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Umgang mit RechtenGewalt als Agenda

Gegen die Neue Rechte braucht es neue Strategien. Denn sie will das Gewaltmonopol des Staats nach ihren Vorstellungen ausweiten.

Gut geschützt vor Demonstrant*innen: der AfD-Abgeordnete Armin-Paul Hampel Foto: dpa

Vor fünf Jahren interviewten wir für die taz zwei Vertreter großer Antifagruppen. Sie hatten einen Kongress mit dem Titel „Antifa in der Krise“ organisiert. Was die Aktivisten damals sagten, nahm die heutige Debatte über den Angriff auf den Bremer AfD-Landesvorsitzenden Frank Magnitz vorweg: Es ging um die Frage, welche Rolle Gewalt im Kampf gegen rechts spielt.

Ihr Gegner, so sagten die beiden damals, habe sich verändert. Im Zuge der Eurokrise ab 2010 habe es heftige politische Verschiebungen gegeben. Überall gewännen rechtspopulistische Parteien, denen nicht ohne Weiteres beizukommen sei. Die „klassischen“, wie sie es nannten, Antifa-Strategien des Aufspürens, Outens und Angreifens von Nazis – sie seien gegen die aufkommenden Rechtspopulisten „vollkommen ungeeignet“.

Bis dahin war es vor allem um die NPD und deren Umfeld gegangen. Die machte nie einen Hehl daraus, dass sie die Demokratie verachtete. Die Antifa bekämpfte die Partei unter anderem dadurch, dass sie NPDler in deren Nachbarschaft, beim Arbeitgeber oder bei der Presse outete – etwa mit „Achtung, Nazi“-Flugblättern. Das brachte diesen oft erhebliche Probleme ein. Es galt als ausgemacht, dass die NPD auch die Partei rechter Schläger war. Dass Antifa-Aktivisten NPDler verprügelten traf deshalb oft auf gewisses Verständnis.

Beides ist bei der AfD nicht drin. Dort aktiv zu sein, ist gesellschaftlich nicht geächtet. Ein Outing ist deshalb sinnlos. Und für körperliche Gewalt gegen AfDler hat die Mehrheitsgesellschaft kein Verständnis – siehe Magnitz. Beides liegt daran, dass die AfD bislang jedenfalls zweierlei für sich reklamiert, was für die NPD nicht galt: Sich dem Grundgesetz verpflichtet zu fühlen – und selbst keine Gewalt auszuüben.

Der Staat soll die Gewalt erledigen

Die damalige Analyse der Antifa-Gruppen war deshalb richtig. Doch dem Bild, das die Partei von sich selbst zeichnet, muss in einem Punkt widersprochen werden. Die AfD lebt auch von ihrer Beteuerung, das staatliche Gewaltmonopol zu achten. Daraus schöpft sie Legitimität, darauf fußen ihre Opferinszenierungen und ihre Kampagnen gegen „linke Gewalt“.

Die Agenda der AfD aber ist darauf angelegt, die Nutzung des staatlichen Gewaltmonopols bis weit jenseits des heute Akzeptierten zu erweitern. Die Partei selbst will keine Gewalt ausüben – der Staat soll das für sie erledigen. Für ihre Bewertung spielt das bislang kaum eine Rolle.

Die AfD selbst will keine Gewalt ausüben – der Staat soll das für sie erledigen

In der Debatte über die Attacke auf Magnitz wurde das Gewaltmonopol vielfach beschworen. Eine Kombination aus Aufklärung, der Erfahrung der Weltkriege und des Nationalsozialismus haben die Nutzung dieses Gewaltmonopols in westlichen Demokratien zivilisatorisch eingehegt. Hier bedeutet demokratisch legitimiert nach der Erfahrung der Mehrheitsgesellschaften meist auch: moralisch legitim.

Dass Staaten mit ihrem Gewaltmonopol so umgehen, dass sich dies mit allgemeinen moralischen Vorstellungen verträgt, ist indes eher die Ausnahme als die Regel. Willkür, Entwürdigung, Unterdrückung Homosexueller, Folter, Verschwindenlassen – all dies geschieht auch in Staaten mit leidlich demokratisch gewählten Regierungen, seien es die Philippinen oder sei es Mexiko, die Türkei oder Russland.

