Reiches Energie-Monitoring: Die simulierte Bremse
Eine Studie bereitet Argumente gegen das Energiemonitoring des Wirtschaftsministeriums vor. Ministerin Reiche mahnt „Realismus“ an.
Mit der Studie will Greenpeace dem Energiemonitoring zuvorkommen, das das Bundeswirtschaftsministerium von Katherina Reiche (CDU) beim RWI Essen in Auftrag gegeben hat. Im Monitoring soll der künftige Strombedarf Deutschlands geschätzt werden. Kommt das RWI zu dem Ergebnis, dass die bisherigen Schätzungen zu hoch ausgefallen waren – weil es zum Beispiel mit weniger grünem Wasserstoff, E-Autos und Wärmepumpen rechnet -, könnte das die Ausbauziele von Wind- und Solaranlagen gefährden.
Man müsse ein „Stückchen mehr Realismus“ wagen, sagte Reiche am Montag. Es müsse weiter in Erneuerbare investiert werden, aber „wir brauchen eine Zeitenwende, wenn Sie so wollen, in der Energiepolitik“. Sophia van Vügt, Energieexpertin bei Greenpeace fürchtet ein „fossiles Comeback“ und hält dagegen: „Statt die Ziele runterzuschrauben, sollte die Bundesregierung alle Anreize auf eine schnelle Elektrifizierung ausrichten.“
Für die Studie hat Enervis ein Szenario mit den aktuellen Ausbauzielen und Schätzungen für den Strombedarf verglichen mit Strombedarf-Schätzungen von industrienahen Gruppen wie dem Bund der Deutschen Industrie und EnBW. Damit wollen die Studienautor*innen dem Energiemonitoring nahekommen, falls es den Strombedarf kleinrechnet.
Dabei haben sie auch herausgefunden: Ein langsamerer Ausbau von Wind und Solar bei geringerem Strombedarf würde für 79 Prozent Erneuerbaren-Anteil am Strommix sorgen, nur drei Prozent weniger als unter den derzeitigen Zielen. Aber falls der Verkauf von Wärmepumpen und E-Autos noch anzieht, würden jährlich 5,6 Millionen Tonnen CO2 mehr ausgestoßen als unter den aktuellen Ausbauzielen.
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