Coronamutation in Großbritannien: Passagiere aus London gestoppt
45 Länder haben ihre Flugverbindungen zu Großbritannien eingestellt. Die Mutation soll andere EU-Staaten erreicht haben.
Wegen der in Großbritannien entdeckten neuen, mutmaßlich ansteckenderen Variante des Coronavirus stellen immer mehr Länder ihre Verkehrsverbindungen nach Großbritannien ein. Am Montag teilten die Regierungen Russlands, Norwegens, Dänemarks und Indiens mit, vorübergehend keine Flüge aus Großbritannien mehr landen zu lassen. Am Sonntagabend hatten bereits Deutschland und weitere europäische Staaten ihre Flugverbindungen mit Großbritannien gekappt.
Insgesamt 45 Staaten haben nach Agenturmeldungen ihre Flugverbindungen zu Großbritannien eingestellt; in zahlreichen weiteren Ländern wie Israel ist aufgrund der Covid-19-Pandemie ohnehin keine Einreise möglich. Manche Länder wie die Türkei haben die Maßnahmen nicht nur gegen Großbritannien verhängt, sondern auch gegen Dänemark, die Niederlande und Südafrika, wo der mutierte Virus auch nachgewiesen wurde.
Der britische Verkehrsminister Grant Shapps betonte, die neue Situation bedeute keineswegs, dass nur das Vereinigte Königreich von dieser Virusvariante befallen sei. Vielmehr sei es möglich, dass britische Forscher innerhalb der Virusforschung anderen Ländern voraus seien und sich die neu identifizierte Coronamutation derweil auch in anderen Ländern verbreite.
Dem Europäischen Zentrum für Krankheitsprävention und -kontrolle zufolge ist die in Großbritannien ermittelte Variante des Coronavirus bereits in mindestens drei weiteren Ländern in Europa gemeldet worden. So habe es Berichte über einige Fälle aus Island, Dänemark und den Niederlanden gegeben, teilte das Zentrum mit Sitz in Stockholm am Montag mit. Es verwies auch auf Medienberichte, dass es Fälle in Belgien und in Italien gegeben habe.
Flughäfen gehen unterschiedlich vor
Darüber hinaus, so das Zentrum, seien „rechtzeitige Bemühungen“ zur Vorbeugung und Kontrolle der Ausbreitung von Covid-19-Fällen mit der neuen Variante nötig. Eine vorläufige Analyse in Großbritannien deute an, dass die Variante „erheblich stärker übertragbar“ sei, doch es gebe keine Hinweise darauf, dass Infektionen schwerer seien. Es liefen noch Studien, um einzuschätzen, welche Auswirkungen die neue Coronavirus-Version auf das Risiko einer Neuinfektion mit dem Virus habe oder auf die Wirksamkeit von Impfstoffen.
Nach den Meldungen aus Großbritannien gingen die Flughäfen deutschlandweit unterschiedlich mit den letzten Passagieren um, die noch am Sonntagabend aus London gekommen waren. Am Berliner Flughafen BER mussten am Montag zunächst 74 Fluggäste aus Großbritannien ausharren und auf einen Test zur Einreise warten.
Nachdem am Nachmittag 64 Reisende mit Schnelltests negativ auf das Coronavirus getestet wurden, durften sie den Flughafen verlassen. Weitere zehn Fluggäste warten nach Angaben einer Sprecherin der Bundespolizei weiterhin auf ihr Testergebnis. Drei Passagiere aber hatten sich am Montag, statt auf einen Test zu warten, entschlossen, zurück nach London zu fliegen.
Deutsche Staatsangehörige oder jene mit Wohnsitz in Deutschland, die einen der letzten Flüge aus London genommen hatten, konnten hingegen ungetestet den Berliner Flughafen verlassen. „Sie sind verpflichtet, sich sofort bei ihrem zuständigen Gesundheitsamt zu melden“, so die Sprecherin der Bundespolizei.
Auch in Hannover kam es zu ungewöhnlichen Szenen. Eine letzte Maschine aus London erreichte Hannover am späten Sonntagabend noch. Da standen das Deutsche Rote Kreuz und die Bundespolizei schon mit vielen Einsatzkräften an der Landebahn. Die Region Hannover hatte kurzerhand die Einreise der Fluggäste gestoppt, um alle Fluggäste zu testen. Eine Person nahm ohne Test direkt einen Flug zurück nach London. Für die anderen hatte das DRK Feldbetten im Terminal aufgebaut. (mit ap und dpa)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
100 Jahre Verkehrsampeln
Wider das gängelnde Rot
++ Nachrichten zum Umsturz in Syrien ++
Baerbock warnt „Assads Folterknechte“
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Trendvokabel 2024
Gelebte Demutkratie
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt
Mehr Zugverkehr wagen
Holt endlich den Fernverkehr ins Deutschlandticket!