Staatliche Gewalt ist nicht böse

Wer in Deutschland das staatliche Gewaltmonopol hochhält, verweist in der Regel auf dessen moralisch legitime Nutzung. Hier praktizierte Formen staatlicher Gewalt, etwa das Räumen bewohnter Häuser oder Abschiebung wird von der Mehrheitsgesellschaft nicht als Gewalt eingestuft. Weil sie demokratisch legitimiert sind, gelten sie auch als moralisch gerechtfertigt. Die implizite Folgerung daraus lautet: Weil staatliche Gewalt nicht böse ist, ist auch nicht böse, wer die Gewalt beim Staat belassen will – wie die AfD es für sich in Anspruch nimmt.

Konservative sind tendenziell der Auffassung, der Staat dürfe ruhig etwas härter sein, während Linke der Meinung sind, er habe sich stärker zurückzuhalten

Das bedeutet nicht, dass diese Grundannahme nie irritiert würde. Die Irritation setzt meist umso früher ein, je weiter links jemand steht. Konservative sind tendenziell der Auffassung, der Staat dürfe ruhig etwas härter sein, während Linke der Meinung sind, er habe sich stärker zurückzuhalten.

Die Linke will, dass auch Dinge, die der Staat tut, als Gewalt benannt werden: Die Verhinderung von Seenotrettung auf dem Mittelmeer etwa, besonders hartes Vorgehen der Polizei gegen DemonstrantInnen, bestimmte Waffenexporte oder Vorfälle wie die kürzliche Abschiebung aus dem Kreißsaal einer Klinik.

Umgehen mit Rechten

Für manche sind sie eine abstrakte, für viele bereits eine reale Bedrohung. Sie sind Nachbarn, Familienmitglieder, Politiker*innen: Leute, die sich menschenfeindlich äußern, oder die schon über ein geschlossenes rechtsextremistisches Weltbild verfügen.

Soll man mit Rechten reden, muss man es überhaupt? Wie wehrt man sich, mit welchen Mitteln? Wie kann man der Gruppe ausweichen, wie sich dem Menschen annähern? Und wie schützt man sich, wenn die rechte Bedrohung allgegenwärtig ist?

In dieser Serie gehen wir auf die Suche nach Menschen, die über diese Fragen nachdenken, oder sie schon ganz konkret für sich beantworten mussten.

Bisherige Texte der Reihe:

Danke, Antifa

Gewalt öffnet das Tor zur Hölle

Gewalt als Agenda

Kokett und gefährlich

Antifa ohne Faschismus

Nicht erpressen lassen

„Es gibt kein Patentrezept“

Feine Sahne Freizeitzentrum

Solche Vorfälle sind gesamtgesellschaftlich skandalisierbar. Der Staat gerät in solchen Fällen unter Rechtfertigungsdruck, und zwar auch deshalb, weil der bürgerliche Konservatismus zivilisatorischen Mindeststandards verpflichtet und auf diese festzunageln ist. Das unterscheidet ihn von denen, die weiter rechts stehen.

Die AfD verschleiert diesen Unterschied mit der Beteuerung ihrer Verfassungstreue. Bisher wird ihr – zu Recht – vor allem eine Verrohung der Sprache („Merkelnutte“, „Halbneger“, „Messermigration“) vorgeworfen. Doch darin scheint die Politik, die sie betreiben wird, wenn man sie lässt, bereits auf.

Die Agenda der Neuen Rechten ist darauf angelegt, die zivilisatorische Einhegung des Gewaltmonopols durch Gesetze und demokratische Kultur aufzulösen. Das heißt: die Nutzung des Gewaltmonopols auszuweiten und damit gegen Grund- und Minderheitenrechte zu verstoßen.

Im Bundestag wollte die AfD wissen, wie viele Menschen mit Behinderung „durch Heirat innerhalb der Familie entstanden“ seien und in wie vielen dieser Fälle es eine Migrationsgeschichte gebe. Der Bundestagsabgeordnete Thomas Seitz schwadronierte über die Wiedereinführung der Todesstrafe, auch wenn er dies kurz darauf als „Provokation“ abtat.

Aufschlussreich sind Passagen aus Büchern und Interviews des Thüringer AfD-Landesvorsitzenden Björn Höcke, die der Münsteraner Soziologe Andreas Kemper in den vergangenen Monaten herausgearbeitet hat. Kemper hat es, wie Anfang der Woche bekannt wurde, mit seinen Recherchen über Höcke sogar als Quelle in das jüngste Verfassungsschutzgutachten über die Partei geschafft.

