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Stromverbrauch explodiert durch HitzeErneuerbare auf Rekordhoch, Emissionen auch

Erneut ist der Anteil erneuerbarer Energiequellen am weltweiten Strommix leicht gestiegen. Aber auch der Bedarf steigt, und mit ihm der CO2-Ausstoß.

In China deckt allein Solarstrom 81 Prozent der gestiegenen Energienachfrage Foto: Wang Peng/XinHua/dpa

Berlin taz | Erneut haben sich die Ex­per­t*in­nen von Ember geirrt: Auch 2024 brachte bei den klimaschädlichen Emissionen aus der weltweiten Stromproduktion noch keinen Wendepunkt. Im vergangenen Jahr stiegen sie auf 14,6 Milliarden Tonnen CO2, etwa 1,6 Prozent mehr als im Vorjahr, zeigt der Jahresbericht des Thinktanks.

Dabei war der Anteil von erneuerbaren Energien so hoch wie nie zuvor: Mehr als 32 Prozent des weltweit produzierten Stroms kamen aus Wasser, Wind, Solar und Co. Der Anteil fossilen Stroms sank auf 59 Prozent.

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Insgesamt wurden 2024 weltweit rund 30.800 Terawattstunden Strom verbraucht, etwa 1.172 Terawattstunden mehr als im Jahr zuvor. Die Ex­per­t*in­nen von Ember gehen davon aus, dass etwa ein Sechstel der gestiegenen Nachfrage auf die Hitzewellen im vergangenen Jahr zurückging, also auf den vermehrten Einsatz von Klimaanlagen. Doch selbst ohne die höheren Temperaturen, so der Jahresbericht, wären die Emissionen leicht gestiegen.

Schon zweimal hatte Ember prognostiziert, dass das globale Stromsystem wohl seinen Wendepunkt bei den Emissionen erreichen werde. In beiden Fällen trat das nicht ein, der CO2-Ausstoß wuchs weiter an.

Mehr Strom auch für KI, E-Autos und Wärmepumpen

Diesmal fällt die Vorhersage bescheidener aus: „Hitzewellen haben den Anstieg der fossilen Stromerzeugung im Jahr 2024 verursacht“, sagte Phil MacDonald, Geschäftsführer von Ember. „Es ist sehr unwahrscheinlich, dass wir 2025 einen ähnlichen Anstieg sehen werden.“ Doch auch diese Prognose dürfte optimistisch sein, da 2025 wohl zu einem der heißesten Jahre seit Beginn der Aufzeichnungen gehören wird.

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Neben dem heißeren Wetter führten KI-Datenzentren, E-Mobilität und Wärmepumpen zu der steigenden Stromnachfrage, so der Bericht. In China, den USA, Indien und Russland stieg die fossile Stromproduktion erneut. In der Europäischen Union sank sie dagegen sowohl absolut als auch anteilig auf einen Niedrigstwert von 28,9 Prozent. Deutschland ist dabei hinterher: Etwa 43 Prozent des hierzulande produzierten Stroms kamen noch aus fossilen Quellen.

Rekordwachstum bei Erneuerbaren

Insgesamt decken aber erneuerbare Quellen immer mehr der gestiegenen Nachfrage ab. Im vergangenen Jahr kamen bereits drei Viertel des Mehrbedarfs aus erneuerbaren Quellen, im Vorjahr waren es erst zwei Drittel gewesen. Dabei macht die Solarenergie bei Weitem den Großteil des Wachstums aus. Im Jahr 2024 wurden mehr als 2.000 Terawattstunden Solarstrom produziert, doppelt so viel wie noch im Jahr 2021.

„Solarenergie ist zum Motor der globalen Energiewende geworden“, so MacDonald. „Als die am schnellsten wachsende und größte Quelle neuer Elektrizität ist sie entscheidend, um der immer weiter steigenden globalen Nachfrage nach Strom gerecht zu werden.“ Fast 100 Länder hätten ihre solaren Kraftwerkskapazitäten in den vergangenen fünf Jahren verdoppelt, heißt es, darunter auch Indien. In China deckt allein Solarstrom 81 Prozent der gestiegenen Nachfrage.

