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Streit in der Linkspartei„Die Täter stellen sich als Opfer dar“

Oskar Lafontaine erhebt erneut schwere Vorwürfe gegen die Linken-Parteivorsitzenden Katja Kipping und Bernd Riexinger.

Oskar Lafontaine in seinem Büro in Saarbrücken (Archivbild März 2017) Foto: reuters

BERLIN taz | Der Fraktionsvorsitzende der Linken im saarländischen Landtag, Oskar Lafontaine, hat die Parteivorsitzenden Katja Kipping und Bernd Riexinger erneut heftig kritisiert. Aus dem Umfeld der Parteichefs würden der Fraktionsvorsitzenden Sahra Wagenknecht „Rassismus, Nationalismus und AfD-nahe Positionen vorgeworfen“, sagte Lafontaine der taz. Dies sei „nicht geeignet, die Zusammenarbeit auf eine tragfähige Basis zu stellen“.

Riexinger habe zudem „in Madrid nach einigen Gläsern Wein die Absicht bekundet, Wagenknecht wegzumobben“. Diese Vorwürfe gegen die Parteivorsitzenden hätten öffentlich gemacht werden müssen, „als sich die Täter als Opfer darstellten“, sagte Lafontaine im taz-Interview.

Kipping und Riexinger stellen sich auf dem Bundesparteitag der Linkspartei vom 8.-10. Juni in Leipzig zur Wiederwahl. Gegenkandidaturen sind bisher nicht angemeldet. Es wird aber mit Auseinandersetzungen über den Kurs der Partei gerechnet.

Seit Monaten streitet sich der Wagenknecht-Flügel mit dem Parteivorstand über die Flüchtlings- und Migrationsfrage. Dabei tritt der Parteivorstand für „offene Grenzen“ ein, Wagenknecht und Lafontaine möchten den Zuzug nach Deutschland begrenzen. Lafontaine kritisierte in der taz auch den Leitantrag des Bundesvorstandes zum Parteitag. „Mit großer ideologischer Hartnäckigkeit“ werde „die Lohn- und Mietkonkurrenz geleugnet, die entsteht, wenn sehr viele Menschen zu uns kommen“, sagte er.

Lafontaine nahm auch zur SPD Stellung: Ihr Kernproblem sei, „dass sich ihr Führungspersonal weigert, auf die Stimme der Wählerinnen und Wähler zu hören“, so der saarländische Fraktionschef der Linken. „Man hat den Eindruck: Selbst wenn die SPD weniger als zehn Prozent bekäme, wäre die Parteispitze nicht der Meinung, sie müsste ihre Politik ändern.“ Die SPD-Parteivorsitzende Andrea Nahles habe die „Karriere vieler Jungsozialisten gemacht – die Diagonal-Karriere: von links unten nach rechts oben“.

Das Interview mit Oskar Lafontaine lesen Sie in voller Länge am Donnerstag in der gedruckten Ausgabe der taz und auf taz.de.

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11 Kommentare

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  • 8G
    80576 (Profil gelöscht)

    Die Linke zerlegt sich selbst, zu unterschiedlich sind die sozialen Milieus, die man im Auge hat. An der Flüchtlingsfrage tritt die Bruchstelle am deutlichsten hervor. Die hedonistische Internationale und der prekär Beschäftigte haben eben wenig gemeinsam. Die Schichten, die den Staat tragen und finanzieren, hat man seitens der Linken gleich gar nicht im Blick, allenfalls mit dem Blick der Verachtung.

    • @80576 (Profil gelöscht):

      Ist es nich ein wenig zynisch den Begriff „hedonistische Internationale“ zu verwenden? Ich gehe davon aus, er will jene treffen, die sich für Flüchtlinge und offene Grenzen einsetzen. Flüchtlinge oder Arbeitsmigranten als Hedonisten zu bezeichnen ist Zynismus pur.

  • Warum soll ich als Arbeiter eine (Kippinger) Linke wählen die mich einer verschärften Konkurrenz Situation bei Arbeitsplätzen und Wohnraum ausetzen will?

  • Riexinger und Kippinmg sind halt Nahles und Scholz in Linksparteiversion. Die werden die Partei schon halbieren...

  • Schon klar. Fremdarbeiter-Lafo erklärt wer in der SPD rechts ist.

    • @Rudolf Fissner:

      Sarrazin fällt mir da als erstes ein.

      • @Frederik Andersen:

        Ja? Hat Lafontaine dessen rechte Positionen zur Migration auch erkannt und so konsequent abgelehnt wie die SPD (Parteiausschussverfahren)? Ich glaube da täuschen Sie sich.

        • @Rudolf Fissner:

          Ich vermute Lafo schreibt demnächst auch noch so ein Buch mit Wagenkencht zusammen, Titel wird sein "Die Linke schafft sich ab" oder "Die Linke kann nicht alle aufnehmen". Obwohl beides wäre ja zu sehr geklaut von Sarrazin und dem "Thilo-Sarrazin" der Grünen, Boris Palmer. Aber dann müssten Sie immerhin bei Lafontaine nicht mehr auf ein so altes Zitat von 2005 zurückgreifen. LOL

  • “....öffentlich gemacht werden müssen“. Im Dienst unserer Sache.... oder für Deutschland und die Revolution... fehlt da noch.

    Das ist klassischer Diktatorensprech.

    Man hat immer eine Wahl! Immer! Die Frage ist ob man will.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Tom Farmer:

      Klassischer Diktatorensprech?

       

      Man hat immer eine Wahl. Stimmt. Auch in Form und Maß von Kritik.