Das Unterlaufen von Mindeststandards ist Programm

Höcke sieht Deutschland demnach als Kraftzentrum des europäischen Großraums, von dem die Zurückdrängung des Islams auszugehen habe. Höcke schwebt ein Generationen andauerndes, „großangelegtes Remigrationsprojekt“ vor, eine „Renovation“ des europäischen Kulturraums, zu der „gewaltsamste Verfahren“ nötig seien. Die Maßnahmen, die ergriffen werden müssten, würden unseren „eigentlichen Moralvorstellungen zuwider laufen“, so Höcke.

Erforderlich sei eine „wohltemperierte Grausamkeit“, denn „existenzbedrohende Krisen“ erforderten „außergewöhnliches Handeln“. Die Verantwortung dafür trügen diejenigen, die „die Notwendigkeit dieser Maßnahmen mit ihrer unsäglichen Politik herbeigeführt haben“. Der „Feind“ sei der „Menschenrechtsextremismus“, so stellte Höcke mit Verweis auf den AfDler Wolfgang Gedeon klar. Der wiederum hatte eine „existentielle Bedrohung der europäischen Völker und ihrer Kulturen“ behauptet.

Seitz hat wenig Einfluss und auch Höcke ist nicht bestimmend für die Partei. Doch was Rechtspopulisten tun, wenn sie die Macht erlangen, ist etwa in Ungarn zu besichtigen. Dort wird Flüchtlingen in sogenannten Transitzonen Nahrung verweigert, Obdachlosigkeit mit Gefängnis bestraft. Oder in Italien, wo die Regierung unverblümt darauf hinwirkt, dass Menschen in den Flüchtlingsbooten ertrinken.

Daraus folgt nicht, dass es richtig wäre, die AfD so zu behandeln wie die Kameradschaftsnazis, die Terror auf den Straßen verbreiten. Es folgt aber daraus zurückzuweisen, wenn die AfD sich auf die eigene Gewaltfreiheit beruft

Dieses Unterlaufen zivilisatorischer Mindeststandards ist hier Programm. Für zivilgesellschaftliche Korrektive sind solche Staaten kaum noch zugänglich. Daraus folgt nicht, dass es richtig wäre, die AfD so zu behandeln, wie die Kameradschaftsnazis, die Terror auf den Straßen verbreiten. Es folgt aber daraus zurückzuweisen, wenn die AfD sich auf die eigene Gewaltfreiheit beruft. Worauf sie hinarbeitet, ist eine gewaltvolle Politik, und zwar sowohl nach linken als auch nach bürgerlich-konservativen Maßstäben. Das klarzumachen ist keine Bürgerkriegsrhetorik, sondern wohl der einzige Weg, das Tor zur Hölle wieder zuzuschlagen.

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40 Kommentare

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  • "Wer in Sachen Straftäter in den eigenen Parteireihen werfe den ersten Stein..."

    Ist das eine Aufforderung? :D

  • Das Gewaltmonopol des Staates kann überhaupt nicht ausgeweitet werden, es ist auch nicht begrenzt durch bürgerliche Moralvorstellungen, es bedeutet nur, dass niemand als der Staat Gewalt anwenden darf. Die neue Rechte verfolgt im wesentlichen die Strategie den gesellschaftlichen Diskurs zu bestimmen, dadurch den gesellschaftlichen Konsens zu verschieben und letztendlich die Mittel des Staates für ihre Zwecke einzusetzen. Wirklich neu ist daran aber nichts.

    • 9G
      91672 (Profil gelöscht)
      @Benedikt Bräutigam:

      Die 'neue Rechte' ist sowieso schon recht witzig. Es ist die 'alte Rechte' von vor 80 - 90 Jahren.



      Sonderangebot: 'Die legendäre Schellack nun neu und ganz frisch auf AfD-CD'. 'Ja, danke, das will ich haben, unbedingt'.

  • 9G
    90857 (Profil gelöscht)

    Eines darf man nach ausführlicher Lektüre des Textes von Christian Jakob konstatieren.

    Er erkennt, wenngleich etwas zähneknirschend, nicht wenig relativierend, dass die Gewalt(frage) und eben via der Antifa aktuell eine der neuen Linken ist.

    Für mich war und ist rechte Gewalt primär mit den intellektuell etwas unterbelichteten springerbestiefelten, gern bierbäuchigen Glatzen verbunden.