Auch die Windkraft wächst, allerdings deutlich langsamer als die Solarenergie. Seit 2015 hat sich die Strommenge, die von Windrädern geliefert wird, verdreifacht und erreichte 2024 einen Rekord von fast 2.500 Terawattstunden. Aus der Wasserkraft kam im vergangenen Jahr wieder mehr Strom, nachdem die Produktion im Vorjahr wegen Dürren gesunken war. Die Atomkraft stagniert seit mehreren Jahren bei etwa 2.700 Terawattstunden.

In ihrem Jahresbericht versammelt Ember die Stromproduktionsdaten von mehr als 200 Ländern und Regionen. Für 2024 liegen die Daten für 88 Länder vor, die für 93 Prozent der weltweiten Stromproduktion verantwortlich sind, darunter die EU-Staaten und andere größere Länder wie die USA, Russland, China und Indien. Auf Basis der vergangenen Jahrzehnte werden die Daten der fehlenden Länder vorläufig hochgerechnet.

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41 Kommentare

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  • Nach aller Erfahrung wird *Mensch nur bereit sein auf einmal erreichten Komfort freiwillig zu verzichten, wenn dadurch subjektiv eine persönliche Verbesserung eintritt.

  • Permanentes Wirtschafts-Wachstum macht's möglich, wenn das so weiter geht werden die Erneuerbaren nie aufholen - keiner traut sich fossile abzuschalten, denn dann könnte ja der Strom teurer werden.



    Und viel Strom brauchen wir für unsere Wirtschaft und die muß waaaaaachseeeeen



    • @Solar4Life:

      Trauen muss sich niemand.

      Solar und Wind sind bereits konkurrenzlos in der Erzeugung.

      Gibt es dann noch genug Speicher + Biogas reserve KW und steigt der CO2 Preis, rentieren sich die fossilen Kraftwerke sich nicht mehr.

      Dann ziehen die Betreiber:innen freiwillig den Stecker.



      .



      Billigen Strom kann es auch mit EE geben, fürs Erste für unendliches Wachstum wird es dann Iwan eng.

  • Hm. Überraschend. Wärmepumpen und E-Mobilität sollten den CO2 Ausstoß doch reduzieren? Warum jetzt die Erhöhung?

    • @Querbeet:

      Grundsätzlich sparen Wärmepumpen und E-Mobilität durch deren besseren Wirkungsgrad schon Energie und stehen wahrscheinlich bzgl. des CO2 Ausstosses auch mit den heutigen Mix ein bisschen besser da, als Ölheizungen und Verbrenner. Wenigstens, wenn die Wärmepumpen sinnvoll genutzt werden und die Elektroautos nicht 2,5 Tonnen schwer sind. In diesem Artikel geht es ja nur um die Stromerzeugung.

    • @Querbeet:

      Tun sie bestimmt auch, aber es ist eine Lücke im Artikel. Es sind nur die Emissionen von Strom gelistet. Selbst wenn mit dem Strom alles Gas ersetzt würde wären die Stromzahlen schlecht.

    • @Querbeet:

      Rebound Effekt - ganz easy: Wird Strom billiger wird mehr verbraucht, will keiner alte Kraftwerke abschalten :-(

    • @Querbeet:

      Merkwürdige Frage - steht doch alles im Artikel:

      "Neben dem heißeren Wetter führten KI-Datenzentren, E-Mobilität und Wärmepumpen zu der steigenden Stromnachfrage, so der Bericht. In China, den USA, Indien und Russland stieg die fossile Stromproduktion erneut."

  • Die Grafik zeigt beeindruckend den sehr hohen Anteil von Wind und Solar. Glasklar, daß man allein aus diesen beiden Energiequellen eine Industrienation mit fast kostenfreiem Strom versorgen kann. Die Sonne schickt nämlich keine Rechnung!

    • @Wellmann Juergen:

      Eben. Kohleflöze und Uranminen schicken dagegen welche ;-)

    • @Wellmann Juergen:

      Inwiefern zeigt die Grafik "beeindruckend den sehr hohen Anteil von Wind und Solar"? Die zeigt beeindruckend wieviel noch aus fossilen Quellen stammt. Und wie kommen sie auf die Idee von kostenfreiem Strom? Die Braunkohle, die Steinkohle und der Uranklumpen schicken auch keine Rechnungen...

