Der Berliner Wochenkommentar I: Den Anschluss verloren

Streit um die Offenhaltung von Tegel nach Eröffnung des BER: Warum deswegen der Senat eine mögliche Verlängerung einiger U-Bahnlinien „prüfen“ lässt.

Das Berliner U-Bahn-Netz umfasst derzeit 173 Stationen. Vielleicht werden es ja mal mehr Foto: dpa

Es gehört zu den Absurditäten der bisherigen Debatte über die Zukunft Tegels, dass ausgerechnet der Regierende Bürgermeister bisher das beste Argument geliefert hat, beim Volksentscheid für eine Offenhaltung des Flughafens zu stimmen. ­Michael Müller (SPD) hatte zuerst im Interview mit der taz ­angekündigt, sich im Falle ­einer Mehrheit für Tegel für eine ­bessere Anbindung des BER einzusetzen, zum Beispiel durch eine Verlängerung der U-Bahn­linie 7 von Rudow bis zum Flughafen. Selbst Tegel-Gegner können da eigentlich nicht Nein sagen.

Dazu muss man wissen: Müller gehört wie der gesamte Senat zu den Gegnern einer Offenhaltung. Er hat auch angekündigt, selbst bei einer Mehrheit für Tegel den Flughafen zu schließen, sollte der BER einmal aufmachen. Dazu muss man auch wissen: Der Koalitionsvertrag von Rot-Rot-Grün sieht keinen Ausbau des U-Bahnnetzes vor, sondern den des Tramnetzes. Und kein Verkehrspolitiker der Koalition hat Müllers Vorstoß jubelnd begrüßt, auch nicht Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos, für die Grünen). Selbst die BVG reagierte sehr verhalten.

Am Dienstag beschäftigte sich der Senat dennoch mit dieser und anderen möglichen Verlängerungen einiger U-Bahnlinien. Das Ergebnis: Einige Möglichkeiten würden „geprüft“, darunter auch die U7. Deren Ausbau bis zum BER-Terminal sei aber aus baulichen Gründen so gut wie unmöglich; höchstens bis nach Schönefeld könnte sie eventuell führen, wie nach der Sitzung explizit betont wurde. Das wiederum ergibt eigentlich keinen Sinn: Dort müsste man dann wieder in einen Shuttlebus oder Ähnliches umsteigen. Der Zeitgewinn wäre dahin.

Offensichtlich wurde Müller mit seinen forschen Ausbauplänen von den eigenen Leuten ausgebremst. Für sein Ansehen in der Koalition ist das problematisch. Und für die bereits bisher flügellahme Anti-Tegel-Kampagne von Rot-Rot-Grün bedeutet das einen herben Rückschlag. Zwar ist nun eine der Absurditäten des Abstimmungskampfs korrigiert: Müller wirbt nicht mehr unbeabsichtigt für ein Ja. Aber es zeigt, wie hilf- und orientierungslos die Koalition in der Tegel-Debatte agiert.

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