„Tatort“ aus Luzern: Diese Kriege in den Köpfen

Der tschetschenische Krieg kommt nach Luzern: Eine Selbstmordattentäterin, die Rache ihrer Tochter und ein Fenstersturz ergeben einen klugen Krimi.

Ein Mann liegt am Boden, ein zweiter legt ihm Handschellen an

Szenenbild aus „Kriegssplitter“ Foto: Daniel Winkler/ARD Degeto/dpa

Es ist noch nicht lange her, da war mit „dem Terror“ auf der Welt nicht zwangsläufig der islamistische gemeint. Aber die öffentliche Aufmerksamkeit ist eben sprunghafter als jedes ADHS-Kind. So vergisst man schnell und erinnert sich erst, wenn dann doch irgendwo wieder ein „Kriegssplitter“ aus vergangenen Zeiten rumliegt und man voll reinlatscht.

So jedenfalls ergeht es dem Luzerner Ermittlerduo Flückiger (Stefan Gubser) und Rit­schard (Delia Mayer). In ihrem Fall ist der Splitter zerdeppertes Porzellan aus den Tschetschenienkriegen. Man erinnert sich kurz: 1994 marschierten die Russen zum ersten Mal in die unabhängige Kaukasusrepublik ein, zermürbten sich allerdings im Guerillakrieg mit den Separatisten. 1999 kamen die Russen zum zweiten Mal, dieses Mal blieben sie. 2009 endete der Krieg offiziell – die Anschläge von tsche­tschenischen Selbstmordattentätern in Russland gingen jedoch weiter.

Luzern-„Tatort“: „Kriegssplitter“; So., 20.15 Uhr, ARD

Und deshalb, weil man Kriege leichter beenden kann, als sie in den Köpfen der Opfer vergessen zu machen, schlägt sich die junge Tschetschenin Nura Achmadova (Yelena Tronina) per Anhalter bis nach Luzern durch. Sie ist auf der Suche nach ihrem Onkel Ramzan Khaskhanov (Jevgenij Sitochin), um Rache zu nehmen für ihre Mutter. Die sprengte sich als Selbstmordattentäterin in die Luft – getrieben vom Onkel, wie sie glaubt. Der wird allerdings auch bereits vom russischen Geheimdienst gesucht, und ein hartnäckiger Journalist ist ebenfalls hinter Khaskhanov her.

Dieser Journalist segelt alsbald in hohem Bogen aus dem Fenster. Letztendlich jagt jeder seinen Schuldigen: die Kommissare den Fensterschubser, Nura Achmadova den Mörder ihrer Mutter und alle den ominösen Khaskhanov. Und dass dabei noch mehr Porzellan zerschlagen wird, liegt nur an diesem verdammten Krieg in den Köpfen. Ein kluger Krimi. Gucken!

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