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Studie zu ElternzeitVäter nehmen sich keine Zeit

Nur jeder zehnte Vater nimmt mehr als zwei Monate Elternzeit. Und von denen macht ein Großteil das gleichzeitig mit der Mutter, zeigt eine Studie.

Mehr als ein „Wickelvolontariat“? Foto: Janine Schmitz/imago

Wiesbaden epd/dpa/afp/taz | Die Einführung des Elterngeldes vor 15 Jahren hat einer Studie zufolge die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessert. Allerdings nimmt immer noch mehr als die Hälfte aller Väter überhaupt keine Elternzeit. Von jenen, die sie beanspruchen, beziehen drei von vier Vätern nur das Minimum von zwei Monaten Elterngeld – und das größtenteils auch noch zeitgleich mit der Partnerin.

Dies geht aus einer Analyse des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BIB) hervor, die am Mittwoch in Wiesbaden veröffentlicht wurde. Mit der Einführung von Elterngeld 2007 sei der Bezug durch die Väter sprunghaft auf 20 Prozent angestiegen, sagte Uta Brehm vom Bundesinstitut. Seither verdoppelte sich der Anteil von Vätern, die Elterngeld beziehen, und liegt heute bei 43 Prozent. Aber das ist weiterhin weniger als die Hälfte.

Zudem nimmt nur etwa jeder zehnte Vater mehr als die zwei „Vätermonate“ in Anspruch nimmt. Weil die meisten Männer parallel mit ihren Partnerinnen in Elternzeit sind, ist eine alleinige Verantwortung der Väter für die Kinderbetreuung nach wie vor selten. Väter, die mehr als zwei Monate Auszeit für ihre Kinder nehmen, bleiben damit die absolute Ausnahme.

„Über die ersten Lebensmonate des Kindes hinaus sind seit Einführung des Elterngeldes kaum weitere Fortschritte bei der Aufteilung der Familienarbeit zu erkennen“, fasste Mathias Huebener vom Bundesinstitut die Ergebnisse zusammen.

Auswirkungen der Elternzeit unterscheidet sich

Seit Jahren stagniere die durchschnittliche Bezugsdauer der Väter deshalb bei etwa dreieinhalb Monaten – verglichen mit den knapp 14 Monaten der Mütter (Elterngeld Plus inklusive), hieß es weiter. Der Elterngeldbezug der Männer überschneide sich dabei oft noch mit dem der Mütter. Das gelte vor allem für die ersten Monate nach der Geburt. Im 13. und 14. Monat nach der Geburt sei der Anteil der Väter, die alleine zu Hause blieben, mit 20 Prozent am höchsten. Allerdings nutzen viele Mütter nach dem Auslaufen ihres Elterngeldanspruchs weiter unbezahlte Elternzeit, heißt es in der Studie.

Zudem untersuchten die Wissenschaftler, wie sich die Länge der Elternzeit bei den Vätern auf die Mithilfe bei Hausarbeit und Kinderbetreuung auswirkte. Für die Beteiligung der Väter macht es keinen Unterschied, ob sie keine oder nur eine sehr kurze Elternzeit genommen haben. In beiden Konstellationen wenden sie durchschnittlich nur etwa zweieinhalb Stunden für die Kinderbetreuung und knapp eine Stunde für die Hausarbeit auf, wie es in der Studie heißt.

Außerdem zeige die Studie, dass Mütter unabhängig von der Länge der Elternzeit drei Jahre nach dem Wiedereinstieg in den Beruf Rückgänge im Berufsprestige verzeichnen im Vergleich zur Zeit vor der Geburt. Bei Vätern sei es genau umgekehrt: Sie gewannen an Berufsprestige, sogar besonders jene mit längeren Elternzeiten. „Hier wird deutlich, wie wichtig es ist, sich auch das Berufsprestige anzuschauen“, sagt Uta Brehm vom Bundesinstitut.

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7 Kommentare

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  • Was mich am Framing dieses Artikels (und ähnlicher Artikel in anderen Medien) echt nervt: Es wird so dargestellt als wären wir Väter seit eh und je faule Säcke, die sich einen Scheißdreck für ihre Kinder und Familien interessieren.

    Dabei wärs endlich mal an der Zeit dieses Klischee zu beseitigen - aus feministischen Gründen.

    Wir müssen uns nämlich fragen, warum Väter das so machen. Liegts vielleicht daran, dass viele Mütter gerne das erste Jahr stillen wollen und dann nur die zwei gemeinsamen Monate übrig bleiben. Dass die Dauer des Elterngelds nicht berücksichtigt, dass man Kinder selten schon mit 12 Monaten in die Krippe geben kann, weil Krippenplätze oft erst im Herbst frei werden und viele Kinder auch mit 12 Monaten gar nicht bereit für die Krippe sind? Liegts an falschen Männerbildern, die aber von vielen Frauen oder Familien immer noch gefordert werden? Liegts daran, dass das Elterngeld kaum die Lebenshaltungskosten deckt? Liegts daran, dass Teilzeit für Eltern, Kindr und Arbeitgeber oft gar nicht so einfach ist? Liegts daran, dass Partnerschaftsmonate nur gehen, wenn beide Elternteile einen zeitlich flexiblen Job haben? Liegt es daran, dass Väter in der Elternzeit kaum Peergroups haben? Liegts daran, dass jungen Eltern noch immer gleichberechtigte Vorbilder fehlen, die es ohne irrsinnigen Stress geschafft haben, weil das Elterngeld gerade mal 15 Jahre alt ist? Liegts daran dass man in der Diskussion um die Gleichberechtigung zwar viel über Männer und über Frauen - aber wenig mit Männern und mit Frauen redet?