    An dieser Spezies jedoch, nicht dass es sie nicht gäbe, an dieser Ausprägung eines rechten Gewaltdiskurses schein es momentan etwas zu mangeln, adressiert die gebetsmühlenartig wiederholte Thematisierung auch bestenfalls ebenso intellektuell unterbelichtete Gemüter bei den neuen Linken.

    Dem eher bildungsnahen, dem gar intellektuellen Anteil der neuen Rechten, deren Medien und deren Followern- ist "so", ist mit zunehmender linker Gewalt kaum beizukommen.

    Insofern verstehe ich den vorliegenden Text zumindest als Ansatz einer selbstreflexiven Hinterfragung.

    • @90857 (Profil gelöscht):

      Dem „Bildungnahen“ neuen Rechten fehlt es mit Nichten an Gewaltpotential, . Man möge sich nur die Vorstrafen der AfD Mitglieder anschauen.



      Ändert natürlich nichts daran dass man Umdenken muss um denen zu begegnen die tatsächlich interlektuelles Potential aufweisen. Wobei dass ja bei der „alten“ Rechten wie NPD, DVU etc. ja auch schon in teilen vorhanden war.

      • 9G
        90857 (Profil gelöscht)
        @Laughin Man:

        Wer in Sachen Straftäter in den eigenen Parteireihen werfe den ersten Stein; wirtschaftskriminelle Straftaten eingeschlossen.

        Ansonsten Danke für die Bestätigung einer Notwendigkeit des "Umdenkens"; wenngleich auch das sofort wieder relativiert wird, ohne aktuellen Bezug, ohne konkrete eigene Positionierung bleibt.

  • 8G
    80975 (Profil gelöscht)

    Das Gewaltmonopol des Staats wurde und wird bereits, weit über die AFD hinaus, durch die traditionell etablierten Parteien ausgeweitet.

    Es hat doch eine erfolgreiche Umverteilung in die Hände weniger stattgefunden. Prekäre Beschäftigung gilt als alternativlos und gleichzeitig werden die davon Betroffenen marginalisiert wie stigmatisiert. Das ist bereits strukturelle Gewalt.



    Über Sarrazin hinaus haben nicht wenige politische Vertreter aus CDU und SPD doch verächtlich ihr Gift unter die Menschen gebracht. Man muss nur die Reden mancher Politiker hören, wenn sie sich gegen Arbeitslose wenden, oder den Fernseher anschalten, um zu erfahren, wie es um die Würde des Menschen gestellt ist.

    Die Verantwortlichen wissen ganz genau, was das aus unseren Demokratien macht, dass es die Menschen in Konurrenz zueinander stellt.



    Es werden doch bereits die Vorbereitungen getroffen, um der erwartbaren Kritik an ihrer Politik zu begegnen: die Einführung der Polizeigesetze, die strafrechtliche Verfolgung als Mitläufer einer Demonstration usw. Denen, die nicht mithalten können, stülpt man einen Sack über den Kopf. Für weitere Landnahme, Umverteilung und deren Absicherung, bedarf es eben Mittel der Repression.



    Das ist alles bereits jetzt schon weit jenseits von dem, was vor 1990 für möglich gehalten worden wäre.

    • @80975 (Profil gelöscht):

      Ein wichtiger Hinweis, der mitgedacht werden sollte. Das finde ich auch. Die AFD ist nicht die einzige Partei, die an der Repressionsschraube dreht. Weitere Beispiele wären wie der Staat bzgl. G20 und Hambacher Forst reagierte, Ankerzentren, Rücknahme der Dienstnummerkennzeichnungspflicht für Polizist*innen in NRW, Überwachungsprojekte ...

    • 9G
      91672 (Profil gelöscht)
      @80975 (Profil gelöscht):

      Ja, so ist es. Die Leute haben diese Politiker gewählt und die machen jetzt, was sie bisher kaum verschwiegen hatten. Wer ist schuld? Der Wähler oder der Politiker? Man sollte einen Wählerpass einführen, dann wüsste man, wer geholfen hat, daß es so gekommen ist.

      • 7G
        74450 (Profil gelöscht)
        @91672 (Profil gelöscht):

        "Man sollte einen Wählerpass einführen, dann wüsste man, wer geholfen hat, daß es so gekommen ist."

        Also die geheime Wahl abschaffen und Menschen für ihre Entscheidungen ggf. bestrafen? Was ist dann gar mit Parteimitgliedern?