      • @QuantumRider:

        Na ja, Sonne und Wind müssen nicht in einem Bergwerk gefördert werden, müssen nicht transportiert werden und auch nicht z.B. aus dem Ausland eingekauft werden. Die Wind- und Solarkraftwerke "fördern" den Energieträger quasi selbständig. Das macht die Sache dann schon günstiger.

        • @J. Straub:

          Also bitte nicht falsch verstehen, ich bin völlig pro Erneuerbare, aber auch pro Realität. Und so Sätze wie: Die Sonne schickt keine Rechnung, sind halt einfach sinnbefreit. Für Solar- und Windkraftanlagen müssen sehr wohl Erze aus Bergwerken befördert werden. Solarpanele müssen sehr wohl aus China rangekarrt werden und der Strom ist nur dann günstiger wenn die Sonne scheint/der Wind weht.

          • @QuantumRider:

            Und mir ist auch kein Hersteller bekannt, der die erneuerbaren mit erneuerbaren produziert. Wäre doch ein super werbe Slogan, oder? Ich bekomme immer mehr den Eindruck, dass die Herstellung erneuerbarer Energie den fossilen Markt antreibt. Z.b. LNG.



            Den Chinesen ist es total Latte wie sie ihren Wirtschaftswachstum ankurbeln. In den 90er war es der Tamagotchi, heute sind es PV Anlagen.



            Und warum ist gerade der Tiefbergbau so heiß Umfrage?



            Zum Haare raufen.

            Gruß



            Roberto

        • @J. Straub:

          Die Produktion von Windkraftanlagen und Solaranlagen kostet auch Geld. Die PV Anlagen müssen produziert werden usw. Das kostet alles Geld, das ist schön rechnerei wenn man behauptet Sonne und Wind ist umsonst. Damit man das bekommt, muss man erstmal Geld in die Hand nehmen

          • @Marcelo:

            "...muss man erstmal Geld in die Hand nehmen..."

            Klar, das nennt man Investition. Danach ist der Strom zwar immer noch nicht umsonst, aber zumindest unschlagbar billiger (und nebenbei sauberer) als alles andere. Gerne mal gucken beim Fraunhofer-Institut:



            www.ise.fraunhofer...bare-energien.html

            Das ist dann Rechnerei und nicht Schönrechnerei.

            Weitere Vorteile: Keine Millionen Jahre strahlenden Abfälle (Atomstrom), keine abgerissenen Dörfer (Kohle), keine Abhängigkeiten von Russland, USA, Katar (Gas).

            Nichts ist absolut und komplett ohne Nachteil, aber wenn wir uns nur an den verbliebenen Nachteilen abarbeiten (z.B.: Windkraftanlagen sind ja gar nicht umsonst), wird sich nie was ändern lassen.

            "Die Sonne schickt keine Rechnung" ist doch nur ein Slogan wie "jetzt mit der Extraportion Milch". Also etwas, was man nicht auf die Goldwaage legen sollte, keine "Diskussionsgrundlage". Sonst sind wir wieder beim 80er-Jahre-Niveau: "Atomkraft, nein Danke! Bei mir kommt der Strom aus der Steckdose".

          • @Marcelo:

            Klar Kosten PV Geld. Aber wir sind mittlerweile bei 65€ für 1 großes Panel im Baumarkt.

            Das Gerüst kostet mehr.

            Bei 20-30 Jahre Nutzungsdauer gehen die Anschaffungskosten gegen 0.

            • @sociajizzm:

              Damit PV Anlagen und Windkraftanlagen laufen muss man Geld ausgeben auch Jahre später. Die Dinger laufen nicht von alleine. Also der Punkt das Wind und Sonne umsonst als Energieträger ist, ist absolut falsch.

  • In den Äquatorregionen werden Häuser, Hotels, Büros ... gegen 35 Grad Außentemperatur auf 20 Grad runtergekühlt. Mit Strom!! Bei uns grob gesagt bei durchschnittlich 5 Grad Außentemperatur im Winter auf 20 Grad hochgeheizt. Also vom Temperaturgefälle letztlich die gleiche energetische Aufwendung.



    Das Thema Isolierung von Fassade und Dach scheint also gleich wichtig.



    Jedoch: Da wird eben gegen qualitativ einglasige Fenster, nicht anliegende Fenster, offene Ventilatorenöffnungen, dünne Wände und Dächer angekühlt. Wie gesagt, mit Strom.



    Meine Erkenntnis, leider, war gerade wochenlang in Indien: Wir müssen hier nicht um die letzten 3% Außenfassade Dichtigkeit sprechen um CO2 Emissionen zu senken, sondern mit dem gleichen Geld Größenordnungen von Einsparungen in anderen Ländern bewirken.



    Somit ärgerlich, wenn ich hier lese.... Wärmepumpen brauchen ja ach so viel zusätzlich Strom. Jo mei.... Prioritäten und Stichworte bei einem globalen Problem zu setzen, das sieht anders aus, lieber Think Tank.

    • @Tom Farmer:

      Sie haben übersehen dass wenn man Häuser (übrigens nicht nur in den "Äquatorregionen", das fängt in Südfrankreich an) runterkühlt dann passiert das genau dann wenn die Sonne scheint, Das heisst, Stromerzeugung durch Solarzellen und Verbrauch stimmen praktisch überein. optimal. Wogegen bei uns im Winter erstens die Sonne tagsüber kaum Energie liefert und nachts, wenn es richtig kalt wird, schon garnicht. Und eine geeignete und kostenneutrale Speichertechnologie gibt es derzeit und wohl auch in den nächsten 10 Jahren noch nicht. Der Einsatz von Wärmepumpen usw in Deutschland erhöht den Stromverbrauch ohne dass wir geeignete erneurbare Quellen haben, denn auch der Wind weht nur etwa 2000 Stunden oder so im Jahr, das 8760 Stunden hat.

      • @Gerald Müller:

        Das ist allenfalls theoretisch so, nämlich Sonneneinstrahlung pro Fläche.



        Die Praxis ist das nicht. 35 Grad warme Luft strömt aus der Umgebung in die (offenen) Häuser und heizt die auf. Von mehrstöckigen Häusern oder mit Glasdach oder den Fensterflächen ganz abgesehen.



        Also ihr Argument "stimmt optimal überein".... ist nicht zutreffend.



        In DE alle derzeitigen Wärmepumpen mit erneuerbaren Energien zu betreiben, das geht sich locker aus.

        • @Tom Farmer:

          Dann brauchen Sie aber für alle übrigen Anlagen den fossil erzeugten Strom. Oder aber Batteriespeicher in jedem Haus, um den Grundenergieverbrauch zu decken, wenn die Sonne untergeht. Das funktioniert durchaus, und reduziert die Notwendigkeit, bspw. Gaskraftwerke abends so stark hochzufahren, um die Bedarfsspitzen zu decken, wenn man die tagsüber mit Solar generierte Energie mittels Speichern in die Abendstunden verfügbar machen kann.

          Besser ist das allemal. Aber so ganz ohne fossil klappt es wohl noch nicht.

  • Erfolgsmeldungen, die im Grunde keine sind, denn bisher wurde jede Erweiterung des Stromangebots durch die Nutzung "neuer" Quellen (Kohle, Öl, Gas, Atom, Regenerativ) durch einen größeren Verbrauch "aufgefressen". Zwar steigt die Produktion der Regenerativen, gleichzeitig steigt aber der Verbrauch noch schneller (Klimaanlagen, Wechsel auf E-Mobilität, Wärmepumpen, Rebound-Effekte). Am Ende fängt der Zubau an regenerativen mglw. irgendwann den wachsenden Strombedarf auf, aber eine Ersetzung der fossilen Energieerzeugung ergibt sich daraus nicht.

