Trotz Protesten von Bauern gegen Aldi: Butterpreis sinkt stark
Molkereien und Händler einigen sich auf minus 17 Prozent für ein Kilo Butter. Viele Bauern kritisieren, dass sie so ihre Kosten nicht decken könnten.
Die absolute Preissenkung in Höhe von 56 bis 66 Cent ist höher als die 40 Cent, um die Gerüchten zufolge der Discounter Aldi seine Einkaufskosten ursprünglich drücken wollte. Das war für Bauern der Anlass, um Weihnachten mehrere Lager des Discounters mit Traktoren zuzustellen und vor einer Filiale einen Misthaufen abzuladen. Erst als die Kette auf die Forderung nach Gesprächen bis zum 11. Januar einging, zogen die Landwirte wieder ab. Angeblich sagte Aldi auch zu, die im Januar übliche Preissenkung dieses Jahr in Grenzen zu halten. In der Regel orientieren sich die anderen Supermarktketten an den Preisen des Discounters.
Aldi dementierte am Donnerstag in einer E-Mail an die taz, die Preise ebenfalls um 56 Cent gesenkt zu haben, nannte aber keine andere Zahl. „Die Größenordnung dürfte stimmen“, sagte Hans-Jürgen Seufferlein, Geschäftsführer beim Verband der Milcherzeuger Bayern. Die größte Menge sei zu diesem Preis an die Händler verkauft worden.
Jann-Harro Petersen, Sprecher der Milchgruppe in der Bauernprotestbewegung „Land schafft Verbindung Deutschland“ (LsV), nannte es „unverantwortlich“, dass die Molkereien auf die Forderung der Ketten eingegangen sind. „Dieser Abschlag bedeutet einen Milchpreisrückgang für die Landwirte von 2,5 bis 3 Cent pro Kilogramm Rohmilch“, sagte Petersen der taz. Spätestens im Februar werde ein Großteil der Molkereien weniger als 30 Cent für diese Menge zahlen. So könnten die Bauern ihre Kosten nicht decken.
„Preis unter Weltmarktniveau“
Die Abschläge würden „das Weltmarktniveau deutlich unterlaufen, da sind wir nicht bei marktgerechten Preisen“, so Petersen. Der internationale Butterpreis würde umgerechnet bei 3,66 Euro pro Kilogramm liegen.
Der Landwirt kritisierte, dass in einer Vereinbarung der Supermarktketten und der LsV-Führung der Punkt fehlt, die Kontrakte zwischen Händlern und Molkereien neu zu verhandeln und so schnell höhere Preise für die Bauern zu erreichen. „Die Landwirte müssen sich besser bündeln im Auftritt, auch dem Lebensmitteleinzelhandel gegenüber“, so Petersen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestellerautor will in den Bundestag
Nukleare Drohungen
Angst ist ein lautes Gefühl
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen