Umfrage zu Rüstung und Waffenexporten: Deutsche gegen neue Atombomber
Eine Mehrheit ist auch für strengere Regeln bei Rüstungsexporten. Die Zustimmung für ein generelles Ausfuhrverbot schwindet aber.
Die Frage der Tornado-Nachfolge ist derzeit Thema bei den Koalitionsverhandlungen der Ampel-Parteien. Sie hat Auswirkungen auf das Prinzip der nuklearen Teilhabe der Nato: 20 US-Atombomben sind in Deutschland stationiert. Im Ernstfall wäre es Aufgabe der Bundeswehr, diese mit ihren Tornado-Jets über feindliches Gebiet zu fliegen und abzuwerfen.
Die Tornados werden aber in absehbarer Zeit ausgemustert, und da nicht alle Kampfjets mit Atomwaffen kompatibel sind, hängt von der Entscheidung für das Nachfolgemodell ab, ob Deutschland auch in Zukunft eine Rolle in den Plänen für einen Atomkrieg spielt.
Der Umfrage zufolge ist eine Mehrheit der Befragten außerdem für strengere Regeln für Rüstungsexporte: 63 Prozent wollen, dass Waffen und andere Rüstungsgüter nur noch an Staaten verkauft werden dürfen, die nicht an Menschenrechtsverletzungen beteiligt sind. Knapp die Hälfte will Exporte nur an Staaten erlauben, die nicht Krieg führen. Nur 38 Prozent fordern allerdings, Ausfuhren generell nur an EU- und Nato-Staaten zu gestatten.
Wunsch nach differenzierten Regeln
Im Vergleich zu einer gleichlautenden Umfrage aus dem Februar 2020 sind die Zustimmungswerte für die einzelnen Kriterien gestiegen. Damals stimmte etwa noch nicht mal die Hälfte der Befragten der Aussage zu, dass nur an Länder verkauft werden solle, die die Menschenrechte achten. Allerdings waren 2020 auch noch 32 Prozent dafür, sämtliche Rüstungsexporte zu verbieten statt einzelne Kriterien aufzustellen. Heute fordern das nur noch 23 Prozent. Gewachsen ist eher der Wunsch nach differenzierten Regeln statt nach möglichst strengen.
Auffällig ist, wie sich mit den Jahren die Einstellungen je nach Parteipräferenz verändert haben. So ist bei Anhänger*innen der Grünen die Ablehnung gegenüber Atombombern leicht gesunken, wenn auch auf hohem Niveau. Auch die Zustimmung zur Einführung eines Rüstungsexportgesetzes, das verbindliche Regeln setzen würde, ist zurückgegangen. Bei FDP-Anhänger*innen dagegen ging die Entwicklung von niedrigen Niveau kommend in die entgegengesetzte Richtung.
Unterm Strich sind die Anhänger*innen aller Ampel-Parteien mehrheitlich für ein Rüstungsexportgesetz und zumindest gegen Ausfuhren in Staaten, die Menschenrechte missachten. Das Fazit von Greenpeace-Experte Alexander Lurz, mit Blick auf die Koalitionsverhandlungen: „Die Ergebnisse sind ein Aufruf der Anhänger:innen an die Verhandler:innen, ein striktes Rüstungsexportgesetz im Koalitionsvertrag festzuschreiben. Nach 16 Jahren CDU-Blockade ist jetzt der Weg für einen konsequenten Aufbruch frei.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
+++ Ampelkoalition zerbricht +++
Lindner findet sich spitze
Auflösung der Ampel-Regierung
Holpriger Versuch endgültig gescheitert
Auflösung der Ampel-Regierung
Drängel-Merz
Wirtschaftspolitik der FDP
Falsch und verlogen
Trumps Sieg bei US-Präsidentschaftswahl
Harris, Biden, die Elite? Wer hat Schuld?
Kampf gegen Judenfeindlichkeit
Bundestag beschließt Antisemitismus-Resolution