USA stoppt Zahlungen an WHO: Frontalattacke aus dem Weißen Haus
Der Weltgesundheitsorganisation fällt ausgerechnet jetzt ihr größter Geldgeber weg. Vor allem für den Globalen Süden könnte das fatale Folgen haben.
D onald Trump hat angesichts der Pandemie einen Fehler nach dem anderen gemacht. Die frühzeitigen Warnungen ignorierte er. Die Gefährlichkeit des Virus spielte er mit dem Hinweis herunter, er habe die Lage unter Kontrolle. Er log über ausreichende Tests, verzögerte die Ausgangsbeschränkungen und hat viel zu spät damit angefangen, lebensrettendes Material für medizinisches Personal und PatientInnen zu besorgen.
Doch anstatt eigene Fehler einzugestehen, startet der US-Präsident ausgerechnet an dem bislang tödlichsten Tag der Pandemie in seinem eigenen Land eine Frontalattacke gegen eine andere Institution. Er wirft der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor, sie habe desinformiert und sei nicht transparent. Und er streicht ihr die US-amerikanischen Mittel. Als Konsequenz könnte die WHO bis zu 15 Prozent ihres Etats verlieren.
Die Suche nach anderen Schuldigen und Ablenkungsmanöver von den eigenen Fehlern sind bei Donald Trump nicht neu. Einsicht oder gar Korrektur kommt bei ihm nicht vor. Wenn er in die Defensive gerät, sucht er anderswo nach Schuldigen. Trump bleibt sich auch in Zeiten der Pandemie treu.
Doch hier geht es um mehr als die übliche Propagandaschau aus dem Weißen Haus, um mehr als eine Präsidentenwahl im November in den USA. Es geht um Millionen von Menschenleben – in den USA und an allen Ecken des Planeten. Natürlich ist Trump nicht für das Virus verantwortlich. Aber er ist zuständig dafür, wie die Supermacht mit der Pandemie umgeht. Sowohl auf der nationalen Bühne als auch bei der internationalen Zusammenarbeit hat er sich grundlegend disqualifiziert.
Die bislang mindestens 26.000 Covid-19-Toten in den USA sind unerträglich viele Schicksale. Doch dem Globalen Süden droht noch Schlimmeres. Zum jetzigen Zeitpunkt wird die WHO gerade dort dringender gebraucht als je zuvor. Wer die internationale Zusammenarbeit jetzt untergräbt, macht sich mitschuldig an den Folgen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Magdeburg nach dem Anschlag
Atempause und stilles Gedenken
Bankkarten für Geflüchtete
Bezahlkarte – rassistisch oder smart?
Tarifeinigung bei Volkswagen
IG Metall erlebt ihr blaues „Weihnachtswunder“ bei VW
Nordkoreas Soldaten in Russland
Kim Jong Un liefert Kanonenfutter