Umstrittenes Sponsoring von Red-Bull-CEO: Verständnis für Rechtsextreme
Der Red-Bull-CEO Mateschitz sponsort Extremsportler und Servus TV. Damit fördert er auch die Verbreitung rechten Gedankenguts.

Der Talk im Hangar 7 ist das Debattenformat des Privatsenders Servus TV, der sich im Besitz des Dosenmilliardärs Dietrich Mateschitz befindet. Mit dem Hangar 7 hat er sich einen Raum geschaffen, indem nicht nur seine Privatsammlung alter Flugzeuge ausgestellt ist, sondern auch Meinung versendet wird. Das Restaurant im Obergeschoss ist Treffpunkt für die Betuchten, Starköche verwöhnen die zahlungskräftige Klientel mit ihren Gaumenfreuden.
Für Bernhard Weidinger vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes (DÖW) ist Servus TV deswegen „kein rechtsextremer Sender“, aber er nimmt keine Einladungen in den Hangar 7 an, „solange das Format die Eingemeindung Rechtsextremer in den demokratischen Diskurs betreibt“.
Sellner und der Identitären Bewegung verschaffte ihr Auftritt eine gewisse Salonfähigkeit. Eine Burschenschaft, die Sellner danach zu einer Veranstaltung in Steyr einlud, berief sich darauf, dass dieser im Fernsehen mitdiskutieren dürfe.
Servus TV für weniger Anspruchsvolle
Mateschitz liebt den Extremsport. Neben den beiden Profifußballteams Red Bull Salzburg und Leipzig, zwei Formel-1-Rennställen sponsert er auch Athleten, die besonders werbewirksam sind. Daneben leistet er sich die Rechercheplattform Addendum, die die österreichische Medienszene durchaus befruchtet hat. Welche Medien haben denn heute Geld für aufwendige Recherchen?
Aber Servus TV bedient weniger anspruchsvolle Gemüter. Seit April 2016 wird der Sender von Ferdinand Wegscheider geleitet. Er hat die Hoheit über das Budget und das Programm, was im Fernsehen eher unüblich ist und auch bei Servus TV bis dahin getrennt war. Man muss das als besonderen Vertrauensbeweis von Dietrich Mateschitz deuten, der wohl auch die politischen Positionen seines Angestellten teilt.
Wegscheider gibt seine Meinung jede Woche in der Kommentarsendung „Der Wegscheider“ zum Besten. Eingeleitet wird der Auftritt mit dem Hinweis: „Der Wegscheider – da scheiden sich nicht nur die Wege, sondern auch die Geister.“ Wegscheider zeigt viel Verständnis für rechtsextreme Positionen, etwa als er am 26. März 2016 forderte: „Wir werden aufhören müssen, Hinweise auf Missstände als Hetze zu bezeichnen. Und wir müssen aufhören, die, die auf Missstände hinweisen, als Nazis zu bezeichnen.“
Dagegen, dass seine Welterklärungen zu den von rechtsextremen Medien und Plattformen meistgeteilten Sendungen zählen, hat Wegscheider nie protestiert. Auch FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache twittert regelmäßig Links zu Kommentaren, die ihm besonders gut gefallen.
Red Bull fördert auch Extremsportler Baumgartner
Michael Fleischhacker, der den Talk im Hangar 7 moderiert, macht es sich zum Prinzip, Exponenten aller möglichen Extreme einzuladen. So ließ er wiederholt die deutsche Antifeministin Birgit Kelle auftreten, die etwa zum Thema Impfungen für verschwörungstheoretische Positionen zuständig war.
Vertreterinnen linksextremer Gruppen dürfen immer wieder mitdiskutieren. Für den ehemaligen ÖVP-Abgeordneten Marcus Franz, der bekannt wurde, als er ein Recht auf Pograbschen einforderte, Schwule für „amoralisch“ hält und Armen das Wahlrecht entziehen möchte, fand sich im Hangar auch eine Bühne.
Servus TV fördere „unter dem Deckel der Meinungsfreiheit rechte Umtriebe“, meint Jerome Trebing, ein auf Österreichs rechtsextreme Szene spezialisierter Wiener Soziologe. Er findet es auffällig, dass sich Red Bull politisch weit rechts stehender Personen als Werbeträger bediene.
Felix Baumgartner
Allen voran der Extremsportler und „Stratosphärenspringer“ Felix Baumgartner, der gerne darüber schwadroniert, dass Österreich ein starker Mann an der Spitze wohltäte: „Wir würden eine gemäßigte Diktatur brauchen, wo es ein paar Leute aus der Privatwirtschaft gibt, die sich wirklich auskennen.“ Wenn Mateschitz diese Meinung nicht teile, so erwartet sich Trebing, „dass Baumgartner gesagt wird, für Red Bull bist du nicht tragbar“.
Ende Oktober 2016 tagte in Linz der Kongress „Verteidiger Europas“, bei dem es um die Vernetzung von rechtsextremen Gruppen ging. „Mainstream-Medien“ durften nicht darüber berichten. Servus-TV wurde hingegen neben dem rechtsextremen Online-Magazin Info.Direkt und der FPÖ-nahen Plattform unzensuriert.at als einziges Medium, Zutritt gewährt.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Donald Trump zu Ukraine
Trump bezeichnet Selenskyj als Diktator
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Berlinale-Rückblick
Verleugnung der Gegenwart
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?