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US-Gericht entscheidetTerrorvorwurf gegen Luigi Mangione zurückgewiesen

Der mutmaßliche Mord am US-Versicherungschef von United Healthcare war kein Terrorismus. Das hat ein Gericht in New York entschieden.

Luigi Mangione ist kein Terrorist, so ein New Yorker Richter Foto: TranslatorSteven Hirsch/dpa

New York dpa/afp/ap/taz | Nach den tödlichen Schüssen auf einen US-Versicherungschef im Dezember 2024 im New Yorker Stadtteil Manhattan ist der mutmaßliche Schütze am Dienstag vor Gericht erschienen. Der 27-jährige Luigi Mangione wurde von mehreren bewaffneten Polizeibeamten in einem beigefarbenen Sträflingsanzug und Handschellen zu dem Gerichtstermin gebracht. Richter Gregory Carro setzte weitere Anhörungen ab dem 1. Dezember an, um den Umgang mit Beweismaterial zu erörtern.

Den Anklagepunkt des Terrorismus gegen Mangione hat das New Yorker Gericht fallengelassen. Auch der Anklagepunkt des vorsätzlichen Mordes werde nicht weiter verfolgt, teilte das Gericht mit. Die Beweislage dafür sei „rechtlich nicht ausreichend“, begründete Richter Gregory Carro seine Entscheidung am Dienstag. Es sei zwar klar, dass es sich bei der Tat um keine gewöhnliche Straßenkriminalität handle, doch das Recht des Staates New York stufe ein ideologisches Motiv allein nicht als Terrorismus ein, erklärte Carro. Die Anklage wegen Totschlags an Brian Thompson ließ er dagegen zu.

Der 27-Jährige ist zudem auch auf Bundesebene angeklagt – unter anderem wegen Mord, Stalking und Vergehen in Zusammenhang mit Waffen. US-Justizministerin Pam Bondi hatte die Todesstrafe für Luigi M. gefordert, dessen Verteidigung hatte die Einmischung als „unverfroren politisch“ kritisiert. Luigi M. hatte zuvor in allen Anklagepunkten auf nicht schuldig plädiert.

Tat machte weltweit Schlagzeilen

Der 27-Jährige soll im Dezember den Chef des milliardenschweren US-Krankenversicherers United Healthcare, Brian Thompson, gezielt auf einer Straße im New Yorker Stadtteil Manhattan erschossen haben. Thompson war am 4. Dezember nahe dem Times Square aus nächster Nähe niedergeschossen worden und in einem Krankenhaus an seinen Verletzungen gestorben.

Die von Überwachungskameras gefilmte Tat sowie die öffentliche Fahndung machten weltweit Schlagzeilen. Der Schütze floh zunächst auf einem Fahrrad und verschwand dann. Fünf Tage später wurde er in einem Fast-Food-Lokal in der Stadt Altoona im US-Bundesstaat Pennsylvania erkannt und verhaftet.

Nach der Tat hatte es in den USA ungewöhnlich viel Sympathiebekundungen für den mutmaßlichen Schützen gegeben. Die Tat hatte auch eine Serie hasserfüllter Kommentare in Online-Netzwerken über US-Krankenversicherer. Den Konzernen wurde vorgeworfen, sich auf Kosten der Patienten zu bereichern.

Wegen der Gewalttat feierten einige Mangione gar als Helden. Die Ermittler fanden nach eigenen Angaben Hinweise darauf, dass der IT-Techniker aus Hass auf das US-Gesundheitssystem gehandelt haben könnte.

Un­ter­stüt­ze­r:in­nen vor Gerichtsgebäude

Am Dienstag versammelten sich vor und in dem Gerichtsgebäude in Manhattan Unterstützer von Mangione, darunter viele junge Frauen. Bei einer Verurteilung vor dem Gericht des Bundesstaates New York droht ihm lebenslange Haft, bei einem weiteren Verfahren vor einem Bundesgericht könnte er zum Tode verurteilt werden.

In den USA wurden in den vergangenen Monaten eine Reihe mutmaßlich politisch motivierter Gewalttaten verübt. So wurde im April ein Brandanschlag auf die Residenz des Gouverneurs des demokratisch regierten US-Bundesstaats Pennsylvania, Josh Shapiro, verübt. Im Juni wurden die Demokratin Melissa Hortman, Mitglied des Abgeordnetenhauses im Bundesstaat Minnesota, und deren Ehemann erschossen.

Am Mittwoch schließlich wurde der rechtsextreme Influencer Charlie Kirk, ein wichtiger Unterstützer von US-Präsident Donald Trump, bei einer Diskussionsveranstaltung in Utah erschossen.

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