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„Tatort“ über Flüchtlinge und RassismusDer Zorn der Trolle

Klare Kante gegen Rechts im TV-Heiligtum „Tatort“? Die Ausgabe vom Sonntag, „Land in dieser Zeit“, lässt die sozialen Medien braun anlaufen.

Linksversiffte Gutmenschen beim Bessersein: Szene aus „Land in dieser Zeit“ Foto: HR/Degeto/Bettina Müller

Wenn es eine Fernsehserie gibt, die in Deutschland Kultstatus hat, dann ist das ganz klar der „Tatort“. Egal, wie schlecht der Krimi in der vergangenen Woche mal wieder war – das Stammpublikum sitzt jeden Sonntag Punkt 20.15 Uhr vor dem Fernseher. Nun fühlt sich ein Teil der Zuschauer verraten, verkündet in den sozialen Medien laut ihre Wut über den „Tatort“ und die Öffentlich-Rechtlichen, sieht gar den Untergang der Kultserie eingeläutet – denn die Sendung hat es gewagt, ganz klar Haltung gegen Rechts zu beziehen.

Doch von vorne. Ein Molotowcocktail fliegt in einen Friseursalon, dabei stirbt die Auszubildende. Mit Farbe hat jemand „Kill All Nazis“ vor den Tatort gesprüht. So geht er los, der Frankfurter „Tatort“ „Land in dieser Zeit“.

Die Kollegin der Toten beschuldigt einen jungen Flüchtling, der in der Gegend Drogen verkauft. In ihrer Freizeit tanzt sie in einem bei Neonazis beliebten Club und singt deutsches „Liedgut“ in einem Chor. Dort singen auch ihre zwei Freundinnen, beide beim Verfassungsschutz bekannt als Mitglieder der „Kongruenten“ – einer an die neurechten „Identitären“ angelehnten Gruppierung.

Am Ende stellt sich heraus: Das Feuer hat das rechte Trio gelegt. Die Frauen wollten damit gezielt eine in ihren Augen nicht nach Deutschland gehörende Person diskreditieren. Währenddessen sind einige Flüchtlinge vorübergehend bei einem der Kommissare einquartiert – in ihrer Sammelunterkunft gab es einen Wasserschaden.

Die Spielarten des Rassismus

Eine junge Frau aus dieser Gruppe wird nachts von drei Männern angegriffen und brutal zusammengeschlagen. Und dann rückt auch noch die Polizei im Haus des Kommissars an, um einen der Flüchtlinge abzuführen – er habe eine falsche Identität benutzt, sei Afghane und nicht Syrer, lautet die Begründung der Beamten. Ob Afghanistan etwa ein sicheres Land sei, will die verzweifelte Hausherrin wissen. „Das habe ich nicht zu entscheiden“, lautet die bürokratische Antwort des Polizisten.

Wie die 68er und deren Brut mit Arroganz, Unfähigkeit und Meinungsdiktat die Kultkrimiserie der ARD zerstören

Twitter-Nutzer

Dieser Frankfurter „Tatort“ hat einige der drängenden Themen unserer Gesellschaft aufgegriffen. Es geht um Rassismus in seinen vielfältigen Spielarten – vom dumpfen Neonazi bis zum pseudointellektuellen Neurechten, der „zwar nichts gegen Ausländer“ hat, aber möchte, dass bitte alle da bleiben, wo sie „hingehören“. Es geht um wachsende Ressentiments auf allen gesellschaftlichen Ebenen und um ein Asylrecht, das Entscheidungen auf Grundlage innenpolitischer Debatten fällt statt auf den tatsächlichen Bedingungen in den Herkunftsländern.

Leider kommt der Film dabei sehr steif daher. Zu gestelzt die Dialoge, zu bemüht der Versuch, noch aus jeder Ecke einen Rassisten hervorzukramen. Dabei hat der „Tatort“ in der Sache Recht, und trifft ganz offensichtlich einen sensiblen Punkt. Nicht von ungefähr werden diejenigen, die dieser Tage vor Rassismus warnen, vor allem im Netz massiv angegangen.