        Gab es in Deutschland alles schon. War das in Ihrem Sinne?

        • 9G
          91672 (Profil gelöscht)
          @74450 (Profil gelöscht):

          Nein, natürlich nicht. Ich wollte nur auf den komplexen Zusammenhang hinweisen (den uns zur Zeit Amerika vorführt), wie Volkes Wille und die dadurch inthronisierten Politiker die Geschicke auf dieser Erde bestimmt. Und daß der Wähler nicht unschuldig ist. Auch wenn er das dann manchmal so gerne wäre.

  • 9G
    97684 (Profil gelöscht)

    "der bürgerliche Konservatismus (ist) zivilisatorischen Mindeststandards verpflichtet ..."



    Gegenüber jenen, die weiter rechts stehen.



    Mag wohl sein.

    Nur sind diejenigen , die weiter rechts stehen schlicht die Ausführenden der feuchten Träume der bürgerlichen Konservativen.



    Das haben sie erfolgreich outgesourced, wie sie's immer machen, exerzieren sie im wirtschaftlichen Bereich vor, das praktizieren sie im politischen ganz genauso.



    Dahingegen unterscheiden sie sich von der AfD nur wenig.

    Das Geschickte daran. Man kann sich moralisch fühlen und dennoch seine rechten Fantasien umgestzt sehen. AfD macht deren Dreckarbeit. Die Prügelnazis machen dann die Dreckarbeit der AfD. Wobei der Bürgerliche wiederum nach Stärkung der staatlichen Gewalt ruft und den Autoritarismus Vorschub leistet. Es ist ein Prozess positiver Rückkopplung mit zunehmender Verschiebung dessen, was dann "moralisch" sei nach rechts

    Strukturelle "Arbeitsteilung ", ganz im Sinne moderner Gesellschaftordnung.

    Darum ist dem bürgerlichen Konservativismus, im weiteren Sinne der bürgerlichen Scheindemokratite auch so schwer beizukommen.

    • @97684 (Profil gelöscht):

      "Es ist ein Prozess positiver Rückkopplung mit zunehmender Verschiebung dessen, was dann "moralisch" sei nach rechts"

      Ich fürchte, dass Sie Recht haben.

      • 9G
        97684 (Profil gelöscht)
        @Rolf B.:

        Also. Was tun wenn es Hoffnung nicht ist?



        Dennoch: ' s Maul aufmachen!



        Den/ dem " Absurden"( Camus) tief ins Auge blicken .



        Ehrlich bleiben.



        Keine eigenen Fehler in Ausdruck scheuen.



        Die Ubertreibung nicht fürchten.

  • 9G
    90857 (Profil gelöscht)

    Es dämmert ... wengleich deutlich relativierend

    Diskussionen bezüglich einer (Klartext:) Selbstjustiz gibt es ja nicht erst, seitdem die neuen RAFler in spe nebst derer klammheimlich goutierenden Medien dies verschämt, nicht selten eben relativierend der verbliebenen Leserschaft darbieten.

    Gewalt gegen Personen und/oder Sachen war im sog. Deutschen Herbst nebst aller vor- bzw. nachlaufenden Aktionen immer ein Thema. Und die damaligen, selbsternannt "linken" Gewaltanwender eskalierten das dann "ein wenig";

    mal schauen, ob und wie die ebenso selbsternannten heutigen "linken" Gewaltanwender das dann noch eskalieren.

    Der Unterschied zum Deutschen Herbst ist dennoch substantiell:

    Die alten, linken RAFler kämpften gegen die Exekutive, gegen das System, das sog. Schweinesystem.

    Den neuen, jungen, linken, im Grunde systemfrommen RAFlern in spe wurde stattdessen das Feindbild eben mal getauscht.

    Nicht mehr das System, die Exekutive, sondern eine weder im Bund, noch in irgend einem Bundesland an der Regierung beteiligte Partei darf nun das Feindbild geben, an dem man sich als neuer Linker bitteschön abzuarbeiten hat.

    Und bis zur Regierungsbeteiligung der AfD (wenigstens irgendwo im wilden Osten, bitte, bitte) müssen wir schon mal üben, üben, üben, die Popanze aufblasen und dann gnadenlos entlarven.

    Währenddessen kann unsere gute Regierung unter Begleitung der verbliebenen guten Medien ungestört "so" weitermachen.

    Die neuen Linken sind beschäftigt ...

