Trump schwingt erneut Zoll-Hammer: Brüssel schließt Eskalation im Zollstreit nicht mehr aus
US-Präsident Trump droht der EU mit Einfuhrabgaben von 50 Prozent, weil die Verhandlungen „nirgendwohin“ führen. In Brüssel liegen die Nerven blank.

Die Aufschläge auf europäische Produkte könnten bereits am 1. Juni in Kraft treten – viel früher als erwartet. Eigentlich war die EU-Kommission von einer Schonfrist bis Mitte Juli ausgegangen. Handelskommissar Maros Sefcovic hatte sich noch am Freitagabend um Dialog bemüht – vergeblich.
Nun liegen die Nerven blank. Man werde sich von Drohungen nicht beeindrucken lassen, warnte Sefcovic. Der Handel zwischen Europa und den USA müsse von gegenseitigem Respekt geleitet werden. Die EU sei bereit, ihre Interessen zu verteidigen, fügte er hinzu.
Die EU-Kommission hat bereits ein ganzes Arsenal an möglichen Gegenmaßnahmen ausgearbeitet. Die Liste reicht von Abgaben auf Nüsse und Gemüse über Whiskey und kalifornischen Wein bis hin zu Zöllen für Produkte von US-Konzernen wie dem Flugzeugbauer Boeing und dem Autohersteller Ford. Insgesamt geht es um bis zu 95 Milliarden Euro.
Trump will offenbar nicht verhandeln
Damit würde der Schaden aber noch größer, warnt das Institut der deutschen Wirtschaft. Sollten die Trump-Zölle kommen und bis 2028 bleiben, würde das die deutsche Wirtschaft etwa 200 Milliarden Euro kosten. Bei Vergeltung drohe sogar ein Schaden von 250 Milliarden.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat deshalb bisher größte Zurückhaltung geübt. Sie hat sogar beschlossene Gegenmaßnahmen wegen der bereits eingeführten US-Sonderzölle auf Aluminium und Stahl ausgesetzt, um Verhandlungen zu erleichtern.
Doch Trump will offenbar gar nicht verhandeln. Er sei nicht auf der Suche nach einem Deal, erklärte der für unberechenbare Entscheidungen bekannte US-Präsident. Die laufenden Gespräche mit Brüssel führten „nirgendwohin“, behauptete er – dabei ist die EU zu teuren Zugeständnissen bereit. Von der Leyen will etwa noch mehr Flüssiggas in den USA kaufen, womöglich auch mehr Waffen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um Demonstrationsrecht
Wer bringt die Demokratie in Gefahr?
Rape Culture im Militär
Der arme Soldat, der vergewaltigen muss
Berliner Staatsschutz ermittelt
Zynisches Plakat nach Mord in Washington
Autor Lebedew über russische Opposition
„Russland muss dekolonisiert werden“
Raumfahrerin Rabea Rogge über Mission
„Raumfahrt sollte für alle da sein“
Gesetzentwurf gegen Familiennachzug
Dobrindt trennt Familien