Tarifverhandlungen für Kitas & Co.: Streiken nur im Notfall
Für die Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst der Kommunen beginnen am Freitag die Tarifverhandlungen. Gewerkschaften fordern Aufwertung.
Konkret geht es bei den Tarifverhandlungen, die wegen der Coronapandemie im März 2020 unterbrochen worden waren und nun nach knapp zweijähriger Pause wieder aufgenommen werden, unter anderem um Verbesserungen der Arbeitsbedingungen und bei der Eingruppierung der Beschäftigten sowie einen Rechtsanspruch auf Qualifizierung. Außerdem sollen nach Vorstellung der Arbeitnehmerseite Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel vereinbart werden.
Es geht also nicht um eine klassische Gehaltsrunde. Das macht es jedoch nicht unbedingt einfacher. Denn bislang stoßen die gewerkschaftlichen Forderungen auf Ablehnung der Arbeitgeberseite. Sie würden bei den kommunalen Trägern Kosten von mindestens einer halben Milliarde Euro verursachen, beklagt die VKA.
„Wir müssen auch das Gehaltsgefüge des gesamten kommunalen öffentlichen Dienstes im Blick behalten“, sagte VKA-Hauptgeschäftsführer Niklas Benrath. „Verbesserungen kann es somit nicht mit der Gießkanne geben, sondern dort, wo sie angezeigt sind.“
Verhandelt wird für rund 330.000 Tarifbeschäftigte des öffentlichen Dienstes der Kommunen im Bereich des Sozial- und Erziehungsdienstes. Davon arbeitet die große Mehrheit von 245.000 Beschäftigten im Bereich der Kindererziehung und -betreuung. 55.000 sind in der Sozialarbeit und 30.000 in der Behindertenhilfe beschäftigt. Auswirkungen hätte ein Abschluss allerdings für noch weit mehr Beschäftigte, da viele konfessionelle oder andere Träger Tarifeinigungen im öffentlichen Dienst nachvollziehen.
Um den Druck auf die kommunalen Arbeitgeber zu erhöhen, plant Verdi für den 8. und den 15. März zwei Aktionstage. Ob es auch zu Streiks kommen wird, ist unklar. „Wir schließen das nicht aus, dass wir streiken“, sagte Verhandlungsführerin Christine Behle am Montag auf Nachfrage. Das sei jedoch „nicht unser Wille“, versicherte die stellvertretende Verdi-Vorsitzende.
„Was aber auch klar ist, dass es durch diese Pandemie erhebliche Belastungen der Bevölkerung gegeben hat und dass wir natürlich nur dann streiken, wenn es gar nicht anders geht“, sagte Behle. Für diesen Fall werde die Gewerkschaft „aber nicht mit der großen Keule kommen, sondern sehr dosiert“. Man sehe sich hier in der Verantwortung.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Anschlag in Magdeburg
Der Täter hat sein Ziel erreicht: Angst verbreiten
Tarifeinigung bei Volkswagen
IG Metall erlebt ihr blaues „Weihnachtswunder“ bei VW
Bundestagswahl 2025
Parteien sichern sich fairen Wahlkampf zu
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Bankkarten für Geflüchtete
Bezahlkarte – rassistisch oder smart?