    • @90857 (Profil gelöscht):

      Ersetzen Sie "neue Linke" durch "neue radikale Mitte", dann kämen Sie der Sache näher.

      Auch wenn sich Menschen als "neue Linke" verstehen, so ist dies doch nur nachvollziehbar, weil es einen gesellschaftlichen Rechtsruck gegeben hat. Da sonnt sich so mancher linksliberale Konservative im vermeintlich linken Mainstream.

      Linke sind nicht neu. Linke gehen vom Klassenstandpunkt aus. Gestern und heute. Da hat sich nämlich nichts geändert. Leider.

      • 9G
        90857 (Profil gelöscht)
        @Rolf B.:

        neue Linke == "neue radikale Mitte"

        Einverstanden,

        doch damit dies funktionieren kann, so musste und wie geschrieben der neuen, neulinken RAF in spe, der Antifa 2.0 das Feindbild getauscht werden.

        Nicht mehr die Pontos, Schleyers oder Bubacks etc. also die Vertreter des Systems sind die Feinde, stattdessen und schon mehr als potentiell die zweite oder dritte Garnitur von Provinzpolitikern und ohne jegliche exekutive Funktion.

        Popanze eben ...

        • @90857 (Profil gelöscht):

          Ich finde, dass man das Gewäsch der radikalen Mitte, die sich selbst als links versteht und dennoch gegen linke Positionen kämpft, die Antiimperialismus für eine schlimme Erscheinungsform aus der Zeit der Alt-68er hält und ebenso den von Linken vertretenen Klassenstandpunkt; dieser radikalen Mitte, die La Fontaine progressive Neoliberale nennt, darf man nicht die Meinungshoheit überlassen. Sie sind die Garantie dafür, dass sich nichts verändert. Kein Wunder, dass Versuche wie #aufstehen oder die Gelbwesten von diesem Milieu konsequent verleumdet wird. Ich halte diese Menschen mindestens so gefährlich wie Nazis, weil sie deutlich mehr Unterstützer haben bei den Medien, den sogen. NGOs, den konservativen Parteien, einigen Gewerkschaften und natürlich der herrschenden Klasse.

    • 9G
      91672 (Profil gelöscht)
      @90857 (Profil gelöscht):

      Sie scheinen Herrn Jakob nicht viel zuzutrauen, da Sie anläßlich dieses sehr genauen und analytischen Artikels über das staatliche Gewaltmonopol und die rechte AfD nun von was ganz anderem schreiben. Vielleicht treibt Sie eine permanente Linksphobie um, aber sparen Sie sich das doch besser auf, wenn die 'taz' einmal was gegen die RAF schreibt.

      • 9G
        90857 (Profil gelöscht)
        @91672 (Profil gelöscht):

        "Linksphobie" ?

        Möglicherweise, soweit es sich um diese wirtschsftsliberale, transatlantisch-bellizistische, in Teilen militante und gleichzeitig systemfromme neue Linke handelt; die Grünen in toto und Teile der Linkspartei gern eingeschlossen.

        Das stößt mir als alten 68er, als Westberliner Anti-Springer Demonstrant schon etwas auf. Aber immer d'ran denken: Die Querfront lauert überall, auch für mich ...

        • @90857 (Profil gelöscht):

          Darf ich fragen wie Militant und Systemfromm zusammenpassen? Ich glaube ehrlich gesagt, du bist ein "alt 68er" der den Anschluss an "die linke Szene" komplett verloren hat. Ist ja nicht schlimm... schlimm finde ich es nur dann, wenn du dich über Dinge beschwerst, von denen du augenscheinlich nichts weißt.

        • 9G
          91672 (Profil gelöscht)
          @90857 (Profil gelöscht):

          Dann habe ich Sie richtig eingeschätzt. Danke.

    • 9G
      97684 (Profil gelöscht)
      @90857 (Profil gelöscht):

      "Den neuen, jungen, linken, im Grunde systemfrommen RAFlern"

      Das gefällt mir. Das trifft's.

      Leider hört man derartiges aber oft auch von denen als Vorwurf gegen linke oder besser, emanzipatorische Gesellschaftsmodelle, die garnix ändern wollen.

    • @90857 (Profil gelöscht):

      Für Ihren Kommentar muss ich mich bedanken. Ich sehe es ziemlich ähnlich. Die sog. Linken haben sich schon selbst abgeschafft.

