Telegram-Kanal-Betreiber im Iran: „Das Regime kriegt uns nicht still“

Die Protestler im Iran organisieren sich im Messenger-Dienst Telegram. Dem Kanal Amad-News folgen 1,2 Millionen Leute.

Ein Smartphone und ein Stift liegen auf einem Tisch

Orga per App Foto: ap

taz: Herr Sarabi, Herr Zam, das iranische Regime hat das Internet gedrosselt. Ihre Telegram-Gruppe wurde mehrmals von Telegram geschlossen. Was bedeutet das für die Proteste?

Sami Sarabi: Das Regime hat das Internet nicht gesperrt, sondern nur sehr verlangsamt. Aber viele Apps sind gesperrt. Dagegen vermitteln wir unseren Followern VPN (private, in sich geschlossene Kommunikationsnetze, Anm. der Red.), dann können sie Internetseiten besuchen und Telegram benutzen. Auch über Satelliten können sie internationales Internet bekommen, das das islamische Regime nicht kontrolliert. Wir selbst verstehen uns nicht als Organisatoren des Protests, sondern nur als Medium. Das iranische Volk wollte einen Platz, an dem es andere Nachrichten als die staatlichen bekommt. Wir veröffentlichen Nachrichten ohne Zensur.

Rooholah Zam: Eigentlich hat die Schließung der Telegramgruppe nur 24 Stunden Stress gemacht. Seit Telegram unseren Kanal gesperrt hat, war es das erste Mal seit 40 Jahren, dass die ganze Opposition mit einer Stimme gesprochen hat. Es wurden Mails an Pavel Durov, den Chef von Telegram, geschrieben. Die Unterstützung war überwältigend. Durov hat verstanden, dass er einen Fehler gemacht hat, und beschloss, unseren Kanal, den wir als „Sedaie Mardom“ wieder eröffneten, nicht zu schließen. Wir haben über 1,2 Millionen Follower.

Haben die Iraner jetzt wieder Internet?

Sarabi: Das iranische Volk ist sehr professionell darin, VPN zu benutzen. Das iranische Regime kann hier dauerhaft nichts ausrichten.

Warum benutzt ihr Telegram noch, obwohl eure Gruppen geschlossen wurden? Es gäbe doch auch alternative Messenger.

sind nach dem Scheitern der „Grünen Revolution“ 2009 nach Kanada und Frankreich geflohen. Von dort betreiben sie Amad-News, einen Kanal in dem Messenge-Dienst Telegram. Darin wurden Dokumente des iranischen Regimes geleaket und die Proteste angekündigt.

Zam: Telegram ist schwer zu ersetzen: Erstens, in einer Gruppe können Millionen Menschen Mitglied werden. Die anderen Dienste lassen nur deutlich kleinere Gruppen zu. Zweitens, die Iraner vertrauen Telegram, es ist nicht einfach, umzustellen. Drittens, das iranische Regime dachte, Telegram sei von den Russen und sie könnten über Putin an die Daten der Nutzer kommen. Aber Durov, der Telegram-Chef, hat sich dagegengestellt. Er sagte, er halte sich an die Telegram-Regeln. Gesperrt werden nur Gruppen, die Pornografie oder Gewaltaufrufe verbreiten.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.