    Und die weltweite Mobilität (Auto, Flugzeug, Schiff) ist eh der größte Nutzerin fossiler Energie - dieses Problem klärt sich auch durch den Wechsel des Antriebsstrangs in ein paar reichen Industrieländern nicht. Wobei immer mitbedacht werden sollte: der ganze Produktionsprozess unserer E-Mobilität ist ebensowenig nachhaltig, wie die Produktion unserer Anlagen zur Gewinnung regenerativer Energie. Der Produkitonsprozess von der Extraktion der Rohstoffe, über die Werkzeugmaschinen, die Metall- und Zementproduktion (Sockel der Windkraftanlagen) bis zum Endprodukt ist ohne Einsatz fossiler Energie nicht darstellbar.



    Greenwashing halt.

    • @Favier:

      Das E-Autos und Wärmepumpen den Stromverbrauch erhöhen ist zwar richtig, aber deswegen noch lange kein Greenwashing. E-Autos ersetzen Benzin- und Dieselverbrennung. Wärmepumpen ersetzen Kohle-/Gas-/Ölverbrennung. Damit ist die Welt natürlich noch nicht gerettet. Aber jeder Schritt in die richtige Richtung ist besser, als in die falsche.



      Und dass für die Herstellung von Windrädern und Solaranlagen Geld und Material und (zumindest noch) fossile Energie benötigt wird ist auch unbestreitbar. Frage ist nur, wie die Bilanz inklusive des Betriebs nach Fertigstellung aussieht. Und da sind die Fakten tausendmal durchgerechnet.

      Und wo habe sie her, dass der Stromverbrauch so sehr gestiegen sei. Laut Umweltbundesamt Stromverbrauch 1990 (!) 551 Terrawattstunden, dagegen 2023 521 Terrawattstunden. Seit Höchststand 2007 (624) eigentlich kontinuierlich fallend. Bedenken, dass 2023 schon rund die Hälfte des Stroms emissionsfrei aus Erneuerbaren erzeugt wurde, dann wird aus "Greenwashing" am Ende vielleicht doch eine Erfolgsgeschichte, über die man sich freuen und die man nicht kaputtreden sollte.

      Quelle:



      www.umweltbundesam...es-stromverbrauchs

      • @Sisone:

        Wenn wir wirklich das Klima retten wollen, dann sollten wir uns der unangenehmen Wahrheit stellen, dass wir mit deutlich weniger Energie über die Runden kommen müssen. Und mit weniger Produktion. Und ohne autozentrierter Mobilität.



        Und bezogen auf den Stromverbrauch:



        im Artikel war der Weltenergieverbrauch Thema.



        Und da ist festzustellen, dass der Weltenergiebedarf weiterhin ansteigt.



        Und als Letztes: problematisch für regenerative Energiezeugung ist eine Gesellschaft, die auch Nachts einen hohen Energiegrundbedarf hat und die im Winter mehr Energie benötigt als im Sommer. Deshalb wird auch Dtl. auf lange, lange Jahre weiterhin von der fossilen Energieerzeugung (bei uns dann wohl: Gas) abhängig bleiben.



        Und solange bspw. pro Windturbine bis zu 10.000 Tonnen Beton als Fundament benötigt werden (neben allem anderen), ist das alles andere als nachhaltig.

        • @Favier:

          Habe mal nachgerechnet, wieviel Material (Zement, Asphalt, Steine usw.) im groben die A9 (Autobahn Potsdam-München) wiegt. Bin auf rund 19 Millionen Tonnen gekommen. Energieertrag gleich Null.

          Niemand behauptet, dass Windräder klimatechnisch zum Nulltarif zu bauen sind. Aber eben im Verhältnis inklusive Betrieb am klimaschonendsten und längerfristig mit günstigster Energie.

          Und ja, auf die Welt bezogen, ist der Anteil erneuerbarer nicht größer geworden (aber auch nicht kleiner), aber der Anteil des Zubaus Erneuerbarer nimmt in vielen Ländern deutlich zu (in Deutschland, aber auch in China und den USA), so dass die Trendwende absehbar ist. Und das ist gut und nicht schlecht.

      • @Sisone:

        *Stromverbrauch auf Deutschland bezogen.