    • @90857 (Profil gelöscht):

      Es ist schon sehr bezeichnend, dass du eine neue RAF am entstehen siehst, aber dich dem Argument, dass die AfD so einiges von der NSDAP in sich birgt stets verschließt. Woran das bloß liegen könnte.

  • Die AfD-ler anders als die Kameradschafts-Nazis behandeln? Weil sie mehr Kreide gefressen haben? Die Ziele sind identisch und der Ton wird faschistischer werden, mit jedem Millimeter, den man sie wachsen lässt, mit jedem Blödspruch, jeder Richterschelte, die man ihnen nicht sofort um die Ohren haut.

  • 7G
    74450 (Profil gelöscht)

    "In der Debatte über die Attacke auf Magnitz wurde das Gewaltmonopol vielfach beschworen. Eine Kombination aus Aufklärung, der Erfahrung der Weltkriege und des Nationalsozialismus haben die Nutzung dieses Gewaltmonopols in westlichen Demokratien zivilisatorisch eingehegt. Hier bedeutet demokratisch legitimiert nach der Erfahrung der Mehrheitsgesellschaften meist auch: moralisch legitim."

    Jede*r die*der demokratische Legitimation in Frage stellt bzw. ihre moralische Qualität bestreitet, muss Alternativen nennen.

    Das Gewaltmonopol wird in einer rechtsstaatlichen Demokratie immer durch demokratisch festgelegte Grund- und Minderheitenrechte eingeschränkt. Werden diese abgeschafft, erfüllt ein System nicht mehr die Anforderungen an eine Demokratie. Dann haben wir eine ganz andere Diskussion, nämlich die, wie sich demokratische Standards wieder etablieren lassen.

    Bis dahin sollten wir uns glücklich schätzen, demokratischen Verfahren zu folgen und nicht einfach selbst festzulegen, wen wir für verachtenswert und deshalb nicht schutzwürdig halten. Im Zweifel sind die anderen stärker, wie wir hier schon ausreichend besprochen haben.

    "Es folgt aber daraus zurückzuweisen, wenn die AfD sich auf die eigene Gewaltfreiheit beruft. Worauf sie hinarbeitet, ist eine gewaltvolle Politik, und zwar sowohl nach linken als auch nach bürgerlich-konservativen Maßstäben. Das klarzumachen ist keine Bürgerkriegsrhetorik, sondern wohl der einzige Weg, das Tor zur Hölle wieder zuzuschlagen."

    Dagegen ist nichts einzuwenden. Solange es bei verbalen Hinweisen bleibt. Ansonsten drehen wir uns im Kreis.

  • Das Neue daran ist ja nicht, dass man andere die Drecksarbeit für sich machen lassen möchte, um sich selbst harmlos zu geben und fein raus zu sein. Das Neue daran, ist, dass eine Partei mit solchen Verhalten den Bundestag entern konnte.

    Neu ist, dass Polizist*innen in der AfD aufgefordert werden, sich vom "Flügel" Höckes in der AfD zu distanzieren, wobei die Frage im Raum steht: geht das überhaupt, diese Distanz? Tatsächlich mögen sich andere in der Partei "harmloser" ausdrücken, harmlos sind sie indes noch lange nicht.

    Man sollte nicht erneut den Fehler machen, alles auf einen Mann zu konzentrieren und allein diesen zu dämonisieren, denn auch dieser "Führer" kam nicht ohne Unterstüzer*innen an die Macht und könnte sie ohne diese auch gar nicht halten.

    Und mal ganz schlicht: Staatsbedienstete müssen vor die Wahl gestellt werden: entweder Mitglied in der AfD, dann keinen Staatsdienst, oder umgekehrt. Denn mein Vertrauen - und nicht nur meines - wird in einen Rechststaat, bei dem man nicht weiss, wie rechts er ist, doch stark erschüttert. Sollte es wieder Zeiten geben, bei dem sich ein Gutteil der Bevölkerung dreimal überlegen muss, ob sie die Polizei zu Hilfe holt, oder Gerichte anruft? Ich meine Nein!

    • 8G
      80975 (Profil gelöscht)
      @Lesebrille:

      Ich bin mit Ihren Bedenken und Unbehagen bei Ihnen, aber so "schlicht" einfach ist das eben nicht.