Auch der „Tatort“ hat prompt seinen ganz persönlichen rechten Shitstorm abbekommen: „Wie die 68er und deren Brut mit Arroganz, Unfähigkeit und Meinungsdiktat die Kultkrimiserie der ARD zerstören“, twittert einer, „zwangsfinanzierter Gesinnungsterror, für den ihr auch noch zahlt“, ein anderer. Dazu die obligatorische Aufzählung von „Ausländerkriminalität“.

Nun könnte man sich wünschen, der Frankfurter „Tatort“ sei besser umgesetzt gewesen. Doch so oder so hat er offensichtlich einen Nerv getroffen. Sei es der Anschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt oder die Debatte um Racial Profiling in Köln – sofort tobt im Netz der rassistische Mob. Und er vergiftet die gesamte gesellschaftliche Debatte. Reichlich zynisch könnte man zusammenfassen: Wer den Zorn dieser Trolle auf sich zieht, hat alles richtig gemacht.

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16 Kommentare

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  • "Es geht um Rassismus in seinen vielfältigen Spielarten – vom dumpfen Neonazi bis zum pseudointellektuellen Neurechten, der „zwar nichts gegen Ausländer“ hat, aber möchte, dass bitte alle da bleiben, wo sie „hingehören“."

     

    Darf ich fragen, in welcher "rechten" Ecke ich stehe, wenn ich gegen Polygamie, Zwangs- und Kinderehen, weibliche Beschneidung und islamistische Homophobie bin?

    • @Jens Frisch:

      Es gibt nur eine "rechte Ecke". Und wer sich nicht gegen Homophobie wendet, sondern nur gegen "islamistische Homophobie", der ist dieser Ecke nahe.

  • Passendes Video zum Thema von 1994:

    https://www.youtube.com/watch?v=7E_HvyQ97sk

     

    Nichts ist Gut in Deutschland!

  • Mit Verlaub, Sie legen eine absurde Definition von "Neu-Rechts" an den Tag.

    Wenn jeder der nur gegen eine Einwanderung/Migration ist schon rechts ist, dann ist das lächerlich.

    Rechts waren Nationalsozialisten die Bürger des eigenen Landes ermordet und verfolgt haben sowie Angriffskriege führten. Das ist und war rechts.

    Jemand der gegen die Zuwanderung von Ausländern ist ist kein Rechter.

    Was wäre denn nämlich umgekehrt die Logik: eine zwingende Zustimmung zur uneingeschränkten Migration. Damit Aufgabe der Existenz des jeweils eigenen Landes.

    Ist das letztlich nicht entlarvend für die insgeheimen Wünsche der Linken!?

      • @Anarchie-Jetzt:

        Was hat das jetzt mit diesem Thema zu tun? Ich hatte ja erwähnt dass Nazi-Deutschland rechts war (s.o.).

        Was Sie aber mit ihrem zweiten Kommentar darlegen ist ja exakt das was ich behaupte: die Linken wollen die bisher exisitierenden Staatsgrenzen auflösen, als irrelevant ansehen.

        Das ist aber absurd. Versuchen Sie doch einfach mal in irgend ein anderes Land der Welt zu gehen und sich dort ohne Erlaubnis dauerhaft niederlassen. Es gibt eben eine Staatsangehörigkeit, die sich vorwiegend bei den meisten Ländern an der Abstammung bzw. Geburtsort orientiert. Ich kann nicht einfach sagen dass ich ab jetzt Franzose bin. Sorry. Das sind Hirngespinste.

    • @Horst Leverkusen:

      Jemand, welcher sich erhebt und Menschen "befiehlt" wo sie zu leben haben oder nicht, auf Grund ihrer Herkunft, ist ein Rassist und somit rechts!

