Umweltverbände warnen vor Klimaeffekt: Klage gegen LNG-Terminal

BUND und DUH wollen ein festes Terminal für Flüssiggas in Stade verhindern. Sie bezweifeln, dass die Anlage sicher und zukunftsfähig ist.

Arbeiter stehen auf der Baustelle des LNG Terminals an der Elbe in Stade. Der Anleger für verflüssigte Gase soll im Winter 2023/24 fertiggestellt werden

Vor der Kulisse von Dow Chemical in Stade entsteht ein Terminal für das Anlanden von Flüssiggas Foto: Focke Strangmann/dpa

Hamburg taz | Den Bau eines festen Einfuhrterminals für Flüssiggas (LNG) in Stade will der Umweltverband BUND verhindern. Im März hat der Landesverband Niedersachsen Klage beim Bundesverwaltungsgericht in Leipzig erhoben und jetzt die Begründung nachgereicht. Unterstützt wird der BUND dabei von der Deutschen Umwelthilfe.

„Durch den Bau des ersten festen, landseitigen LNG-Terminals in Stade werden fossile Infrastrukturen für die nächsten Jahrzehnte zementiert und neue, langjährige Abhängigkeiten geschaffen“, warnt die BUND-Landesvorsitzende Susanne Gerstner. Der Bau entspreche nicht den Bedürfnissen einer zukünftigen klimaneutralen Energieversorgung.

Mit dem Bau von Anlandestellen für Flüssiggas will die Bundesregierung den Wegfall der Gasversorgung aus Russland ausgleichen. Diese wurde nach dem Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine im Februar 2022 abrupt unterbrochen, sodass Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) im Eiltempo Ersatz beschaffen musste.

Die Ampel-Regierung charterte fünf Schiffe, auf denen flüssiges Erdgas verdampft und damit ins Leitungsnetz gespeist werden kann. Drei dieser schwimmenden Terminals sind als Übergangslösung gedacht, bis an Land – in Wilhelmshaven, Stade und Brunsbüttel – feste Anlagen installiert sind. Diese sollen um ein Vielfaches leistungsfähiger sein.

Nutzbarkeit für Wasserstoff nicht nachgewiesen

Einer der schwimmenden Terminals des Bundes in Wilhelmshaven ist bereits in Betrieb, zudem ein privates in Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern. In Stade ist der schwimmende Terminal Mitte März angekommen. Er wird gerade ans Netz angeschlossen. Die Klage der Umweltverbände richtet sich gegen den festen, landseitigen Terminal, der die schwimmende Anlage 2027 ersetzen soll.

Die BUND-Landesvorsitzende Gerstner kritisiert, der geplante Betrieb des festen Terminals bis 2043 stehe „im krassen Widerspruch zu den Plänen des Landes, bis 2040 klimaneutral zu sein“. Hinzu komme, dass die Planer nicht nachgewiesen hätten, dass die Anlage wie gesetzlich gefordert auf einen Betrieb mit Wasserstoff oder daraus erzeugten Gasen umgerüstet werden könne. Damit werde „eine klimaverträgliche Nutzung auf den St. Nimmerleinstag verschoben“.

Konkret dürfe eine Genehmigung laut dem LNG Beschleunigungsgesetz nur erteilt werden, wenn der künftige Betreiber nachweisen könne, dass die Anlage spätestens 2044 flüssiges Ammoniak regasifizieren könne. Ammoniak ist eine Möglichkeit, überschüssigen Windstrom über den Umweg Wasserstoff zu speichern. Die Antragsteller hätten aber weder belegt, dass die Anlagenteile für Ammoniak geeignet seien, noch hätten sie ausreichend geprüft, was passieren könnte, wenn die Anlage Leck schlage.

Gefahren durch Ammoniak

„Flüssiger Ammoniak ist ein Gefahrenstoff mit akuter Toxizität für Wasserorganismen“, warnt Gerstner. „Gleichzeitig liegen im Umfeld der geplanten Anlage geschützte Gewässerlebensräume von internationaler Bedeutung wie das FFH-Gebiet Unterelbe.“ Sicherheitsabstände seien bloß geschätzt worden.

BUND und DUH prognostizieren, dass der feste Terminal zu einer Überkapazität beim Erdgasangebot führen werde. Diese wäre umso schlimmer, als ein Großteil des LNG wohl Fracking-Gas aus den USA sein werde. „Der LNG-Terminal stärkt also die zerstörerische US-Fracking-Industrie, die schon jetzt massive Umwelt- und Gesundheitsschäden verursacht“, warnt DUH-Geschäftsführer Sascha Müller-Kraenner.

Das Bundeswirtschaftsministerium konterte die Sorge vor möglichen Überkapazitäten und einer Fossilisierung des Energiesystems in einem Grundlagenpapier vom März 2023 eben mit der Flexibilität der LNG-Terminals: Sinke der Gasbedarf schneller als erwartet, würden sie eben auf Wasserstoffwirtschaft umgestellt.

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