      Sie können keinen dafür aus etwas auszuschließen, weil er eine Parteipräferenz hat, die sich legitim zur Wahl aufstellt, bzw. die ihre politische Linie vertritt, solange diese nicht als verfassungswidrig gilt. Das macht diese Strategie ja so effizient, den Rechtsstaat mittels seiner eigenen Verfasstheit zu unterlaufen. Es ist auch fraglich, ob es überhaupt der richtige Weg ist, oder ob man nicht der "Opferinszenierung" einen Bärendienst erweist, wenn man jemanden "vor die Wahl stellt" abzuschwören oder ein Berufsverbot zu kassieren?

      Auch wenn ich ebenfalls davon ausgehe, dass es bloße Strategie darstellt, sich vorerst zur demokratischen Verfassung samt Grundgesetz zu bekennen. Diese Bekenntnisse sind eine Farce. Die unlauteren Methoden des Lügens, der Provokation und des anschließenden Verharmlosens, sprich das Ausweiten des Sag- und Machbaren zeigen deutlich wessen Geistes Kind sich hier wieder auf den Weg gemacht hat und wo diese Reise hingehen soll.

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Ganz genau, das Tor zur Hölle ist offen. Manchmal muss man um ein paar Ecken gehen um das zu sehen, oft muss man nur die Augen aufmachen.

    Example: Was Höcke da schwadroniert von einem „großangelegten Remigrationsprojekt“und einer „Renovation“ des europäischen Kulturraums, zu der „gewaltsamste Verfahren“ nötig seien. Für mich hat das denselben Sound wie "Endlösung der Judenfrage".

    Und weiter:

    "Die Maßnahmen, die ergriffen werden müssten, würden unseren „eigentlichen Moralvorstellungen zuwider laufen“

    Das hat er aus Himmlers Posener Reden abgeschrieben.

    Aber: Wer sitzt in der Talkshow? Hundekrawatte Gauland. Und keiner springt auf und sagt: "Da sitzt ja ein Nazi."

    Das ist der Türöffner zur Hölle.

    • @88181 (Profil gelöscht):

      Aber, aber, nicht mit Nazis reden, ist doch faschistisch ;)

  • @ Herrn Jakob: Könnten Sie bitte den Satz ergänzen?



    "Doch darin scheint die Politik, die sie betreiben wird, wenn man sie lässt, bereits auf."

    • @Lesebrille:

      Der Satz ist vollständig (hing beim schnell auch kurz daran fest).

      Die Politik scheint auf. Von "aufscheinen".

      • @sart:

        Ah, so bekommt der Satz einen Sinn! Dankeschön.

  • Polizei und Bundeswehr werden, wenn die Zeit gekommen ist - kadavergehorsamst und speichelleckend - in die Dienste der AfD treten. So viel ist sicher.

    Übrigens - In Teilen der Bevölkerung ist die AfD sehr wohl geächtet: Bei all denen die nicht wieder Hass und Hetze gegen Minderheiten in D wollen...

    • 9G
      97684 (Profil gelöscht)
      @amigo:

      Das ist mal sicher.

    • 9G
      97684 (Profil gelöscht)
      @amigo:

      Bei einem genauso grossem Teil der Bevölkerung, die diese Partei nicht wählen, findet man nichtdestoweniger ähnliche Ansichten, wie die der AfD.



      Schon mal Mäuschen gespielt beim Stammtisch eine SPD Ortsvereins? Da kann man sowas hören.

      • 9G
        91672 (Profil gelöscht)
        @97684 (Profil gelöscht):

        Zitat: 'Schon mal Mäuschen gespielt beim Stammtisch eines' CDU-Ortsvereins, wenn es um Europa, Waffenlieferungen und Flüchtlingsfragen und Umweltschutz und Autoabgase ... geht? Auch da kann man natürlich alles hören. Da braucht es gar keinen SPD-Stammtisch.



        Der Vorteil einer Minderheitsregierung wäre, daß Politiker (und ein wenig damit auch Wähler) beteiligt wären, zu sagen, das will ich, das neue Polizeigesetz aber nicht und die Einstellung der Hilfe im Mittelmeer auch nicht.



        Und das gibt es derzeit nicht. Das 'Überraschungspaket' Parteienwahl gleicht einem Lotteriespiel.

      • @97684 (Profil gelöscht):

        Eine Querfront wie in Griechenland...

        • 9G
          97684 (Profil gelöscht)
          @amigo:

          Was meinen Sie mit Querfront, wie in Griechenland?



          Syriza und Anel.?