      • @Anarchie-Jetzt:

        Na, Deine Weltsicht ist aber schön übersichtlich und simpel gestaltet.

  • Von mir aus sollen die Rechten vor Wut platzen, wenn Kulturschaffende in ihren Werken zu den Minderheiten, den Verfolgten, Armen und Schwachen halten. Die Reichen, die Starken und die Angehörigen der Mehrheit brauchen diese Unterstützung nicht. "Kunst" muss also nicht neutral sein. Die "richtige" Gesinnung sagt aber natürlich überhaupt nichts über die Qualität einer Veröffentlichung aus und wenn zu sehr blauäugig mit dem Holzhammer gearbeitet wird, leidet die Glaubwürdigkeit. "Sei es der Anschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt oder die Debatte um Racial Profiling in Köln – sofort tobt im Netz der rassistische Mob." Das ist zu pauschal. Der rassistische Mob tobt ohne konkreten Anlass eigentlich immer. Nach solchen Tragödien gibt es auch außerhalb vom Mob Menschen, die sich im Rahmen der Demokratie kritisch zum Beispiel zu "Nafris" äußern. Es empören sich da viele Menschen durchaus zurecht, dass sie in die rechte Ecke zusammen mit Rassisten gesteckt werden, sobald sie konkrete Sicherheitsprobleme oder sonstige unangenehme Aspekte im Zusammenleben mit Gästen thematisieren. Ich möchte nicht, dass der Tatort sich zukünftig schützend vor solche Menschen stellen muss. Wie wär´s mit Schenk und Ballauf, die nach einer Vergewaltigung im Antänzer-Milieu ermitteln? Will ich nicht sehen. Besser wir kriegen das in den Griff.

  • Die Subline hat mir besonders gut gefallen:

    "...lässt die sozialen Medien braun anlaufen."

  • "Sei es der Anschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt oder die Debatte um Racial Profiling in Köln – sofort tobt im Netz der rassistische Mob." Starke Worte. Und jetzt halten Sie die starken Worte der Grünen-Chefin, ich glaube die Dame heißt Simone Peter, dagegen, die ohne auch nur irgendetwas zu wissen, die Polizei unter Generalverdacht stellt - das ist in ihren Augen bestimmt nicht schlimm, nicht?

  • Hört doch endlich auf, jede abweichende Meinung, auch wenn sie mal überspitzt oder polemisch daher kommt, als braun zu bezeichnen!

     

    Das ist armselig und soll doch nur dazu bequemen, nicht nachdenken zu müssen, nicht eigene Standtpunkte zu hinterfragen, andere Meinungen ohne weitere Diskussion abzukanzeln.

     

    Für den demokratischen Diskurs ist das hochgefährlich!

     

    Besser macht es die Süddeutsche, die die klischeehafte "Guter Flüchtling, böser Deutscher"-Rollenverteilung im Tatort gestern deutlich kritisiert hat. Und das ist wahrhaftig kein "braunes" Blatt, sondern ein linksliberales.

    • 3G
      36855 (Profil gelöscht)
      @Kapiert:

      Danke für diesen treffenden Kommentar!

    • @Kapiert:

      „Besser macht es die Süddeutsche, die die klischeehafte "Guter Flüchtling, böser Deutscher"-Rollenverteilung im Tatort gestern deutlich kritisiert hat.“ – Da hat aber jemand nicht richtig hingeschaut bei der Sendung. Diese Rollenverteilung gab es da keineswegs so (Ausländer z.B. als kriminelle Dealer, Identitätsschummler, Eigentumsdelinquenten und vielleicht sogar Mörder an dem rechten Flittchen?!). Das war ja grad - unter anderem - das tolle, dass diese Schwarzweißmalerei fehlte.

  • Staatlich anmutende politische Bildung in Fernsehfilmen kann nur schief gehen. Das ist wie DDR-Fernsehen um 19:30 Uhr.