    • @Favier:

      Meine WP ersetzt 1 kWh Gas durch 1,5 kWh Wärme, auch wenn all mein Strom aus einem Gaskraftwerk stammt. Das sind 150% Wirkungsgrad, mehr als jede Gasheizung.

      • @Horst Wessel:

        ... und auch die Wärmepumpe muss produziert werden. Dazu bedarf es der Rohstoffe, die aus der Erde geholt werden, Schiffen, die die Rohstoffe in die Produktionsländer befördern, eine Fabrik mit Maschinen drin usw. usf. Und alle diese Produktionsschritte, die dem Einsatz im eigenen Haus vorgeschaltet sind, wurden mit Hilfe fossiler Energie durchschritten. Unsere ganze nachhaltige Energieproduktion ist ohne den Einsatz fossiler Energien nicht darstellbar.



        Da mag die Maschine im täglichen Einsatz noch so effizient sein.

        • @Favier:

          Schon. Und es wird auch absehbar so bleiben. Aber man kann und sollte die Abstützung auf fossile Energiequellen durchaus reduzieren.

          Bootstrapping eben.

        • @Favier:

          Aber, aber. Als wenn der ganze Produktionsaufwand für eine klassische fossile Heizungsanlage nicht auch angefallen wäre. Insofern macht es schon Sinn, sich auf den Unterschied im Einsatz zu konzentrieren.

        • @Favier:

          "Die Maschine" muss nur ein mal gebaut werden. Das gilt für aber für Öl- oder Gasheizung genauso wie für Wärmepumpe oder Photovoltaikanlage.



          Da macht es selbstverständlich einen Riesenunterschied, ob an jedem einzelnen Tag der nächsten 20 Jahre (7.300 Tage) mehr oder weniger Dreck und CO2 in die Atmosphäre gepustet wird. Meine Photovoltaikanlage beispielsweise hat in den letzten 2 Jahren so viel Strom erzeugt, wie die Verbrennung von 7,2 Tonnen Kohle erbracht hätte.



          7,2 Tonnen Kohle, die aus der Erde geholt, an die Betriebststätte geschafft und dann einfach verbrannt worden wären und danach sinnlos in der Luft rumhängen.



          Das ganze ersetzt durch eine Photovoltaikanlage, die vielleicht 500 kg Rohstoff wiegt. Gerne auch mal auf 20 Jahre hochrechnen. Gerne auch mal in Gasverbrauch umrechnen. Der Unterschied liegt auf der Hand.



          Beim Elektroauto das gleiche. Mit meinem bin ich jetzt knapp 100.000 km gefahren, habe dafür rund16.000 kwh Strom verbraucht (in meinem Fall größtenteils Solarstrom). Mit Benziner zuvor habe ich dafür



          7.000 Liter verbrannt (...Rohstoff, der aus der Erde geholt wurde, Schiff, das in die Produktionsländer befördert, Fabrik, Verarbeitung usw...").

          • @Sisone:

            Alles relativ, denn alle Statistiken sind in einem Punkt eindeutig: bestenfalls unser wachsender Energiebedarf wird durch die Regenerativen ausgeglichen. Die fossile Energieproduktion läuft fröhlich weiter.



            Schönrechnerei bleibt auch das E-Auto, denn auch wenn der Strom vom Dach kommt, so kann er entweder ins Netz eingespeist werden und würde dann der Allgemeinheit zur Verfügung stehen, also: weniger Strom aus einem Kohlekraftwerk erfordern, oder er wird für's eigene Auto genutzt ... Am Ende gilt so oder so: die Energie für's E-Auto ist zu betrachten wie der nationale Energiemix.



            Zudem ist natürlich zu betrachten: die unter umweltzerstörerischen Bedingungen geförderten Metalle und der gesamte sich anschließende Produktionsprozess.



            Dazu als Lektüreempfehlung:



            Winfried Wolf,



            Mit dem Elektroauto in die Sackgasse. Warum E-Mobilität den Klimawandel beschleunigt.

            • @Favier:

              Die Schönrechnerei vom Dach verstehe ich nicht. Entweder speise ich Strom ein und verbessere dadurch den Energiemix, oder ich lade mein Auto verbrenne kein Benzin. Wo ist der Nachteil?

