Unmut bei den US-Republikanern: Gewissenhaft gegen Donald Trump
Er hätte es schön gefunden, hätte einer der Clubbesucher den Attentäter von Orlando erschossen, so Trump. In seiner Partei formiert sich erneut der Widerstand gegen ihn.
Die Unzufriedenheit von Teilen der Partei begleitet den umstrittenen Milliardär zwar seit seinem Antritt im Sommer 2015. Vier Wochen vor dem Parteitag erreicht sie aber wegen aktueller Äußerungen Trumps und schlechter Umfragen einen neuen Höhepunkt.
Trump ging aus den Vorwahlen als bei weitem stärkster Kandidat hervor und sicherte sich locker eine Mehrheit der Delegierten, um auf dem Parteitag in Cleveland zum Kandidaten gekürt zu werden.
Die Kritik der Partei an dem politischen Quereinsteiger hat vor allem vier Gründe: Nummer eins ist Trumps Kampagne gegen einen Richter, der einen Prozess gegen ihn führt – diese Einmischung in die Justiz beschrieben führende Republikaner als rassistisch motiviert und grundfalsch. Grund zwei ist Trumps Reaktion auf das Attentat von Orlando, die viele als inhaltlich, thematisch und in der Tonalität als völlig verfehlt ansehen.
Erst am Freitag hatte er sich wieder zum Attentat von Orlando geäußert. Er hätte es „schön“ gefunden, wenn einer der Clubbesucher in Orlando den Angreifer Omar Mateen erschossen hätte. In einer Wahlkampfrede in Woodlands (Bundesstaat Texas) gab Trump – ähnlich wie nach den Anschlägen von Paris und Brüssel – zu verstehen, dass in Orlando weniger Blut geflossen wäre, hätten Besucher in dem Schwulenclub Waffen getragen.
„Wenn wir Menschen gehabt hätten, die Kugeln in die umgekehrte Richtung geschickt hätten, – genau richtig zwischen die Augen dieses Wahnsinnigen (…), Boom, Boom, wisst Ihr was? Das wäre ein schöner, schöner Anblick gewesen (…)“, sagte Trump.
Erneut versprach der Immobilienmogul, dass unter ihm als Präsidenten niemand um seinen Waffenbesitz bangen müsste. „Wir werden eure Waffen retten. Sie werden euch eure Kugeln nicht wegnehmen“, sagte Trump.
Eine „Jede-außer-Trump“-Bewegung
Trump hat es seit seinem Sieg bei den Vorwahlen nicht vermocht, die Partei zu einigen. Jüngste Umfragen sehen einen wachsenden Abstand zwischen Trump und der voraussichtlichen Kandidatin der Demokraten, Hillary Clinton. Der vierte Grund ist ein erfolgreich anziehender Wahlkampf Clintons.
„Dies ist buchstäblich eine „Jeder-außer-Trump“-Bewegung“, sagte der Delegierte Kendal Unruh, der als Anführer der Gruppe beschrieben wird, der Washington Post. „Wir müssen es einfach hinbekommen, sicherzustellen, dass Trump nicht das Gesicht unserer Partei wird.“
Die Parteiführung nimmt seit Tagen eine auffällig verhaltene Position zu lauter werdenden Zweifeln und öffentlichem Hickhack ein. Der mächtige Vorsitzende des Abgeordnetenhauses, Paul Ryan, unterstützt Trump zwar offiziell, bleibt aber stets vieldeutig. Nun zitiert ihn die Washington Post mit einem Interview mit „Meet the press“, das am Sonntag ausgestrahlt werden wird. Dort äußert Ryan in Richtung der Delegierten der Convention: „Das letzte, was ich tun würde, ist jemandem zu raten, etwas gegen sein Gewissen zu tun.“
Dieser bemerkenswerte Satz kann deswegen in die Richtung einer Anti-Trump-Kampage gedeutet werden, weil diese versucht, vor dem Parteitag eine Art Gewissensklausel durchzusetzen: Die auf die Ergebnisse der Vorwahlen verpflichteten Delegierten sollen davon entbunden werden, für Trump stimmen zu müssen. Sie sollen auf der Convention wählen können, wen sie möchten.
Trump reagierte am Freitag in einem Statement: „Ich habe 14 Millionen Stimmen gewonnen, weit mehr als jeder andere Kandidat in der Geschichte der republikanischen Vorwahlen. Ich habe unglaubliche Unterstützung, zu mir kommen die meisten Leute. Jeder dieser Versuche wäre nicht nur vollkommen illegal, er wäre auch eine krasse Zurechtweisung der Millionen Menschen, die sich so bestärkt darin fühlen, was ich sage.“
Bisherige Versuche der Republikaner, Trump aufzuhalten, waren entweder unkoordiniert oder zu zaghaft oder fielen bald in sich zusammen. Trump hatte zuletzt fallenlassen, wenn ihn die Republikaner nicht unterstützten, könnte er seinen Weg alleine gehen.
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