piwik no script img

Umgang mit RechtsextremismusEs brennt überall in Sachsen

Rechter Hass und Hetze sind nirgendwo so fest verankert wie in Sachsen. Schuld sind vor allem die Regierenden der vergangenen Jahrzehnte.

Am besten das Feuer löschen, bevor das ganze Haus brennt Foto: Unsplash/Daniel Tausis

Ich werde, besonders nach Ereignissen wie in Chemnitz, immer wieder gefragt: „Was sind denn Ihre Konzepte, Frau Köditz? Was kann man gegen das Anwachsen von Extremismus und Gewalt tun?“

Ich erzähle dann immer die Geschichte von einem Abfalleimer, der vor mehr als 25 Jahren gegenüber meiner Wohnung brannte. Was sollen wir tun? Nehmt einen Eimer Wasser und kippt ihn drüber! Ach, das wird schon von alleine aus­gehen. Wenig später schlugen die Flammen aus dem Fenster des Erdgeschosses des Hauses.

Und wieder: Was sollen wir tun? Ruft endlich die Feuerwehr! Als auch der Dachstuhl brannte – natürlich war wieder nichts geschehen –, riet ich: Sorgt dafür, dass das Feuer nicht übergreift. Natürlich griff das Feuer über, die Innenstadt war abgebrannt. Und anschließend fragten alle: „Was sind denn Ihre Konzepte, damit so etwas nicht erneut passiert?“

Ein einfaches Bild

Kerstin Köditz

ist Abgeordnete der Linken im sächsischen Landtag. Sie ist Sprecherin für antifaschistische Politik der Fraktion und hat das Buch geschrieben: „Und Morgen? Extreme Rechte in Sachsen“. Verbrecher Verlag, 2009.

Die Geschichte ist ausgedacht, aber sie zeigt bildlich, was in Sachsen in den vergangenen Jahrzehnten schiefgelaufen ist. Denn alle, aber auch wirklich alle klagten, es fehle am bürgerschaftlichen Engagement. In solchen Fällen müsse unbedingt die Zivilgesellschaft eingreifen. Das sollte sie. Hat sie aber nicht.

Sie hat nämlich auch, um im Bild zu bleiben, gesehen, dass die Feuerwehr kaum noch einsatzfähig war, weil man ihr keine Ausrüstung gegeben hat. Sie hat gesehen, dass die Feuerwehr immer zu spät am Brandort war. Sie hat gesehen, dass das nie ein Thema im Stadtrat war. Dass Brandschutzmaßnahmen durch die Behörden nicht gefördert wurden. Dass Brandstifter kaum bestraft wurden. Die Innenstadt war abgebrannt. Sie erneut aufzubauen dauert.

Es brennt überall in Sachsen. Nicht nur in Chemnitz. Auch die Hetzjagden sind nicht neu. Ich erinnere nur an jene am Rande eines Stadtfestes in Mügeln. Gut zehn Jahre ist das her.

Es brennt überall. Wenige Stunden bevor am vergangenen Samstag eine Meute von rund 8.000 Menschen, die in Sachsen als „besorgte Bürger“ bezeichnet werden, durch Chemnitz zog, hatte es eine andere Demonstration gegeben, die in den überregionalen Medien kaum vorkam. In Plauen, einer gut 60.000 Menschen zählenden Kreisstadt, 70 Kilometer von Chemnitz entfernt, hatte die Neonazi-Partei „Der III. Weg“ einen Aufmarsch durchgeführt. 50 Teilnehmende waren angemeldet, über 700 gekommen. Die Zivilgesellschaft? Protestierte mit gut 100 Personen.

Nicht zuständig für Verteidigungsmaßnahmen

Der Plauener Oberbürgermeister Ralf Oberdorfer (FDP) hatte im Vorfeld gemahnt: Die im Herbst 1989 in 23 Samstagsdemonstrationen in Plauen eingeforderte Demokratie stehe derzeit, wie seit Langem nicht in Deutschland, auf dem Prüfstand. Aber nur die Demokratie lasse die freie Meinungsäußerung, das Recht, zu demonstrieren, zu.

