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Umgang mit Grenzen zu GroßbritannienChaotische Reaktion

Eric Bonse
Kommentar von Eric Bonse

Neun Monate nach Beginn der Pandemie macht immer noch jeder Staat, was er will. Daran hat auch der EU-Ratsvorsitz Deutschlands kaum etwas geändert.

Bahnverbindungen unterbrochen: Geschlossenes Eurostar-Terminal am Montag in Brüssel Foto: Yves Herman/reuters

W as sich in den letzten Tagen an den Grenzen zwischen Großbritannien und der EU abgespielt hat, sah aus wie eine Strafaktion. Flug-, Bahn- und Fährverbindungen waren unterbrochen, Hunderte von Lastwagen standen im Dauerstau. An deutschen Flughäfen gab es sogar eine Art „Triage“: Britische Passagiere wurden ausgesondert und mussten sich speziellen Tests unterziehen.

Offiziell ging es bei alldem um den Schutz vor der neuartigen Variante des Coronavirus. Doch unterschwellig war die kontinentale Inselsperre mit einer politischen Botschaft verknüpft: So wird es euch ergehen, wenn Premier Boris Johnson nicht bald in ein Handelsabkommen einwilligt, schienen die Europäer zu sagen. Hütet euch vor einem „No Deal“.

Doch plötzlich ist alles ganz anders. Die EU-Kommission distanziert sich sogar von den eilig verhängten Grenzschließungen. Ein „Blanko-Reiseverbot“ sei keine angemessene Antwort auf die neue Gefahr, hieß es. Briten und Kontinentaleuropäer dürften nicht pauschal davon abgehalten werden, zu Weihnachten nach Hause zu reisen.

Zuvor hatten sich die 27 EU-Staaten nicht auf ein gemeinsames Vorgehen einigen können. Die Niederlande waren vorgeprescht, und dem deutschen EU-Vorsitz ist es danach nicht gelungen, alle Mitglieder auf eine Linie zu bringen. Das verheißt nichts Gutes für die nächsten Tage und Wochen – weder für die Briten noch für die EU-Bürger und ihren Schutz vor der neuen Virusvariante.

Die Briten müssen nun fürchten, dass es auch ohne einen harten Brexit jederzeit zu Reisesperren und Versorgungsengpässen kommen kann. Paradoxerweise könnte sie das sogar wieder in die Arme von Johnson treiben. Und die EU-Bürger? Die müssen erkennen, dass es mit der versprochenen gemeinsamen Coronapolitik nicht weit her ist. Neun Monate nach Beginn der Pandemie macht immer noch jeder, was er will. Weder die Kommission in Brüssel noch der Ratsvorsitz in Berlin haben daran etwas geändert. Die deutsche „Coronapräsidentschaft“ endet im Chaos, Besserung ist nicht in Sicht.

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Eric Bonse
EU-Korrespondent
Europäer aus dem Rheinland, EU-Experte wider Willen (es ist kompliziert...). Hat in Hamburg Politikwissenschaft studiert, ging danach als freier Journalist nach Paris und Brüssel. Eric Bonse betreibt den Blog „Lost in EUrope“ (lostineu.eu). Die besten Beiträge erscheinen auch auf seinem taz-Blog
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2 Kommentare

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  • Poor little Britain - das habt ihr nicht verdient - aber gewählt

  • Scheinbar wussten BoJo & Co. ja schon im Oktober von dieser Mutation des Erregers. Das dieser Stamm infektiöser ist, ist auch nicht erst seit dem Wochenende in England bekannt, daher war die Maßnahme eh verfehlt, da der Stamm sich wahrscheinlich eh schon auf dem Festland ausbreitet.



    Man hätte sich sicherlich noch 8 Wochen in Ministerrunden beraten können, um dann eine abgestimmte Maßnahme auf den Tisch zu legen und sich dann angreifbar gemacht, warum man nicht sofort gehandelt hat. Und es wird in anderen Fragen immer wieder zu ähnlichen Situation kommen, wenn Staaten nicht bereit sind mehr Kompetenzen auf EU-Ebene zu verlagern und nach dieser Bereitschaft sieht es derzeit nun ganz und gar nicht aus.

    Die No-Deal-Brexit-Botschaft war m.E. nicht beabsichtigt, wurde aber in Kauf genommen und kam sicherlich nicht ungelegen. Ach ja, nicht nur EU-Länder haben eine Einreisesperre verhängt, verhandeln die anderen Länder auch gerade was mit GB?