesse



    www.amnesty.de/mit...hed-bin-2022-11-25

    “Nicht uninteressant” in diesem Zusammenhang wohl dann auch diese Liste von Amnesty International: www.amnesty.de/sit...nderuebersicht.pdf

    Das sagt doch alles …

  • 3G
    31841 (Profil gelöscht)

    Das nennt man "Atomschmelze", ein anscheinend nicht entsorgbares internationales Konglomerat.



    Uran von einem Staat beziehen, dessen Regime mit dem Einsatz von A-Waffen droht. Einkauf von Uran durch Konzerne aus Ländern, wo sich die Regierungen von einem nicht auszuschliessenden Einsatz der A-Waffen des Verkäuferstaats bedroht "fühlen". So sehr, dass sie sich - angeblich? - vor stärkerer militärtechnischen Hilfe für den Staat zurückhalten, der vom Verkäuferstaat vernichtet werden soll. Die Käufer brauchen das Uran, um ihre AKW zu betreiben, und begründen dies bzw. die Forderung abgeschaltete AKW weiter/wieder zu betreiben damit, dass sie sich gegen die Gefahr der Destabilisierung durch Kriegsfolgen wappnen müssten.



    Summa: "Wir" halten die Ukrainer vor, damit sie mit zwar minderen, weil zurückgehaltenen Mitteln unsere Freiheit bei diesem Verkäufer einzukaufen verteidigen, damit "wir" den Angreifer finanziell bei seinem Treiben unterhalten können.

  • WER WUNDERT SICH HIER NOCH WIRKLICH?



    www.deutschlandfun...-9566e257-100.html



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    "Brennstäbe und Uranlieferungen Europas Verflechtungen mit Russlands Nuklearindustrie



    Viele Atommeiler brauchen Brennstäbe russischer Bauart. Inzwischen bieten auch westliche Firmen sie an, doch Europa ist längst nicht unabhängig von Russlands Nuklearindustrie. Besonders Framatome aus Frankreich kooperiert intensiv mit Rosatom.



    Rehmsmeier, Andrea | 12. April 2023, 09:10 Uhr"



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    www.umweltbundesam...tionen/rep0814.pdf



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    Inkompletter Ausstieg mit Hintertür und fraglich Hintergedanken?



    Viele fühlen sich hier "hintergangen"!

  • Sollte die Bundesregierung dem folgen, hoffe ich, dass Frankreich den Export von Atomstrom nach Deutschland verbietet.

    Das ist wie die Sandsteuer in NRW, weil der Immobilienbau ja noch zu billig ist.

    Manche haben den Schuss anscheinend immer noch nicht gehoert, unglaublich.