U-Bahn-Pläne des Senats: „Pankow Kirche“ wird geprüft

Eigentlich will die rot-rot-grüne Koalition überhaupt keine neuen U-Bahn-Strecken bauen. Aber ein bisschen prüfen kann man ja mal – zur Beruhigung der Gemüter.

Befürworter von neuen U-Bahn-Abschnitten dürften in Röhre schauen: Im Abgeordnetenhaus gibt es für so etwas vorerst kein Geld Foto: dpa

Fährt die U7 bald zum BER? Endet die U8 demnächst unter dem Märkischen Viertel? Die U1 am Adenauerplatz? Während an der U5 zwischen Rotem Rathaus und Brandenburger Tor fleißig weitergeackert wird, ist plötzlich von Verlängerungen aller möglichen weiteren U-Bahn-Linien die Rede – auch, aber nicht nur, weil der Regierende Bürgermeister den Tegel-Fans probehalber das Stöckchen „U7 bis Schönefeld“ hingeworfen hat.

Auf seiner Sitzung am Dienstag sprach der Senat tatsächlich über verschiedene Ausbauoptionen. Dabei steht im rot-rot-grünen Koalitionsvertrag ausdrücklich, dass man in der laufenden Legislaturperiode kein neues U-Bahn-Projekt anfassen und das Geld stattdessen in die viel billiger und schneller zu bauende Straßenbahn stecken will.

Der Hintergrund: Aus den letzten Tagen von Rot-Schwarz liegt noch ein Beschluss des Abgeordnetenhauses vor, der den Senat zur Prüfung neuer U-Bahn-Streckenabschnitte auffordert. Und in der SPD-Fraktion gibt es einige U-Bahn-Liebhaber, die den Primat der Tram nur zähneknirschend anerkennen.

Weil darüber hinaus zurzeit der Stadtentwicklungsplan (StEP) Verkehr aktualisiert wird, hat Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos, für die Grünen) ihren KollegInnen nun eine Liste potenzieller Ausbaustufen vorgelegt. Bis auf die U7 handelt es sich dabei samt und sonders um Streckenabschnitte, bei denen bereits seit vielen Jahren bauliche Vorleistungen bestehen, sprich: wo schon Rohbauten von Tunnelabschnitten oder Bahnhöfen im Boden liegen und der Flächennutzungsplan eine unterirdische Bahntrasse erlaubt.

Außer dem Stück U8 zwischen Wittenau und Märkischem Viertel sowie der U1 unterm Ku’damm zwischen Uhlandstraße und Adenauerplatz standen darauf: die Verlängerung der U2 bis zu einem neuen Halt namens „Pankow Kirche“ sowie – am westlichen Ende – bis Rathaus Spandau, der Anschluss der U3 an die S1 am Mexikoplatz, eine Weiterführung der U5 vom Hauptbahnhof bis zum Flughafen Tegel (!) und der U9 von Rathaus Steglitz nach Lankwitz sowie die fast schon legendäre Planung einer U10 von Weißensee nach Steglitz, für die es tatsächlich mehrere Bahnhofsbauten gibt, etwa unter dem Innsbrucker Platz oder an der Schlossstraße, aber auch Vorleistungen am Alex und am Potsdamer Platz.

Nix U7 bis BER

Wie gesagt: Eigentlich sollte bis 2021 gar nicht mehr die Rede von mehr U-Bahn sein. Und so wird aus der Entscheidung, die der Senat am Dienstag getroffen hat – Prüfung der Projekte U8 und U2 (Pankow) sowie der U7 nach Schönefeld (aber nicht bis zum BER, weil just dort jegliche Vorleistung fehlt) –, am Ende herzlich wenig hervorgehen. Denn für das Ganze, so sagt es die Senatorin, müsste es zusätzliche Kapazitäten geben, also Geld für Investitionen und Planerstellen. Aber über Geld bestimmt das Abgeordnetenhaus, und sowohl Linke als auch Grüne haben keine Ambitionen, das frische Njet zur U-Bahn wieder zu kippen.

Es wird also ein bisschen geprüft werden. Wobei eine grobe Kostenschätzung durch die BVG bereits vorliegt (U1 bis Adenauerplatz: 150 Millionen Euro, U2 nach Pankow Kirche: 85 Millionen Euro, U8 ins Märkische Viertel: mindestens 61 Millionen Euro). Und am Ende wird nicht viel passieren. Aber wenn alles gutgeht, entstehen nebenher viele neue Kilometer Straßenbahn.

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