„Lassen Sie uns diese Demokratie nicht leichtfertig in Frage stellen, lassen Sie uns diese Demokratie gegen jegliche extreme Anfeindungen verteidigen“, hatte Oberdorfer (FDP) gesagt. Aber die Zivilgesellschaft fühlte sich offenkundig nicht zuständig für Verteidigungsmaßnahmen.

Warum auch? Warum soll sie sich um den Brandschutz kümmern, der den Regierenden egal ist? Im besten Falle. Gelegentlich wird von ihnen sogar noch Öl ins Feuer gegossen. Warum wird immer dann nach der Zivilgesellschaft gerufen, wenn gezündelt worden ist und alle sehen, dass nichts für den Brandschutz getan worden ist?

Eine Zivilgesellschaft allein wird nichts daran ändern können, dass inzwischen längst eine soziale Bewegung von rechts entstanden ist. Die natürlich selbst, das wird gerne ausgeblendet, ebenfalls Teil der ominösen Zivilgesellschaft ist. Eine soziale Bewegung von rechts, in der die einstmals fein säuberlich getrennten Bestandteile längst zu einem untrennbaren Konglomerat verschmolzen sind.

Die Abgrenzung der AfD von Pegida? Steht nicht einmal mehr auf dem Papier

Der Rassismus schweißt die Teile zusammen: die gutbürgerliche AfD-Klientel, die minder betuchten früheren NPD-Wähler, die offenen Neonazi-Strukturen, die alten und die neuen Hooligan-Gruppen, die martialischen Kampfsportler.

Die Abgrenzung der AfD von Pegida? Steht nicht einmal mehr auf dem Papier. Lutz Bachmann, mit dem die AfD einst nichts zu schaffen haben wollte, marschierte am vergangenen Samstag in der zweiten Reihe, knapp hinter den AfD-Landesvorsitzenden Björn Höcke aus Thüringen, Andreas Kalbitz aus Brandenburg und Jörg Urban aus Sachsen.

Die Kundgebung der lokalen Gruppe „Pro Chemnitz“ um den Rechtsanwalt Martin Kohlmann, die enge Verbindungen ins Neonazi-Spektrum hat, führte ihre Teilnehmer problemlos zur AfD. Distanz der AfD zur gewaltbereiten Szene? Niemand nahm am Samstag Anstoß an Teilnehmern, die Kapuzenpullis der einschlägigen „Division Sachsen“ trugen.

Hirn statt Hetze wäre auch gut

Der Chefredakteur der örtlichen Freien Presse kommentierte nach den Ereignissen am Samstagabend: „Und die Polizei hat eine hervorragende Arbeit gemacht: Deeskalation bis zur Schmerzgrenze.“ Und darüber hinaus, möchte ich anfügen. Es kann doch von gewaltaffinen Rassisten nur als Ermutigung begriffen werden, wenn eine Woche zuvor die Polizei sie bei ihren Hetzjagden nahezu unbehelligt lässt, weil Polizeiführung wie auch Staatsregierung die Lage gnadenlos unterschätzt haben. Wieder einmal.

Genauso ermutigend muss es geklungen haben, dass die Oberbürgermeisterin der Stadt, die für Samstag immerhin zu dem zivilgesellschaftlichen „Herz statt Hetze“ aufgerufen hatte, in ihren ersten Stellungnahmen vor allem über den Abbruch des Stadtfestes jammerte. Und der Ministerpräsident des Freistaates, der am Donnerstag unter starkem Polizeischutz seinen Dialog mit den Bürgern im Chemnitz-Stadion geführt hatte? Er war am Samstag bei „Herz und Hetze“ nicht zu sehen. Dafür am Sonntag, gemeinsam mit der Oberbürgermeisterin bei einer Kundgebung unter dem Motto: „Wir in Chemnitz. Aufeinander hören – miteinander handeln“. Herz statt Hetze eben.

Manchmal hätte ich mir bei der so benannten Veranstaltung am Samstag eher Hirn statt Hetze gefordert. Zum Beispiel als ein Dozent der Uni verkündete, die rechten Randalierer seien „nicht aus Chemnitz“ gewesen.

