Untersuchung zu Medienpräsenz: Corona ist Männersache
Mehr als zwei Drittel der zu Corona befragten Expert*innen sind männlich. Dabei gibt es eigentlich viele Virologinnen und Ärztinnen.
Corona ist Männersache, zumindest in den Medien. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Untersuchung der MaLisa-Stiftung. Laut der sind über zwei Drittel der in den Medien auftretenden Expert*innen in Sachen Coronakrise männlich.
Im Fernsehen kamen in Nachrichten und Sondersendungen auf eine Expertin vier Experten. Auch in den allgegenwärtigen Talksendungen sieht es nicht viel besser aus. Hier lag der Expertinnenanteil bei 28 Prozent gegenüber 72 Prozent Experten. In Bereichen, in denen überproportional Frauen tätig sind wie Bildung und Medizin/Pflege geht es noch männerdominierter zu: Hier betrug der Frauenanteil nur 17 Prozent. Damit kommen sie sogar „besonders selten als Expertinnen zu Wort“, so die Untersuchung der Universität Rostock. Deutlich höher liegt der Frauenanteil im Bereich Reportage/Magazin/Dokumentation, wo immerhin 41 Prozent der „Hauptakteure“ weiblich sind.
Das Team um die Rostocker Kommunikationswissenschaftlerin Elizabeth Prommer hat für die aktuelle Untersuchung 174 Informationssendungen zum Thema Corona der ARD sowie bei RTL, Sat.1 und im ZDF ausgewertet. Untersuchungszeitraum war die zweite Aprilhälfte dieses Jahres. Prommer hatte für die MaLisa-Stiftung 2017 auch die große Diversitätsstudie zu Film und Fernsehen durchgeführte, die erstmals das gesamte deutsche TV-Programm mit Blick auf Geschlechterrollen analysiert hat. Eine Fortschreibung dieser Studie ist derzeit in Arbeit und soll im kommenden Jahr veröffentlicht werden.
Auch in Zeitungen dominieren die Männer
In der Corona-Berichterstattung im Fernsehen waren laut der jetzt präsentierten Untersuchung Frauen am häufigsten als Expertinnen für die Bereiche Bildung (45 Prozent) und Soziales (31 Prozent) gefragt. Bei den befragten Virolog*innen ohne Leitungsfunktion betrug der Frauenanteil 27 Prozent, bei denen mit Leitungsfunktion nur 7 Prozent, so die Studie.
Im Bereich der Epidemiologie und Infektionsforschung waren sogar 94 Prozent der Befragten männlich. Laut der Studie stellen Frauen dabei einen Anteil von 47 Prozent aller Ärzt*innen in Deutschland, auch im Bereich der Virologie, Infektionsepidemiologie und Mikrobiologie sei der Frauenanteil mit rund 45 Prozent ähnlich hoch.
Bei den Printmedien ergibt sich ein ähnliches Bild. Hier hat das Institut Prognosis knapp 80.000 Online-Artikel aus 13 Titeln – alle überregionalen Blätter plus Stern, Spiegel, Focus und drei Regionalzeitungen – durchforstet. Untersuchungszeitraum war ebenfalls die zweite Aprilhälfte. Insgesamt kamen in der Berichterstattung mit Corona-Bezug rund 30 Prozent Frauen und 70 Prozent Männer vor. Als Expert*innen wurden Frauen nur zu rund 7 Prozent erwähnt. Als Forscherinnen wurden sie zu rund 5 Prozent zitiert und als Virologinnen sogar nur zu 4 Prozent genannt.
„Insgesamt kamen sowohl im Fernsehen als auch in den Online-Berichten der Printmedien mit Corona-Bezug auf eine Frau zwei Männer“, bilanziert die von der Schauspielerin Maria Furtwängler und ihrer Tochter Lisa initiierte MaLisa-Stiftung. Womit wir wieder bei der Diversitätsstudie von 2017 wären. Da sah es mit Blick auf Expert*innen genauso aus. Im Anschluss hatten alle großen Sender Besserung gelobt. Hat ja prima geklappt.
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