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Subventionen für NorthvoltJa, es muss sein

Simon Poelchau
Kommentar von Simon Poelchau

900 Millionen Euro für eine Batteriefabrik? Auch wenn es viel Geld ist: Es geht darum, die Wertschöpfung ins Land zu holen.

Beim offiziellen Baubeginn der Northvolt-Fabrik in Heide Foto: Swantje Stein/reuters

S tolze 900 Millionen Euro investiert der Fiskus im holsteinischen Heide: So viele Subventionen erhält das schwedische Unternehmen Northvolt dafür, dass es hier seine neue Batteriefabrik baut. Bei rund 3.000 Arbeitsplätzen, die dadurch geschaffen werden sollen, macht das rund 300.000 Euro pro Job. Ist das Geld gut angelegt?

Es gäbe sicherlich kaum eine Diskussion, würden sich die Subventionen auf Northvolt beschränken. Doch der Staat nimmt derzeit weitaus mehr Geld in die Hand. Hier nur zwei besonders prominente Beispiele: Thyssenkrupp erhält 2 Milliarden Euro, um die Produktion von grünem Stahl aufzubauen, und beim US-Chip-Hersteller Intel belaufen sich die Beihilfen sogar auf 10 Milliarden Euro, damit er eine neue Fabrik bei Magdeburg baut.

Denn die Welt befindet sich im Umbruch. Zum einen hat die Coronakrise gezeigt, wie schnell globale Liefer­ketten reißen können, zum anderen steht die Industrie durch die Energiewende vor einer grundlegenden Transformation. Öko­no­m*in­nen streiten deshalb, ob der Staat nur für günstige Rahmenbedingungen sorgen und ansonsten den Markt machen lassen oder eingreifen und Industriepolitik betreiben soll.

Dass die deutschen Autobauer jahrelang die Antriebswende verschlafen haben und nun gegenüber der Konkurrenz ins Hintertreffen geraten, zeigt, dass es nicht gerade sinnvoll ist, nur auf den Markt zu vertrauen. Insofern sind die Northvolt-Beihilfen gut angelegtes Geld. Es geht nämlich darum, dass mit der Batterieproduktion ein Großteil der Wertschöpfung in der Elektromobilität hierzulande geschieht. Das sichert weit über die Batteriefabrik hinaus gute Industriejobs.

Deswegen sollte der Staat auch aktiv Industriepolitik betreiben. Denn es wird immer Aufgaben geben, die die Kon­zern­e nicht angehen. Auch wenn es schmerzt, dass die Steu­er­zah­le­r*in­nen etwas ausbaden müssen, was die Ma­na­ge­r*in­nen vermasselt haben. Deswegen sollte sich der Staat das Geld in Zukunft über Steuern wieder zurückholen.

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Simon Poelchau
Redakteur
ist für Ökonomie im taz-Ressort Wirtschaft und Umwelt zuständig.
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9 Kommentare

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  • .. vielleicht wird das ja ein solider regionaler Wirtschaftsstandort dank einem quasi unbegrenzt ausbaufähigen Wachstumsmarkt. Dem Markt für relativ ressourcenunkritische Batterien (und Energie). Northvolt hat das Know-How um teures Lithium, teuren Cobalt, teures Nickel und teures Graphit in konventionellen Akkus durch günstiges Eisen und günstigen Kohlenstoff zu ersetzen (= Natrium-Ionen-Akku). Nicht nur für Elektroantriebe: Autos, Busse, LKW, Bahnen und Schiffe sind ressourcenneutrale Batterien essentiell auch für Quartiers-und Hausspeichersysteme gibt es zukünftig Verwendung. Hamburg zum Beispiel muss mehr als 10 Gigawattstunden Strom vorhalten können.



    .. und Geld sollte eigentlich auch ausreichend zur Verfügung stehen. Wenn der Staat als Anteilseigner (= Aktionär) sich in nachhaltigen Wirtschaftszweigen engagiert, kann er später vielleicht sogar damit Renten erwirtschaften. Wieso investiert Lindner also nicht in umweltfreundliche Batteriezellfabriken? 5, 10, 20 Milliarden? Der Energiemarkt befindet sich insgesamt in einem krisenbehafteten sanierungsbedürftigen Zustand. Abhängig, umweltzerstörend und teuer im Einkauf . 80-100Mrd./Jahr für den Import von Energieträgern und verpestet Nigeria und und

  • HOFFENTLICH liest das auch der famose Finazminister Lindner. Wäre er lernwillig, dann könnte das nützen....

    • @Perkele:

      Hinzu kommt, dass FDP-Kilma-Blah-Blah Wissing in die Hochrisikoidee von Lufttaxis mindestens 150 Mio versenken will. DAS passt ja auch viel besser in die Ideologie der Lobbygruppe FDP.

  • "Deswegen sollte sich der Staat das Geld [Subventionen] in Zukunft über Steuern wieder zurückholen."



    Ist das nachhaltig? Inwiefern locken dann Subventionen Unternehmen an, wenn die wissen, dass Subventionen vollständig zurückzuzahlen sind? Halte ich langfristig für zweifelhaft.

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    Watt mutt dat mutt. Subventionen, Subventionen, Subventionen.



    Ausgenommen wird niemand.

  • "Deswegen sollte sich der Staat das Geld in Zukunft über Steuern wieder zurückholen."



    Nein, der Staat kann zinsgünstige bis meinetwegen -lose Kredite dazugeben die nach dem ROI (return of invest) der Investitionen des "Marktteilnehmers" abgestottert werden können.

    • @Hugo:

      Dann kommen die "Marktteilnehmer" aber nicht. Die wollen Geschenke.

  • Sehr richtig!

    Aber leider wird:

    "Deswegen sollte sich der Staat das Geld in Zukunft über Steuern wieder zurückholen."

    nicht passieren.