Keine einfachen Lösungen

Ich habe kein Konzept dafür, wie ein Problem schnell gelöst werden könnte, dessen jetziges Zwischenstadium sich über zwanzig Jahre nahezu ungestört entwickeln konnte. Ich weiß, dass ein solcher Lokalpatriotismus wie der des Hochschullehrers ungeeignet ist. Ich bin überzeugt davon, dass die Beobachtung der AfD durch den Inlandsgeheimdienst nichts, aber auch gar nichts bewirken würde.

Ich weiß, dass es grundfalsch war, dass sich der Innenminister vor Jahren mit Pegida getroffen hat. Ich weiß, dass es verheerende Folgen hatte und hat, dass nicht sofort bei den ersten rassistischen Aufmärschen wie in Schneeberg, den „Lichtelläufen“ mit bis zu 2.000 Teilnehmenden, reagiert worden ist. Das war übrigens bereits 2013.

Ich habe immer gesagt, dass es schädlich ist, dass es nach dem Einzug der NPD in den Sächsischen Landtag kein ressortübergreifendes Gesamtkonzept zur Zurückdrängung der extremen Rechten gegeben hat. Stattdessen gab es ein reines Fördermittelprogramm. Die Aktiven, die zivilgesellschaftlichen Gruppen, wurden gleichzeitig mittels „Extremismusklausel“ unter Generalverdacht gestellt. Sehr förderlich für die Entwicklung einer funktionsfähigen Zivilgesellschaft ist das nicht.

Chemnitz ist überall

Jetzt braucht man sie, jetzt ruft man verzweifelt nach ihr. Um von der eigenen Untätigkeit und Unfähigkeit abzulenken. Um tunlichst im Bewusstsein der Bevölkerung auszublenden, dass die sächsische CDU mehrheitlich ihr Heil darin sucht, die AfD rechts zu überholen.

Und wie der Herr, so das Gescherr. Empirische Untersuchungen zu den politischen Einstellungen bei der Polizei? Fehlanzeige! Dann ist der inzwischen berühmte Hutbürger vom LKA nicht so erstaunlich. Dann verwundert es weniger, dass Ermittlungsunterlagen der Polizei zu Antifas auf der Homepage der NPD auftauchen. Dass ein Bereitschaftspolizist enge Verbindungen zu einem bekannten Neonazi hat. Dass Polizisten in Verdacht geraten, Interna an Beschuldigte der „Gruppe Freital“ gegeben zu haben. Dass die Polizei illegalerweise linke Demonstranten mit Frostschutzmitteln aus dem Wasserwerfer bespritzt. Dass ein Justizbeamter den Haftbefehl gegen einen Tatverdächtigen von Chemnitz an einschlägige Kreise gibt. Dass beim Landesamt für Verfassungsschutz mindestens ein Funktionär der AfD arbeitet.

Ja, gegen die soziale Bewegung von rechts braucht es eine starke Zivilgesellschaft. Vor allem aber braucht es entschlossenes, planvolles und konvertiertes Regierungshandeln. Öl ins Feuer ist schon zu lange gegossen worden. Es muss endlich gelöscht werden. Die Lösch- und Aufräumarbeiten werden ihre Zeit brauchen. Einstweilen brennt es weiter. Nicht nur Chemnitz. Chemnitz ist überall.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

7 Kommentare

 / 
  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Um bei dem vorliegenden Bild zu bleiben: ich fände es höchst töricht, ausgerechnet diejenigen mit der Löschung eines Feuers zu beauftragen, die es sehenden Fusses zugelassen haben, dass es gelegt wurde.

  • "Die Aktiven, die zivilgesellschaftlichen Gruppen, wurden gleichzeitig mittels „Extremismusklausel“ unter Generalverdacht gestellt."

    Das Problem bei vielen Aktiven ist das ihr gesellschaftliches Engagement nur Feigenblatt und Sprungbrett für radikale Ideen ist. Ich gehe kaum noch auf Demonstrationen. Nicht weil ich mich nicht mit bestimmten Zielen identifizieren könnte, sondern weil ich nicht mit Menschen zusammen laufen will, die sich für links- oder rechtsradikale Ideen einsetzen.

