US-Waffenlieferungen an Taiwan: China protestiert
Für knapp 2 Milliarden Dollar liefern die USA Waffen zur taiwanesischen Selbstverteidigung – erstmals seit vier Jahren. China sieht seine Sicherheitsinteressen gefährdet.
Die USA hatten seit vier Jahren keine Waffen mehr an Taiwan geliefert. Die kommunistische Führung in Peking betrachtet die demokratische Inselrepublik nur als abtrünnige Provinz und droht mit einer gewaltsamen Rückeroberung. Die USA haben sich hingegen verpflichtet, für die Verteidigungsfähigkeit Taiwans zu sorgen.Das Geschäft soll laut US-Regierung unter anderem zwei stillgelegte Marinefregatten, Minensucher, Raketen vom Typ Stinger sowie Panzerabwehrlenkwaffen umfassen. Zudem sollen die Kapazitäten des taiwanesischen Geheimdienstes und die Überwachungstechnologien gestärkt werden.
Die Ankündigung der neuen Waffenlieferungen erfolgt nur vier Wochen vor der Präsidentenwahl am 16. Januar in Taiwan. Nach Umfragen ist ein Regierungswechsel zu erwarten, der Spannungen mit China auslösen könnte. Die Oppositionskandidatin Tsai Ing-wen könnte Taiwans erste Präsidentin werden, was Peking mit Sorge verfolgt.
China war vorab informiert
Washington habe Peking am Mittwoch vorab über die geplanten Waffenlieferungen unterrichtet, sagte ein Sprecher des US-Außenministeriums. Er gehe nicht davon aus, dass die Beziehungen wegen des Geschäfts zwangsläufig leiden müssten.
Taiwans Präsident Ma Ying-jeou dankte in Taipeh, dass die USA ihren Verpflichtungen für die Sicherheit der Insel nach dem US-Gesetz für die Beziehungen zu Taiwan von 1979 (Taiwan Relations Act) nachkämen. Danach haben sich die USA verpflichtet, Taiwan „Waffen defensiver Art“ zu liefern und in die Lage zu versetzen, „eine ausreichende Selbstverteidigungsfähigkeit zu wahren“.
Auch die oppositionelle Fortschrittspartei (DPP), die ihre Wurzeln in der Unabhängigkeitsbewegung hat, hieß das Waffengeschäft willkommen. „Nur wenn Taiwan ausreichend Verteidigungsfähigkeiten besitzt, können Frieden und Stabilität in der Taiwanstraße gesichert werden und kann das Volk in Taiwan Zuversicht haben, mit China zu interagieren“, sagte Generalsekretär Wu Jau-hsieh.
Der US-Kongress muss noch zustimmen
In der achtjährigen Amtszeit des bisherigen taiwanesischen Präsidenten Ma Ying-jeou von der Kuomintang gab es eine deutliche Annäherung an Peking, die bei den 23 Millionen Taiwanesen aber zunehmend auf Unbehagen stößt. Zum ersten Mal seit mehr als sechs Jahrzehnten hatten sich sogar die Präsidenten Taiwans und Chinas im November in Singapur getroffen.
Der US-Kongress hat nun 30 Tage Zeit, um den Waffenverkauf zu prüfen. Doch dürfte es keine Einsprüche geben. Im Gegenteil, US-Kongressabgeordnete beider Parteien begrüßten den Deal und sagten, es sollten öfter Waffen an Taiwan verkauft werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anbrechender Wahlkampf
Eine Extraportion demokratischer Optimismus, bitte!
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei