Tarifkonflikt bei Eisenbahner*innen: Bahn-Streik am Freitag
Der Tarifkonflikt bei der Deutschen Bahn und anderen Eisenbahn-Betrieben spitzt sich zu. Die Gewerkschaft EVG ruft für Freitagvormittag zum Warnstreik auf.
„Wir setzen ein deutliches Zeichen, dass wir nicht die Fahrgäste, sondern die Unternehmen treffen wollen, indem wir diesmal zu einem zeitlich befristeten Warnstreik in den frühen Morgenstunden aufrufen“, teilte EVG-Vorstandsmitglied Cosima Ingenschay mit. Gleichwohl dürfte insbesondere der Fernverkehr der Deutschen Bahn den ganzen Tag über weitgehend zum Erliegen kommen, weil die Züge am Morgen nicht auf die Strecke gebracht werden können.
Auch Flugreisende müssen sich auf Behinderungen einstellen: Für Donnerstag und Freitag hat die Gewerkschaft Verdi an den Flughäfen Düsseldorf, Hamburg und Köln/Bonn zu ganztägigen Warnstreiks im Sicherheitsbereich aufgerufen. Es sei mit längeren Wartezeiten bis hin zu Ausfällen oder Streichungen zu rechnen, warnte Verdi.
Was die EVG fordert
Es müsse kurzfristig mehr Druck auf jene Arbeitgeber ausgeübt werden, „die immer noch meinen, die Forderungen der Beschäftigten ignorieren zu können“, hieß es in der Einladung. „Einige Arbeitgeber weigern sich nach wie vor, auf die von den Tarifkommissionen der EVG beschlossenen zentralen Forderungen einzugehen, andere legen Angebote vor, die weit von dem entfernt sind, was wir fordern.“
Die EVG fordert bei einer Laufzeit von einem Jahr mindestens 650 Euro mehr im Monat oder 12 Prozent mehr bei den oberen Einkommen. Derzeit verhandelt die Gewerkschaft in zweiter Runde nach und nach mit den rund 50 Unternehmen. Am Mittwoch trifft sich die Gewerkschaft mit dem Unternehmen Transdev. Mit der Deutschen Bahn ist die nächste Runde für die kommende Woche angesetzt. Bei dem Konzern betreffen die Tarifverhandlungen gut 180.000 Beschäftigte.
Was die Bahn anbietet
Die Deutsche Bahn zeigte sich zuletzt offen, den Schlichtervorschlag bei den Verhandlungen für den öffentlichen Dienst als Grundlage für die eigenen Gespräche zu übernehmen. Dieser sieht zunächst steuer- und abgabenfreie Sonderzahlungen von 3.000 Euro in mehreren Stufen vor. Ab März 2024 soll es dann einen Sockelbetrag von 200 Euro sowie anschließend ein Lohnplus von 5,5 Prozent geben. Wird dabei keine Erhöhung um 340 Euro erreicht, soll der betreffende Erhöhungsbetrag auf diese Summe gesetzt werden. Die EVG bewertete den Vorstoß als Provokation.
Wie die Verhandlungen bisher verliefen
Die Stimmung zwischen EVG und Bahn ist angespannt. Die Verhandlungen verliefen bisher recht konfrontativ. Sie begannen Ende Februar in Fulda. Da Personalvorstand Martin Seiler bei diesem Termin kein Angebot vorlegte, beendete die Gewerkschaft die Gespräche nach rund zwei Stunden.
Zur zweiten Runde Mitte März legte der Konzern ein Angebot vor. Die Gewerkschaft sah darin aber keine Grundlage, um in Verhandlungen einzutreten. Entsprechend endeten auch diese Verhandlungen vorzeitig.
Es folgte Ende März ein großer Warnstreik-Tag, für den die EVG und die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi gemeinsam zu Arbeitsniederlegungen im Nah-, Regional- und Fernverkehr sowie an den Flughäfen aufriefen. Der Warnstreik legte den Fernverkehr der Bahn komplett lahm. Auch im Nah- und Regionalverkehr fuhr stundenlang kaum ein Zug. Chaos etwa auf den Autobahnen gab es nicht – weil vermutlich viele von zu Hause aus arbeiteten.
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