    Verwunderlich ist das in dem Artikel kein Wort über die DDR verloren wird, in der Rassismus geduldet und befördert wurde. Die gleichen Menschen die glauben man müsse Verantwortung für die Morde seiner Vor-Vor-Vorfahren (Wenn die denn dort waren) in Afrika übernehmen kommen nicht auf die Idee das hier auch eine Mitschuld bei der DDR zu suchen ist? Sehr überraschend,...

    • 6G
      60440 (Profil gelöscht)
      @Januß:

      Politiker der Linke wurden (und werden ?) vom Verfassungsschutz beoachtet.

      www.stern.de/polit...linke-3521586.html

      Der AfD gibt der Präser dieser hochkriminellen Chaostruppe Nachhilfe und nützliche Tipps, wie sie einer Beobachtung entgehen kann und lässt sie selbstredend in Ruhe.

      www.rnz.de/politik...-_arid,384169.html

      Halt so wie immer in Deutschland ...

    • @Januß:

      Rassismus als DDR-Staatsdoktrin?

      Zitat @Janus: „Verwunderlich ist das in dem Artikel kein Wort über die DDR verloren wird, in der Rassismus geduldet und befördert wurde.“

      Verwunderlich ist es nicht, denn es würde bedeuten, die Gründe für die Vorgänge in Chemnitz exklusiv der DDR und einem an den Haaren herbeigezogenen damals angeblich obwaltenden Rassismus als DDR-Staatsdoktrin anzulasten. Dies wäre nur dann halbwegs plausibel, wenn es etwa in Ostberlin oder Dresden ein vergleichbares moslemfeindliches Polizei-Massaker wie das am 13. Oktober 1961 in Paris gegeben hätte, bei dem über 200 Algerier an Händen und Füßen gefesselt von der Polizei unter dem Kommando des Präfekten Papon, einem Nazi-Kollaborateur und Antisemiten, in die Seine geschmissen und wie Katzen ersäuft wurden. (s. Film „Caché“). Wäre derartiges Ausländern zwischen Ostsee und Erzgebirge unter dem Kommando eines früheren SS-Offiziers in der Tat widerfahren, wäre es mit Sicherheit schon längst an die große Glocke gehängt worden. Aber vielleicht finden sich Belege dafür in den 15 000 Säcken mit Stasi-Aktenschnipseln...

      A propos Frankreich: Jeder zweite Polizist räumt Umfragen zufolge ein, den „Rassemblement National“ von Marie Le Pen zu wählen. Warum sollte ausgerechnet hierzulande die Sympathie in den Sicherheitsapparaten für die Rechtsalternativen geringer ausfallen?

      • 6G
        60440 (Profil gelöscht)
        @Reinhardt Gutsche:

        Im jüngsten Spiegel (Titel: Sachsen, S. 17f.) wird der Historiker Harry Waibel wie folgt widergegeben:

        "Pogrome gab es bereits unter der Herrschaft der SED. Der Berliner Historiker Harry Waibel hat die ostdeutschen Archive durchforstet und listet mehr als 8600 neonazistische, rassistische und antisemitische Propaganda- und Gewaltdelikte in der DDR auf, mindestens zehn Menschen starben.



        (...) Waibel zeigt auf, dass es in der DDR seit 1975 fast 40 rassistische Angriffe auf diese Wohnheime (gemeint sind die der dort seinerzeit zentral untergebrachten ausländischen Vertragsarbeiter) gab. (...) Die Gründe, die der Wissenschaftler für die Überfälle anführt, klingen bekannt: Sozialneid und sozialdarwinistische Anschauungen an. Den Fremden wurde die falsche Einstellung zur Arbeit vorgeworfen, ihre Ordnungs- und Sauberkeitsgewohnheiten als "ekelerregend" abqualifiziert. Die Unzufriedenheit vieler Deutscher über ihre eigene politische und ökonomische Situation habe sich in Aggressionen gegen die Migranten entladen. Die Staatsmacht im Osten drückte dabei regelmäßig beide Augen zu.