    All das schreibe ich aus meiner Elternzeit. In einer Nacht in der ich meinem unruhigen Säugling die Flasche gebe, weil das Stillen nicht klappt und die Mama endlich sich davon ausruhen muss. Wo ich meinen Sohn tagsüber betreut habe, weil die Kita Personalmangel hat. Wo ich mich immer noch darüber ärgere, dass meine Schwiegermutter mit altbackenen Maßnahmen in meine Erziehung reinpfuscht, weil sie mir das als Mann nicht zutraut.

  • Wir waren ja der Meinung, dass es die Parteien eigentlich nichts angeht, wie wir in unserer Familie Aufgaben und Rollen verteilen. Und dass die Politik das zu respektieren hat.

    Ich als Vater habe weder beim ersten, noch beim zweiten Kind Elternzeit genommen. Und ja, ich bin auch der Meinung, dass wo möglich, das Kind in den meisten Fällen gerade in den ersten Monaten besser bei der Mutter aufgehoben ist. Nennen wir es einfach ein biologisches Gefühl oder Gespür. Die ideologischen Ansichten der Linken, der SPD oder den Grünen haben jedenfalls bei der Entscheidungsfindung überhaupt keine Rolle gespielt!

    Woher man aber in der Politik und Medien die Chuzpe nimmt, daraus den Schluss ziehen zu dürfen, als Vater würde man sich nicht um seine Kinder kümmern, das ist schon ein starkes Stück!

  • Die TAZ möchte hier sicher mal die Gesetzlichen Regelungen dazu lesen.

    IdR nehmen Väter die 2 Monate direkt nach der Geburt, in dieser Zeit ist die Mutter noch im Mutterschutz...

    Das "warum" könnt ihr selber nachlesen.

  • Bei den Eltern handelt es sich um Erwachsene Menschen, bei denen keine Erziehung notwendig ist.

    Als Vater von zwei Kindern sehe ich zwei Ursachen:

    1. Die Bindung zum Baby ist in den ersten Lebensmonaten deutlich zur Mutter ausgeprägt.



    2. Väter verdienen meist deutlich mehr, da sie im Durchschnitt älter sind als die Mütter und das Elterngeld ist niedrig gedeckelt

    Beide Faktoren waren bei uns ausschlaggebend. Wenn bei uns ein Einkommensverlust von knapp 2000 Euro im Monat im Raum steht, nehme ich halt nur die beiden Vätermonate. Hier könnte der Staat ansetzen.

  • Das Angebot ist gut. Und wenn die Partner das so ausgestalten, wie sie möchten ist es auch gut. Dann werden eben nur 2 Monate genommen. Das als Negativum "Väter nehmen sich keine Zeit" zu verkaufen, mag konzeptionell ok sein, aber real zählt das, was die Leute wollen.

    • @fly:

      Nein es ist nich "konzeptionell ok" es ist schlicht und ergreifend gesellschaftliche Diskriminierung.

      Frauen sind häufiger von Altersarmut betroffen, verdienen weniger, sind mehr Belastung ausgesetzt, ohne dafür mehr Anerkennung zu bekommen.

      Haben Sie schonmal von "mental Load" gehört? Googeln Sie mal.

      Nur weil die Mehrheit einen Zustand akzeptiert oder gar befürwortet heißt diess nicht immer, dass dies auch in Ordnung ist.

      So kann die Mehrheit durchaus die Unterdrückung einer Minderheit befürworten aber das macht die Unterdrückung trozdem nicht "konzeptionell ok".

      Das Frauen in Deutschland sich dagegen nicht stärker wehren liegt vor allem daran dass dieses Familienmodell so fest in der Gesellschaft verankert ist.

      Für unterdrückte ist es immer am einfachsten sich anzupassen.

      Viele Frauen in der 70er Jahren waren gegen den Feminismus zum Beispiel. Viel zu viele sind es immer noch, ohne zu verstehen gegen was sie da eigentlich sind.

      Die im Artikel erwähnten Zahlen zeigen das sich Frauen neben ihrer Karriere immer noch um den grössten Teil des Haushalts und praktisch alleine um die Erziehung der Kinder kümmern.

      Schauen Sie doch mal nach Schweden wenn Sie sehen möchten, wie es anders sein könnte. Da gibt es sogar eine Männerquote für Führungspositionen.

      Einfach mal Schweden und Erziehung in die Suchmaschiene Ihrer Wahl eingeben.

    • @fly:

      Exakt.



      Beim 1. Kind nahm ich 6 Monate, beim 2. Kind 0 Monate.



      Alle waren und sind zufrieden.