Türkei und andere Mittelmeerstaaten: Verheerende Brände
In der Türkei mussten ganze Dörfer evakuiert werden. Es fehlt an Löschwasser. Sardinien erlebte die heftigsten Waldbrände seit Jahrzehnten.
Während sich die Feuerwehr mit Unterstützung von Hubschraubern und Drohnen am Donnerstag zunächst auf die Brände um Antalya konzentrierte, brachen auch an etlichen anderen Orten neue Feuer aus. Fahrettin Altun, Kommunikationsdirektor der Regierung, sprach Freitagmittag von insgesamt 63 Brandherden.
Am schlimmsten betroffen sind die auch bei TürkInnen populären Urlaubsgebiete in Marmaris und Bodrum. Sowohl in Marmaris als auch in Bodrum mussten Hotels evakuiert werden. Der Strandvorort Içmeler in Marmaris mit mehreren Hundert Hotels war zeitweilig von den Flammen abgeschnitten und konnte nur noch über das Meer erreicht werden. Mehr als zehn Meter hohe Flammenwände bedrohen Içmeler, das bis in die bewaldeten Berge rund um Marmaris hineingebaut wurde.
Ein großes Dorf in den Bergen über Içmeler, berühmt durch seine Bienenzucht, brannte vollständig ab. Dabei wurden auch Hunderte Bienenstöcke vernichtet und andere Nutztiere getötet. Experten vermuten, dass auch Tausende Wildtiere bei den Feuern umkamen. Noch ist die Gefahr nicht gebannt, vor allem in den wertvollen Wäldern rund um Marmaris brennt es weiter.
Nur wenig Hilfe
Die AnwohnerInnen sind entsetzt, dass bislang nur wenig Hilfe gekommen ist. Der Bürgermeister von Muğla, der Hauptstadt der Provinz, zu der sowohl Marmaris wie auch Bodrum gehören, kritisierte die Regierung, weil Ankara in den letzten Jahren eine ganze Flotte von Löschflugzeugen hatte „verrotten“ lassen. Nun charterte die Regierung zwei Löschflugzeuge in Russland, die dann aber nur in Antalya eingesetzt wurden.
Für Marmaris und Bodrum blieben nur einige Hubschrauber. Umweltminister Murat Kurum gab zu, dass die Regierung Fehler gemacht habe. Um von dem Versagen der Regierung abzulenken, behauptete Fahrettin Altun, es gebe Hinweise, dass die Brände von „Terroristen“ gelegt worden seien. Die Gouverneure der betroffenen Provinzen verhängten am Freitag ein Verbot, den Wald zu betreten.
Doch nicht nur in der Türkei, auch in Griechenland, Italien, Spanien und Frankreich brennt es an allen Ecken und Enden. In Italien hat es neben dem Südzipfel vor allem die Insel Sardinien getroffen, die die heftigsten Waldbrände seit Jahrzehnten erlebte. Besserung ist nicht in Sicht. Die Meteorologen kündigten für Griechenland und die gegenüberliegende türkische Ägäisküste Rekorde bis zu 45 Grad Celsius an.
Weil es im Winter an der gesamten nördlichen Mittelmeerküste viel zu wenig geregnet hat, ist die Vegetation völlig ausgetrocknet. Dazu kommen starke Winde, die die Feuer immer wieder anfachen. Da es in den betroffenen Gebieten in der Türkei viel zu wenig Feuerwehrleute gibt, versuchen die Anwohner unter Lebensgefahr, selbst gegen die Flammen anzugehen. Dabei wurde ein Mann getötet, der mit seinem Motorrad versucht hatte, Löschwasser an die Flammenfront zu bringen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Repression gegen die linke Szene
Angst als politisches Kalkül
Entlassene grüne Ministerin Nonnemacher
„Die Eskalation zeichnete sich ab“