        Selbst die Parolen waren die gleichen wie heute. 1987 trafen in Leipzig 50 Deutsche auf 50 Araber aufeinander, die Meute rief: "Deutschland den Deutschen", "Ausländer raus", Deutschland erwache." In Merseburg bei Halle hatte 1979 ein rasender Mob Kubaner vor sich her und in die Saale getrieben. Zwei Kubaner ertranken. Niemand wurde zur Verantwortung gezogen. Mit Zustimmung der Generalstaatsanwaltschaft wurde das Ermittlungsergebnis eingestellt, "zumal keine erheblichen gesundheitlichen und materiellen Schäden vorliegen."

        • @60440 (Profil gelöscht):

          Delikte - aber keine Staatsdoktrin. Das macht den Unterschied

          Zitat von @Sebastian Kreibig: „...und listet mehr als 8600 neonazistische, rassistische und antisemitische Propaganda- und Gewaltdelikte in der DDR auf, mindestens zehn Menschen starben.“

          Eben, das waren „Delikte“, die auch nach dem DDR-Strafgesetzbuch strafbar waren und nicht einer befohlenen „Staatsdoktrin“ folgten, wie allerorts suggeriert. Auch den über 200 von der Pariser Polizei am 13. Oktober 1961 ertränkten Moslems wurde nie strafrechtliche Satisfaktion zuteil. Aber selbst wenn dies von einem tief sitzenden und weit verbreiteten Rassismus‘ in den französischen Sicherheitskräften und Justiz zeugte, wäre daraus nicht ohne weiteres abzuleiten, in Frankreich unter der Präsidentschaft des Résistance-Helden de Gaulle seien Rassismus und Antisemitismus Staatsdoktrin gewesen. Die waren es dort ebensowenig wie in der DDR.

          • 6G
            60440 (Profil gelöscht)
            @Reinhardt Gutsche:

            Sie reden von Staatsdoktrin, niemand sonst.



            Es ging Januskopf darum, dass in der DDR Rassismus geduldet und gefördert wurde. Und das stimmt, mit Einschränkungen.

            (Dass Januskopf links und rechts gleichsetzt ist natürlich quatsch, soll provozieren, und sein diesbezüglicher Verweis auf die DDR, die er wohl für links hält, ist oberquatsch. Die DDR war antidemokratisch, totalitär, fremdenfeindlich, spiessig, miefig, autoritär. Nur nicht links. Mehr so wie Orbans Ungarn, Erdogans Türkei oder Putins Russland).

            Es gibt eine lange Tradition brutaler Übergriffe auf Ausländer durch Nazimobs.



            Der Staat und seine Organe haben aktiv weggeschaut, selbst bei Mordtaten. Wer die DDR kennt, weiß, dass man für einen Ladendiebstahl ins Gefängnis kommen konnte (denn auch dieser Diebstahl war ja nicht nur ein Diebstahl, es war ein Diebstahl an Volkseigentum); die Strafen waren in jedem Bereich der Kriminalität regelmäßig drakonisch, die Strafverfolgung oft unmenschlich hart (Jugendwerkhöfe).



            Und die Generalstaatsanwaltschaft stellt ein Ermittlungsverfahren wegen zweifachen Lynchmordes ein, weil niemand zu Schaden kam ?

            Entweder fürchtete der angeblich antifaschistische und hochgerüstete Sicherheitsstaat DDR Nazi-Mörder und liess sie darum laufen (naja);



            oder er liess sie geschehen, um Dampf aus dem Kessel zu lassen.

            Mir war die Dimension insbesondere der Angriffe auf Wohnheime neu, die Forschung hierzu steckt wohl noch in den Kinderschuhen.



            Hinreichend bekannt ist aber, dass Neonazis und Skinheads oft in aller Ruhe randalieren und Menschen verprügeln konnten, solange sie nur brav gescheitelt und ordentlich angezogen waren. Einer der einflussreichsten, Ingo Hasselbach, kam aus einem lupenreinen DDR-Funktionärshaushalt.



            Jeder Punk, obwohl er ausser vorhanden zu sein in der Regel nichts tat, wurde kriminalisiert, schikaniert und schlimmeres.







            Und: Wenn der Staat wegschaut, ermutigt er die Nazis, das war zu DDR Zeiten so und ist es auch heute. zB. in Sachsen.