US-Zölle gegen die EU: Bitte nicht weichkochen lassen
Trump hebt die US-Zölle für Stahl und Aluminium aus Europa auf 50 Prozent an. Die EU-Reaktion muss über das übliche Bitten und Bedauern hinausgehen.

D ie Lieblingswörter der Europäischen Union sind Ausdrücke des Bedauerns, Warnens und Bittens. Selbst, während US-Präsident Donald Trump gerade wieder mit seinem Lieblingswort um sich wirft: „Zölle“. Auf 50 Prozent stiegen diese am Mittwoch – für Stahl und Aluminium aus Europa beim Import in die USA. Die Reaktion in Brüssel und Berlin blieb erstaunlich milde.
Die höhere Einfuhrstrafe ist nicht der einzige feindliche Akt, den Trump bisher gegen die Wirtschaft der EU verübte. Europäische Autos verteuern sich beim Import in die USA momentan um einen Zoll von 25 Prozent, alle anderen Produkte um 10 Prozent. Gegenzölle hat die EU bisher nur angekündigt, aber nicht in Kraft gesetzt. Ist das schlau?
Vielleicht ja vor dem Besuch von Bundeskanzler Friedrich Merz im Oval Office an diesem Donnerstag. Möchte er seinen Aufenthalt unter den goldenen Bildern doch in Würde überstehen. Der Stahl ist da vielleicht nicht so wichtig, auch weil sich die Mengen und damit der Schaden in Grenzen halten. Offensichtlich will man Drama-King Donald nicht zusätzlich reizen. Also wird weiter verhandelt, und EU-Kommissar Maroš Šefčovič freut sich offiziell über Fortschritte – alles in dem Bemühen, eine Einigung mit der US-Regierung zu erreichen, die der EU-Wirtschaft nicht Dutzende Milliarden Euro Verluste jährlich beschert.
Für diesen Ansatz spricht die britische Variante. Premierminister Keir Starmer hat kürzlich ein Handelsabkommen mit Trump erreicht, bei dem Großbritannien einigermaßen glimpflich davonkommt. Darin inbegriffen war die Zusage, mehr US-Produkte zu importieren. Für die Inseln gilt der höhere Stahlzoll deshalb beispielsweise nicht. Die chinesische Regierung ist dagegen ein dickerer Brocken. Staatspräsident Xi Jinping traute sich, die Gegenzölle in ähnliche Höhen zu schrauben wie Trump und verhandelt jetzt aus dieser vergleichsweise starken Position.

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Welche Variante die aussichtsreichere ist, lässt sich von außen momentan kaum beurteilen. Hoffentlich bleibt es am Schluss nicht beim Bitten und Bedauern. Die EU-Kommission darf sich nicht weichkochen lassen.
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