              Zufällig habe ich das Buch von Wolf vor Jahren tatsächlich gelesen. Das hat mich Ende in der Entscheidung zum Elektroauto bestärkt, weil ich versucht habe, die im Buch aufgestellten Behauptungen zu überprüfen. Für mich stellte sich heraus, dass insbesondere die Zahlen zu Rohstoffverwendung und Umweltbelastung in der Produktion nicht stimmten oder überholt waren und der Autor von vielen falschen Annahmen ausgegangen ist.

              So rechnet der Autor wie selbstverständlich mit der Grundlage eines Strommixes mit Hautanteil Kohlestrom, was damals schon falsch war (das Buch ist ja auch schon einige Jahre alt) und heute noch falscher ist.

              Die Angaben zum CO2-Verbrauch bei der Produktion sind erfunden. Die gesamte Ökobilanz: erfunden.

              Der Autor geht auch von viel kürzeren Laufzeiten der Elektroautos aus, als real existent.

              Aktuellere Studie:



              "... elektrische Fahrzeuge die Gesamtemissionen über den Lebenszyklus inkl. Herstellungsprozess im Vergleich zu Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor um 89 % reduzieren.."

              • @Sisone:

                a.) kein Nachteil. Nur die Aussage "in meinem Fall größtenteils Solarstrom" wurde in Frage gestellt. Es gilt der nationale Strommix.



                b.) das UBA geht aktuell von einem Klimavorteil von 40% aus.



                c.) Hinzu kommt, wie richtig bemerkt, die "Klimabilanz" der automobilen Infrastruktur, die an keiner Stelle den Verursachern zugerechnet wird.



                d.) Ein Fahrrad (nicht E) kommt auf den Lebenszyklus (8 Jahre) betrachtet auf einen Wert von 200 kg CO2, bei einer Fahrleistung von 20.000 km in 8 Jahren also 10g/km. Beim Benziner schlagen aktuell 230g/km (bezogen auf den Lebenszyklus) zu Buche, beim E-Auto 160g/km.



                (www.enbw.com/blog/...ind-elektroautos/)

                Insofern: man kann es sich einfach schön rechnen.



                Oder noch ein Zitat:



                "Wenn beide Antriebsraten auf ihre Weise schädlich sind, kann das ja nicht heißen: Dann bleiben wir doch beim Verbrenner und heizen munter weiter die Atmosphäre auf! Sondern: schade, schade, dann eben weniger Autos. Viel weniger."



                (Richter, Hedwig; Ulrich, Bernd, Demokratie und Revolution. Wege aus der selbstverschuldeten ökologischen Unmündigkeit, Köln 2024)

  • So ganz schlüssig finde ich das mit den Klimaanlagen nicht - schließlich deckt sich da der größte Energiebedarf mit der größten Solarverfügbarkeit...

    • @Garak:

      Der Einbau von Klimaanlagen ist ja auch hierzulande auf dem Vormarsch.



      Betrachtet man/frau den öffentlichen und Individualverkehr, so waren in den 80ern Klimaanlagen noch die große Ausnahme.



      Heute sind Fahrzeuge ohne Klimaanlage die große Ausnahme.



      Es ist anzunehmen, dass sich dieser Trend, der in Büro- und Geschäftsgebäude seit langem besteht, zunehmend auch auf Privathäuser ausweitet. Die schon häufig gekauften mobilen Geräte sind zwar recht ineffizient, haben dennoch einen hohen Stromverbrauch.

    • @Garak:

      Das ist *zusätzlicher* Strom, der bereit gestellt werden muss und der kommt halt vom vorhandenen Strommix.

    • @Garak:

      Das ändert nichts daran, dass mehr Klimanlagen den Stromverbrauch ansteigen lässt.

      • @Knuty:

        Haben aber den kleinsten Speicherbedarf. Im Gegensatz zu E-Autos und Wärmepumpen.

    • @Garak:

      Insbesondere, weil die Energie für Klimaanlagen genau dann abgerufen wird, wenn sie im Übermaß einstrahlt. Das Speicherproblem der Erneuerbaren ist hier gar nicht relevant.